Es gäbe einiges zu berichten über den unterfränkischen Weinort Rödelsee. Zum einen wäre da als wichtigste Sehenswürdigkeit des Ortes einer der größten jüdische Friedhöfe Bayerns mit über 2.500 Grabstätten, zum anderen das Schloss mit sehenswertem Park auf dem nahe gelegenen Schwanberg. Interessant wäre sicherlich auch die Besichtigung der beiden St. Bartholomäus-Kirchen, die eine evangelisch, die andere katholisch. Zudem finden alljährlich am letzten Novemberwochenende die Christkindles Werkstätten statt, ein romantischer Weihnachtsmark im Schloss Crailsheim in Rödelsee.
Allerdings trägt der TSV seine Heimspiele in Ermangelung einer geeigneten Halle nicht in Rödelsee, sondern im Sickergrund im knapp sechs Kilometer entfernten Kitzingen aus, sodass eine Besichtigung mit zu großem Aufwand verbunden sein dürfte. Aber auch Kitzingen bietet ein breites Spektrum an Sehenswürdigkeiten. Die Große Kreis- und historische Weinhandelsstadt liegt an den Ufern des Mains etwa 20 Kilometer von Würzburg entfernt. Wahrzeichen der Stadt sind der Falterturm mit seiner schiefen Haube, in dem das Deutsche Fastnachtsmuseum untergebracht ist, und die Alte Mainbrücke, eine Steinbogenbrücke, welche die Stadt mit dem Ortsteil Etwashausen verbindet. Darüber hinaus findet man in Kitzingen auch ein Conditorei-Museum sowie mehrere Kirchen, Klöster und Kapellen. Sehenswert ist auch das ehemalige Luitpoldbad, das heute die Volkshochschule und die Stadtbücherei beherbergt. Ob nun die Auerbacher Fanschar die etwas mehr als zwei Kilometer in Zentrum auf sich nehmen, oder ob sie in der „Hall“ im Sickergrund ein, zwei Schöpple Wein genießen will, wird sich wohl vor Ort entscheiden.
Das Team um Tobias Wannenmacher muss sich sowieso auf den Gegner konzentrieren, den TSV Rödelsee. Spiele gegen diesen alten Bekannten versprachen schon immer emotionale und teilweise auch spannende Derbys. Auch wenn der SV 08 Auerbach die letzten sechs Partien alle für sich entscheiden konnte, gerade die Partien in Kitzingen waren immer äußerst knapp und forderten Alles von beiden Teams. Zuletzt traf man am 21. April 2012 im Sickergrund aufeinander und lieferte sich ein echtes Derby. Lange Zeit lag der TSV gegen den bereits als Bayerischer Meister feststehenden SV 08 in Front, führte in der ersten Hälfte bereits mit sieben Toren (17:10), hatte zur Pause noch immer einen deutlichen Vorsprung und musste sich am Ende doch knapp mit 31:32 geschlagen geben. Während ein Großteil des Teams um Trainer Dusan Suchy (38) auch damals schon dabei war, sind aus der Mannschaft der Oberpfälzer noch gerade einmal drei Akteure auch diesmal mit von der Partie. Dennoch kennen die meisten Spieler der Blau-Weißen den Gegner aus eigener Erfahrung, denn auch die Auerbacher Neuzugänge trafen mit ihren ehemaligen Teams in der Bayernliga auf die Unterfranken.
Allerdings hat sich auch der TSV Rödelsee in gewissem Umfang verändert. Michal Tonar, lange Jahre einer der Garanten für erfolgreichen Handball in Rödelsee und für die Meisterschaft in der vergangenen Saison, verließ den Verein und beendete seine Kariere. Vilim Vitcovic tritt inzwischen in der 2. Mannschaft an und Sebastian Piller wechselte zurück nach Winkelhaid. Dafür steht in Trainer Suchys Team seit 2012 mit dem ehemaligen Coburger Jan Kästner ein erfahrener Zweitligaspieler, der in dieser Spielzeit mit durchschnittlich fast acht Treffern pro Spiel der Top-Torschütze der Unterfranken ist. Ihm gegenüber besetzt in der Nachfolge von Micky Tonar mit Neuzugang Bostian Hribar (36) ein ehemaliger Bundesligaakteur und slowenischer Nationalspieler die rechte Rückraumseite. Hatte man sich auch auf der Spielmacherposition mit Marin Varvodic verstärkt, konnte der vom ehemaligen Bundestrainer Vlado Stenzel vermittelte Kroate sein Können wegen einer im ersten Saisonspiel erlittenen schweren Schulterverletzung nicht unter Beweis stellen. Nach der Auflösung seines Vertrages wurde mit Rok Ivancic (33) ein adäquater Ersatz gefunden. Ebenfalls ehemals slowenischer Nationalspieler bringt auch er einige Erfahrung aus der 1. Liga seiner Heimat und aus der Schweiz mit nach Unterfranken. Auf der Außenposition ist der TSV mit Andreas Paul ebenfalls stark besetzt. Zudem verstärkte man sich auf der Torhüterposition mit Max Deussen vom Zweitligisten HC Erlangen.
In jedem Fall handelt es sich um ein erfahrenes und gut eingespieltes Team, das den SV 08 Auerbach erwartet. Als Aufsteiger mit dem Ziel Klassenerhalt in die Saison gegangen, ließen die Unterfranken die Liga bereits einige Male aufhorchen, als sie drei ihrer fünf bisherigen Heimspiele gewannen. Dabei besiegte man neben den Bundesliga-Reserven aus Balingen-Weilstetten und Kronau-Östringen auch den TSV Friedberg und unterlag gegen den Spitzenreiter aus Bad Neustadt am Ende nur knapp mit 23:25.
„Wir wissen, dass wir uns nicht auf die blanken Zahlen verlassen dürfen. Auch wenn Rödelsee mit nur sechs Pluspunkten derzeit auf Rang 15 liegt wissen wir, dass es ein sehr schweres Spiel für uns wird“ warnte Tobias Wannenmacher sein Team unter der Woche. „Leider fällt ausgerechnet jetzt Alexander Tannenberger wegen eines Bänderrisses für die nächsten sechs Wochen aus. Wir fahren zwar mit ausreichend Respekt nach Rödelsee, wollen aber auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein auftreten. Mit einem Sieg könnten wir den Abstand nach unten weiter ausbauen“ lautete seine Vorgabe für das Derby.
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Weiss, Walz, Müller, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner, Lux