„Ich denke, wir haben ein typisches „Unentschieden-Spiel“ gesehen“ meinte Gelnhausens Trainer Andreas Halman nach einer für alle Beteiligten spannenden Partie. Damit traf er durchaus den Kern des Spielverlaufs, denn die beiden Teams hatten sich über 60 Minuten einen sehr ausgeglichenen Schlagabtausch geliefert.
Auerbach trat mit den angeschlagenen Andreas Wolf und Philipp Schöttner an, die noch zwei Tage zuvor eher skeptisch ob ihrer Teilnahme waren. Wolf hatte noch am Donnerstag abgesagt, sich aber am Freitag dennoch mit Schmerzen durch das Training gequält, um in diesem wichtigen Spiel dabei sein zu können. Lohn für diesen Einsatz sind zwar Schmerzen in der Leiste, aber auch zwei Punkte fürs Team. „Ich kann zwar kaum mehr laufen, aber der Sieg macht Vieles wett“, lautete sein glücklicher Kommentar kurz nach der Schlusssirene. Die Blau-Weißen starteten bereits nach etwas mehr als einer halben Minute mit 1:0 in die Partie. Im Vergleich zur Vorwoche deutlich verbessert, wuchtete Felix Müller das Spielgerät ins gegnerische Netz, ganz zur Freude der von Beginn an lautstarken Tribüne. Und es sollte nicht sein letztes Tor an diesem Tage sein. „Ich hatte in Hüttenberg gesagt, ich hoffe ja doch, dass es auch wieder bessere Tage geben wird“ erklärte der beste Feldtorschütze des Tages nach dem Spiel. Bei aller Freude konnte man ihm und seinen Kollegen jedoch auch die Anstrengungen der letzten Stunde ansehen, ähnlich den unglücklich unterlegenen Gästen aus Hessen. Einzig im Gesichtsausdruck unterschieden sich die ausgepumpten Akteure.
In den ersten zehn Minuten lieferten sich beide Teams eine ausgeglichene Partie, Auerbach legte einen Treffer vor, Gelnhausen glich aus, nur um selbst die Führung zu übernehmen und gleich wieder abzugeben. Es zeigte sich schnell, dass die heimische Abwehr diesmal nicht ganz so stabil war, wie zuletzt und dass auch die Torhüter zunächst nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Auf der anderen Seite scheiterten die blau-weißen Werfer immer wieder am gut aufgelegten Julian Lahme im Gelnhäuser Kasten. Einzig Maximilian Lux konnte den Keeper ein ums andere Mal mit seinen sicher verwandelten Strafwürfen überwinden. Nach etwa 13 Minuten legten die Gäste noch einen Treffer drauf und gingen durch zwei Tore des in dieser Phase von der Abwehr kaum zu haltenden Linkshänders Fabian Eurich mit 5:7 in Führung. Als nach etwas mehr als einer Viertelstunde der Gästevorsprung gar auf drei Tore anwuchs (6:9), hatte manch einer die Befürchtung, die Wannenmacher-Sieben würde schon früh dem reduzierten Kader Tribut zollen müssen. Doch es dauerte nur bis zur 21. Minute, bis die Gastgeber durch einen 4:0 Lauf das Spiel nicht nur ausglichen, sondern sich zur Freude des immer lauter werdenden Publikums mit 10:9 die Führung zurückholten.
Spätestens nach einem von Andreas Bayerschmidt gehaltenen Strafwurf von Fabian Eurich zeigte die Blau-Weiße Tribüne ihre Unterstützerqualitäten und quittierte fast jede Spielsituation mit lautstarker Begeisterung oder Ablehnung. Doch auch die Hessen ließen sich nicht lumpen und hielten dagegen. Bis zur Pause hielten sie den Rückstand bei einem Tor und so wurden beim Stand von 16:15 die Seiten gewechselt.
Bereits zwanzig Sekunden nach der Pause glichen die Gäste aus und eroberten sich die Führung, nur um sie nach zwei Toren durch Andreas Wolf wieder abzugeben. Das Spiel wurde zusehends spannender mit ständig wechselnden Führungen, aber auch mit Fehlern auf beiden Seiten, gefolgt von „leichten“ Toren hüben wie drüben. Zur Mitte der zweiten Hälfte nutzten die Barbarossastädter kurzzeitig einige nicht genutzte Chancen der Gastgeber um noch einmal mit zwei Toren in Führung zu gehen (23:25), doch auch diesmal zeigte sich der Wille des Gastgebers, diese Spiel noch zu seinen Gunsten zu entscheiden. Ein Strafwurf durch Maximilian Lux und eines seiner beiden Feldtore brachten den erneuten Ausgleich. Das Gegentor der Gäste beantwortete Ralph Weiss mit dem Tor des Tages, als er in größter Bedrängnis auf Zuspiel von Tobias Wannenmacher vom Kreis aus Julian Lahme mit einem Heber überwand. Die Halle stand Kopf, auch weil die Spannung immer größer und fast mit Händen zu greifen wurde. Felix Müller tauchte nun auf fast allen Positionen auf. Einmal traf er von Halblinks, dann wieder versuchte er es von Halbrechts, nur um im nächsten Angriff von Linksaußen zu werfen. „Wir haben Müller zwar kurz in Manndeckung genommen, und ich weiß nicht, warum meine Mannschaft das so schnell wieder gelassen hat, aber er hätte heute von überall aus getroffen“ lobte Gästetrainer Halman den Auerbacher. Aber auch Andreas Wolf kam nun immer besser zur Geltung und half, die Spannung hoch zu halten.
Zwei Minuten vor dem Ende brachte er seine Farben zum wiederholten Mal mit einem Tor in Führung (31:30). Den erneuten Ausgleich beantwortete kein anderer als Felix Müller und erzielte damit nach dem ersten auch das letzte Tor des Spiels. Die letzte Minute enthielt dann noch einmal fast alles, was der Handball zu bieten hat. Offene Manndeckung, beidseitige Auszeiten, eine Strafzeit gegen Philipp Schöttner, angezeigtes Zeitspiel und eine letztlich den Sieg rettende Parade durch Andreas Bayerschmidt.
„Handball kann man nicht erklären“ lautete die kurze Zusammenfassung von Tobias Wannenmacher. „Ich weiß nicht, warum wir heute gewonnen haben, warum überhaupt jemand dieses Spiel hat gewinnen müssen. Der einzige minimalen Vorteil meiner Jungs könnten die zwei Jahre 3. Liga sein, die sie den Gelnhäusern voraus haben. Das Wichtigste für uns ist jedoch der Sieg und die Punkte.“
Statistik:
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger (2), Weiss (1), Lux (9/7), Wannenmacher, Herold, Büttner, Schramm (2), Müller (9), Wolf (6), Schöttner (3)
TV Gelnhausen: Lahme, Sulzbach, Jankovic, Eidam (3/3), P. Jambor (1), H. Schreiber (4), Gerst (4), Wenisch, Drieß (2), Zörb (2), Pape, M. Jambor (5), Müller (3), Eurich (7/1)
Strafwürfe: Lux 7/7 – Eidam 3/3, Eurich 2/1
Strafzeiten: 3/6 (Weiss, Wolf Schöttner – Zörb, Müller je 2, P. Jambor, Drieß)
Schiedsrichter: Tobias Fröbe / Marcus Pesth
Spielfilm: 1:0, 2:1, 3:2, 3:4, 5:6, 5:7, 6:9, 9:9, 10:9, 13:11, 15:13, 16:15 – 16:16, 16:17, 18:17, 19:20, 21:20, 23:22, 23:25, 28:29, 30:29, 32:31