zunächst vielen Dank für die netten Worte der Anerkennung für meinen/unseren Vorbericht.
Einige von uns waren nicht nur in der Halle unterwegs, sondern haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, Eurere (und letztlich auch unsere) Heimat etwas besser kennen zu lernen. Für uns "Wessies" gibt es jenseits des ehemaligen eisernen Vorhangs noch endlos viel zu entdecken, zu lernen und zu bestaunen. Dabei haben wir Handballfans des SV 08 das Privileg, zumindest die Orte unserer sportlichen Gegner für kurze Zeit zu besuchen und ein paar Eindrücke zu sammeln. Man sieht z. B. Euerer Stadt trotz mancher Verfallserscheinungen an, dass sie einstmals ein wohlhabender und über die Stadtgrenzen hinaus kulturell hochstehender Ort gewesen ist - und auf einem guten Weg ist, wieder zu werden. Ob der Kürze der Zeit mussten wir unser Sightseeing zwar auf das Schloss begrenzen, hatten jedoch auch dort alleine schon genügend zu betrachten und viel Spaß (Eulenspiegelturm - toller Ausblick!).
Dass dann der Spielbericht nicht ganz so positiv ausgefallen ist, tut mir leid, liegt sicherlich auch ein wenig an der Enttäuschung über den Verlauf und den Ausgang des Spiels (die Niederlage war jedoch - auch in der Höhe - absolut gerechtfertigt), ist aber in erster Linie dem "Erlebnis" Bruno-Hinz-Halle geschuldet.
Hierzu einige Anmerkungen und Erklärungsversuche:
- Es ging/geht mir weniger um das Geschehen auf dem Feld, als vielmehr um das Drumherum (blutige Nasen und blaue Flecken sind Gang und Gäbe in diesem Sport und sind/waren auch weniger der Stein des Anstoßes - auch wenn sie diesmal eben etwas gehäufter auftraten als in den bisherigen Partien).
- Der weitaus überwiegende Teil der Bernburger Fans war und ist nach meiner festen Überzeugung genauso wie die Auerbacher Zuschauer bzw. wie die Fans in allen Hallen der Liga, ja der gesamten Republik, mit der gleichen sportlichen Begeisterung am Handball und am Geschehen auf und neben dem Spielfeld interessiert.
- Die Bernburger Trommeleinheit ist absolut Klasse und hat sich mit der unsrigen ein Krachmach-Duell auf Augenhöhe geliefert. So macht es richtig Spaß, so sollte es immer sein.
- In jeder Halle gibt es Krakeeler und Schreihälse, die manchmal - am besten von den eigenen Leuten - etwas "eingebremst" werden müssen. Solange diese Emotionen nicht überschwappen, ist das nicht nur in Ordnung, sondern gehört auch durchaus zu einem stimmungsvollen Handballspiel.
- Wenn allerdings - wie leider am vergangenen Samstag -
- gegnerische Fans von der Tribüne gegenüber mit "Stinkefingern" bedacht werden,
- mit eindeutigen Gesten und lautstarken Rufen aufgefordert werden, man solle doch rüber kommen, um zu
erfahren, "wie sich die Nase von Euerer 21 anfühlt!",
- verletzte und blutende Spieler noch zusätzlich ausgebuht und als Schauspieler bezeichnet werden,
- heimische Spieler nach erfolgreichen Aktionen den Gast-Akteuren den "doppelten Mittelfinger" zeigen und
- gegnerische Spieler und Betreuer auf der Bank sich als "blöde Weißwurstfresser" bezeichnen lassen müssen,
dann, ja dann fällt es mir leider nicht ganz so leicht, einen vorbehaltlos positiven Bericht über das Spiel zu verfassen.
Ich halte es für durchaus berechtigt, wenn sich die Menschen im Osten der Republik nach fast einem Vierteljahrhundert Deutscher Einheit über die streckenweise immer noch festzustellende Ignoranz der "Wessies" ärgern und nicht nur Toleranz sondern auch die nötige Anerkennung/Respekt fordern. Allerdings sollte man nicht nur fordern, sondern auch ein entsprechendes und beispielgebendes Verhalten an den Tag legen.
Dass noch ein weiter Weg zur wahren Einheit ist, ist wohl allen klar, und wenn ich mir einzelne Einträge in Foren wie "Bärenpower e. V." und in anderen (auch unseren) Gästebüchern betrachte, dann stelle ich traurig fest, dass dieser Weg nicht nur lang, sondern auch "kein leichter" sein wird.
"Reißt endlich auch die Mauern in den Köpfen der Menschen ein!"
Wie gesagt, der weitaus größte Teil der Menschen/Fans - "Wessies" wie "Ossies" - tickt ja auf diese Art.
Lasst uns mit gutem Beispiel vorangehen!
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Krakeeler, Schreihälse und Hooligans nicht auch noch unseren schönen Handballsport als Plattform für ihre tumben und ignoranten Aggressionen nutzen können.
Mehr sog'I ned!
(und nix für Ungut)
DgA