Zwei zahlenmäßig deutlich dezimierte Teams trafen am Samstag in der Sporthalle „Bruno Hinz“ in Bernburg aufeinander. Etwa 450 teils hochemotionale Zuschauer und zwei ausgeglichen starke Trommeleinheiten bildeten den Rahmen für ein nicht ganz alltägliches Drittligaspiel. Warum nicht ganz alltäglich? Auf diese Frage antwortete Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher immer noch deutlich ungehalten direkt nach der Partie: „So etwas habe ich in meiner langen Karriere als Handballer noch selten erlebt. Selbst in meinen vielen Spielen in der 2. Liga sind die Spieler meiner Teams selten so verprügelt worden, und damit meine ich nicht verprügelt im übertragenen Sinne.“
Gerade in der ersten Hälfte versuchten die Gastgeber durch eine ruppige Spielweise den Auerbachern den Schneid abzukaufen. Mehrmals lagen Joachim Knerr, Mario Schmidtke, Philipp Schöttner, Alexander Tannenberger und Ralph Weiss am Boden und mussten von Physio Dominik Fitzek behandelt werden. Diese Spielweise der Anhaltiner gipfelte darin, dass Mario Schmidtke kurz vor dem Ende der ersten Hälfte mit geschwollenem Jochbein, blutender Nase und Verdacht auf Nasenbeinbruch vom Feld geführt werden musste. Selbst in dieser Situation mussten sich die Blau-Weißen von Teilen des aufgebrachten Publikums noch als Schauspieler bezeichnen lassen. Dass für das vorangegangene Foul Frank Grohmann die Rote Karte sah, machte die an manchen Stellen nur zwei Meter hinter den Auswechselbänken sitzenden Zuschauer nicht etwa deshalb noch wütender, weil es eigentlich Steffen Cieszynski – mit elf Treffern Bernburgs bester Werfer an diesem Tag – war, der zugeschlagen hatte, vielmehr zeigte manch einer der Besucher mit wüsten Beschimpfungen der Gästebank seinen Unmut über die vermeintliche Fehlentscheidung der Schiedsrichter, überhaupt eine Strafe in dieser Situation und in dieser Form auszusprechen. Dabei hätte es im Verlauf der Partie deutlich mehr und auch bessere Möglichkeiten gegeben, sich über Entscheidungen der Unparteiischen zu echauffieren.
Sei es wie es wolle, es wurde nebenbei auch noch Handball gespielt. Den ohne vier Stammspieler angereisten Gästen war dabei bereits zu Beginn eine gewisse Verunsicherung anzumerken. Immer wieder unterliefen den Oberpfälzern technische Fehler und immer wieder scheiterten ihre Wurfversuche am gut haltenden Artur Gawlik im Bernburger Tor. Drei verworfene Strafwürfe sprechen hier wohl die deutlichste Sprache. Dennoch kämpften sich die Spieler um Kapitän Volker Hackenberg in diese Partie, schafften nach mehrmaligen Rückständen von vier Toren (5:1, 7:3, 11:7, 13:9) immer wieder den Anschluss und überraschten nicht nur den Gegner, sondern auch viele der Zuschauer mit dem Pausenstand von 14:13. An diesem Zwischenstand hatte einmal mehr Alexander Tannenberger großen Anteil. Erneut zeigte er mit einer starken Partie, dass er inzwischen ein wichtiger Baustein im Gefüge dieser Mannschaft und auf dem besten Wege ist, ein vollwertiger Drittligaspieler zu werden.
„Wir wollten eigentlich mit dem selben Mut und der selben Energie in die zweite Halbzeit gehen“ meinte Co-Trainer Manfred Eichenmüller nach der Partie. „Allerdings ist wohl ein Teil dieser Energie in der Kabine geblieben.“ Erneut unterliefen den Gästen jede Menge Fehler, die nun von den Sachsen-Anhaltinern eiskalt bestraft wurden. Immer wieder münzten die Hausherren Fehlversuche und verlorene Bälle der Auerbacher in schnelle Gegenstoßtore und einfache Treffer um. Hätte nicht Philipp Walzik seine gute Leistung aus den ersten 30 Minuten in die Anfangsphase der zweiten Halbzeit retten können und einige Großchancen der Angreifer zunichte gemacht, der Rückstand der Auerbacher wäre noch deutlich höher gewesen. So stand es nach einem 11:2-Lauf (!) der Gastgeber in der 50. Minute bereits 25:15, ehe dem trotz seiner Nasenverletzung wieder auflaufenden Mario Schmidtke mit dem einzigen an diesem Tage verwandelten Strafwurf endlich wieder ein Treffer für Auerbach gelang.
Die Messe jedoch war gelesen. Entkräftet und ein Stück weit auch entmutigt retteten sich die Auerbacher Spieler über die Zeit. Selbst als man die letzten verbliebenen Reserven noch einmal mobilisierte und den Rückstand auf sechs Tore verkürzen konnte (29:23), keimte keine wirkliche Hoffnung auf einen Sieg mehr auf, schließlich waren da auch nur noch etwas mehr als drei Minuten zu spielen. Bernburg ließ sich diese Punkte nicht mehr nehmen und spielte die Partie routiniert und sicher zu Ende. Nach dem deutlichen Hinweis, seine Jungs seien sicher keine Schauspieler fasste Tobias Wannenmacher das Spiel in wenigen Worten zusammen. „Es hat sich heute wieder eindeutig gezeigt, dass wir kaum in der Lage sind, den Ausfall von vier Stammspielern zu kompensieren. Bernburg hatte die bessere Bank und hat unsere Fehler geschickt genutzt. Wir waren uns bewusst, dass es hier für uns heute kaum etwas zu gewinnen geben würde und hatten gehofft, dass die Niederlage nicht wieder so deutlich ausfallen würde. Das ist uns leider nicht geglückt. Jetzt haben wir ein paar Tage um unsere Blessuren möglichst auszukurieren und müssen am kommenden Wochenende gegen Pohlheim erneut alles geben, damit wir wieder einmal ein Erfolgserlebnis genießen dürfen.“
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger (5), Weiss, Mi. Werner (3), Hackenberg (2), Knerr (1), Herold, Reger (1), Schmidtke (7/1), Schöttner (4)
Randbemerkungen