„Das Spiel am Samstag gegen Dresden ist sicherlich eines der wichtigsten für uns, es wird aber auch eines der schwersten“ lautete vor fast genau drei Jahren die Vorhersage von Spielertrainer Tobias Wannenmacher. Damals empfingen die Oberpfälzer einen Mitaufsteiger in die 3. Liga, der mit nur drei Minuspunkten die Oberliga Mitteldeutschland dominiert und am Ende nach einem dritten und zwei zweiten Plätzen souverän die Meisterschaft gefeiert hatte.
Inzwischen ist viel Wasser die Elbe hinunter geflossen und auch beim HC hat sich vieles geändert. So sind die Ziele seit damals weitaus ehrgeiziger geworden, spricht man doch in dieser Saison von Beginn an vom Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach dem Abschneiden in der vergangenen Saison eine durchaus nachvollziehbare Vorgabe, schließlich war man auch im Vorjahr schon auf gutem Wege und führte über lange Zeit die Tabelle an. Gegen Ende der Saison jedoch verloren die Elbestädter sechs ihrer letzten sieben Spiele und mussten sich mit der Vizemeisterschaft begnügen. Aufgrund des Aufstiegsverbotes für Meister SC Magdeburg II nahmen die Elbestädter am fälligen Relegationsturnier dreier Teams um zwei Plätze in der 2. Liga teil. Dieses fand in der Energieverbund-Arena in Dresden statt, ein Heimspiel also für die ambitionierten Sachsen. Doch der HC verlor seine beiden Spiele und musste, für alle Beteiligten enttäuschend, den Gästen den Vortritt lassen.
Dabei waren die Planungen für die 2. Bundesliga schon relativ weit fortgeschritten, ein Umstand der dem Verein in dieser Saison durchaus zugute kommen dürfte. Vereinspräsident und Hauptsponsor Uwe Saegeling (48) stellte zusammen mit einer Investorengruppe nicht nur den Neubau einer bundesligatauglichen Halle in Aussicht, sondern für den Fall des Aufstiegs, erstmals in der Vereinsgeschichte einen Etat von 1 Million Euro zur Disposition. Nach dem verpassten Aufstieg wurde die Mannschaft auf mehreren Positionen umgebaut und mit erst- und zweitliga- erfahrenen Spielern verstärkt. Für die rechte Außenbahn verpflichtete man mit René Boese (31) einen ehemaligen Junioren-Nationalspieler, der zuletzt für den letztjährigen Zweitligameister SC DHfK Leipzig seine Stiefel schnürte. Er ist damit einer von drei Spielern, die von Leipzig in die Landeshauptstadt wechselten. Die beiden anderen sind der junge Mittelspieler Sebastian Greß (20) und der norwegische Torhüter Henrik Ruud Tovàs (28), der auch schon über Champions- Leaque- Erfahrungen mit seinem Heimatverein verfügt. Ob Tovàs auflaufen kann ist zwar fraglich, da er zuletzt an einer Verletzung laborierte, allerdings hat Peter Pysall in Timo Meinl und Marcel Balster mehr als nur eine Alternativlösung parat. Neben Abwehrchef Rico Göde wirbelt seit dieser Saison Henning Quade (26) als zweiter Kreisläufer die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander. Der 1,96- Metermann spielte bereits für den Bergischen HC, die HSG Düsseldorf und für den VfL Bad Schwartau. Für die rechte Rückraumseite verpflichteten die Sachsen Hannes Lindt (29), einen vielgereisten Akteur mit Stationen unter anderen bei Concordia Delitzsch, SC Magdeburg Gladiators, DHC Rheinland, TUSEM Essen und SG BBM Bietigheim. Ihm gegenüber verstärkt Nils Holger Kretschmer (22) vom TV Bittenfeld die linke Rückraumseite. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits auf etliche Stationen im professionellen Handball zurückblicken. So trug er neben den Farben der Rhein-Neckar-Löwen auch schon die des TV Großwallstadt, des SC Magdeburg und des VfL Bad Schwartau.
„Wir werden sehen, ob und wie weit sich die neue Mannschaft bereits gefunden hat“ sagte Tobias Wannenmacher am Rande einer Trainingseinheit. „Dresden trainiert zwar fünfmal die Woche, aber es dauert seine Zeit, bis sich ein Mannschaftsgefüge endgültig gebildet hat. Das wissen wir aus eigener Erfahrung.“ Dennoch reisen die Gäste aus der sächsischen Landeshauptstadt als haushoher Favorit an. In den beiden Partien bisher konnten sie dieser Rolle auch durchaus gerecht werden. Zunächst wurde Aufsteiger USV Halle in seiner eigenen Spielstätte mit 21:35 abgefertigt, bevor am vergangenen Samstag der Vorjahres- Fünfte TV Kirchzell, wenn auch nach langem Kampf, die Energieverbund- Arena mit einer 30:28 Niederlage verlassen musste.
Somit kann man feststellen: Dresden ist auf Kurs, auf Aufstiegskurs. Inwieweit der Aufsteiger aus Auerbach sich diesem Team in den Weg stellen kann, wird man sehen. Matthias Schnödt wird zwar noch immer nicht zu Verfügung stehen bei dem Versuch, dem großen Favoriten das Leben etwas schwerer zu machen, doch Bangemachen gilt nicht für Tobias Wannenmacher und sein Team. „Wir haben nichts zu verlieren und könnten eigentlich befreit aufspielen. Leider lässt sich das nicht immer so leicht umsetzen.“ Sollten er und seine Spieler eine ähnlich konzentrierte Leistung abrufen können, wie zuletzt gegen den TSV Rödelsee oder auch in der ersten Hälfte gegen den HSC Bad Neustadt, dann ist womöglich eine spannende Partie zu erwarten. „In einem Spiel, in dem es so Spitz auf Knopf steht, wie ich es gegen Dresden erwarte, bringt der „Achte Mann“ oftmals das letzte Quantum Schub, das die Waage zugunsten der Heimmannschaft ausschlagen lässt“ lautete die Vorhersage des Trainers vor drei Jahren. Spitz auf Knopf steht es diesmal wohl eher nicht, dennoch kann die Unterstützung einer gut gefüllten und lauten Tribüne dem Team nur gut tun.
Aufstellung: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss, Neuß, Lux, Wannenmacher, Herold, Büttner, Schramm, Müller, Wolf, Schöttner