HANDBALL. Geduld. Wenn es für die Handballer der SG Köndringen-Teningen so etwas gibt wie ein Schlagwort der Saison, favorisiert Trainer Ole Andersen die Tugend des Langmuts – Geduld. "Man muss einer Mannschaft Ruhe geben und die Zeit zum Wachsen, wenn ihr Routine fehlt", erklärt Andersen. Viel Zeit wird dem stark verjüngten Kader des höchstklassigen Handballklubs im Breisgau freilich nicht bleiben. Am Samstag beginnt mit dem Auswärtsspiel beim SV 08 Auerbach die neue Saison in der Dritten Liga.
Es ist die dritte Spielzeit für Andersen bei der SG – und vielleicht die aufregendste. Eine Saison mit Höhen und Tiefen prognostiziert der 56-jährige Handballlehrer aus Dänemark. "Die SG kann in Rust getrost eine neue Achterbahn aufmachen", ist Andersen überzeugt. Junge Hüpfer unterliegen Formschwankungen, junge Hüpfer kennen Konstanz meist nur vom Hörensagen. Junge Hüpfer sind so berechenbar wie ein plötzlich auftretender Tornado. Doch junge Hüpfer spielen mit großer Leidenschaft, unbändigem Ehrgeiz sowie einer Mischung aus Lernwillen und Formbarkeit. Diese Begeisterung soll in der neuen Saison Flügel verleihen und die Zuschauer in der Ludwig-Jahn-Halle für sich einnehmen. "Wenn das Herz der Spieler für die SG schlägt, wird der Funke schnell auf die Ränge überspringen", versichert der SG-Coach.
Die dritte Spielzeit ist für Andersen die aufregendste
Was dabei tabellarisch herausspringen soll, ist ein Platz irgendwo zwischen den Rängen drei und neun – jenen Positionen, die Andersen in den beiden zurückliegenden Jahren mit der SG erreichte. "Ich erhoffe mir einen vorderen Platz im Mittelfeld, und ich erwarte, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden." So drückt es der Vorsitzende Markus Keune aus. Andersen selbst könnte sich gut mit dem Mittelwert seiner Vorjahresplatzierungen arrangieren ("Nach drei und neun wäre sechs nicht schlecht"). Ihm liegt aber mehr an der spielerischen Weiterentwicklung der Mannschaft.
Die SG Köndringen-Teningen der Saison 2013/14 funktioniert nur als Team. "Wir verfügen nicht über die großen Individualisten, sondern über eine breite Mannschaft mit starkem Konzept", so Andersen. Diese Breite soll auch helfen, die zu erwartenden Hänger und Rückschläge zu kompensieren. Im DHB-Pokal gegen den VfL Gummersbach gelang das lange Zeit ganz gut, "ehe wir in den letzten 18 Minuten in ein tiefes Loch gefallen sind", bemerkte Andersen. So mündete eine überraschend ausgeglichene Begegnung vor einer Woche am Ende noch in eine klare 22:32-Niederlage.
Das neue Gesicht der Mannschaft zeigt den Willen der Verantwortlichen, die regionale Identität zu fördern. In Tarik Kasumovic, einem 21-jährigen bosnischen U-21-Nationalspieler, gesellt sich lediglich ein nicht-südbadischer Akteur hinzu. Der Rest kommt bis auf eine Ausnahme aus dem Lager der eigenen A-Junioren, die im vergangenen Jahr unter Wolfgang Ehrler erfolgreich die Bundesligareife nachwiesen.
Als Mann der Zukunft gilt vor allem Pascal Bührer. Der 17-jährige Rückraumspieler ist für den SG-Trainer "ein Riesentalent, an dem wir noch viel Freude haben werden". Max Dannmeyer, neben Kasumovic "der zweite junge Shooter" (Andersen), stammt aus Weil am Rhein und spielte in den vergangenen Jahren für den Schweizer A-Nationalligisten RTV Basel.
Über die Lücken, die Abgänge wie Trodler oder Rascher hinterlassen, will Andersen gar nicht reden. Stattdessen interessieren ihn die Vorzüge der jungen Generation. Habe er früher einem Spieler gesagt, er solle 40 Liegestütze machen, habe er gelacht und 30 gemacht. "Heute lacht er und macht 50", sagt Andersen. Diese hohe Leistungsbereitschaft könne den einen oder anderen Akteur bald in die zweite Bundesliga führen. Voraussetzung dafür sei das, was Andersen in diesem Jahr besonders am Herzen liegt: Geduld.
Zum Saisonstart steht der SG am Samstag gleich die weiteste Auswärtstour der Runde in die Oberpfalz bevor: Der SV 08 Auerbach spielte im Vorjahr noch in der Regionalliga Ost und vermied hier nur knapp den Abstieg. "Wir wissen, dass wir es mit einer 3-2-1-Abwehr zu tun bekommen, und haben die Laufwege dafür trainiert", sagt Andersen. Es fehlen neben Pascal Bührer (Urlaub) die Langzeitverletzten Martin Hirling, Lukas Bing und Yannick Cesar. Drei Verletzte, das sei, so Andersen, gegenüber der Vorsaison, als fast ständig sechs bis sieben Kräfte malad waren, "fast schon komfortabel".
Sprungbrett BZ