„Hinten Hui, vorne Pfui“. Mit dieser deutlich übertriebenen Formel brachte es ein Auerbacher Zuschauer trotz seiner Freude über den Sieg auf den Punkt. Was er damit offensichtlich sagen wollte, war die Tatsache, dass die Wannenmacher-Sieben die Partie gegen den Gegner vom Bodensee eindeutig in der Abwehr gewonnen hatte. Von Anfang an standen die Blau-Weißen hochkonzentriert vor ihrem Torhüter und machten es dem Gegner mit einer aggressiven 6-0 Formation schwer, gezielt abzuschließen. Zudem war Philipp Walzik sofort im Spiel und parierte die wenigen hochkarätigen Chancen der Gäste. Spätestens als er in der sechsten Minute einen Strafwurf abwehrte, war das Momentum auf Seiten der Oberpfälzer. So führte man nach acht Minuten bereits mit 4:1.
Danach jedoch konnten sich die Gäste etwas befreien und kamen selbst zu einigen Möglichkeiten, auch begünstigt durch etliche vergebene Chancen und unglückliche Pfosten- bzw. Lattenwürfe der Auerbacher. Tor um Tor arbeiteten sie sich wieder heran und es kam, wie es kommen musste, Auerbach musste in der 17. Minute den Ausgleich zum 5:5 hinnehmen. Konstanz nutzte die Offensivfehler der Oberpfälzer geschickt und ging sogar mit einem Tor in Führung (5:6). Dieser knappe Vorsprung hielt jedoch genau zwei Minuten. Gerade noch hatten die Gastgeber mit 6:7 zurück gelegen, als sie vier Tore am Stück erzielen und die Partie damit bis zur Pause zu ihren Gunsten drehen konnten. Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte. Eine von Tobias Wannenmacher sehr gut organisierte und aufmerksame Abwehr eroberte einen Ball nach dem anderen und brachte diese mit schnellen Gegenzügen im Tor der HSG unter. Mit einem erneuten 4:0- Lauf bauten die Hausherren ihre Führung auf den höchsten Stand des Tages aus (14:7).
Manch einer in der Halle glaubte an eine endgültige Entscheidung, andere warnten vor verfrühter Siegesfreude, immerhin waren noch 25 Minuten zu absolvieren. Der Konstanzer Trainer Daniel Eblen gewährte seinem Team eine Minute Auszeit und stellte die Abwehrformation um. Deutlich offensiver und mit einer offenen Manndeckung gegen den jeweiligen Mittelmann brachte sie die Angreifer der Auerbacher eindeutig aus dem Rhythmus. Den Oberpfälzern unterliefen einerseits immer wieder überhastete Fehler, andererseits fiel ihnen kein probates Mittel ein, die Abwehr der Gegner dennoch auszuhebeln. Der sicher geglaubte Vorsprung schmolz innerhalb weniger Minuten dahin und im Gegenzug wuchs die Hoffnung der Gäste, doch noch die ersten Auswärtspunkte der laufenden Saison ergattern zu können. In der 47. Minute erzielte der diesmal mit fünf Toren beste Konstanzer Werfer Fabian Schlaich den 15. Treffer für seine Farben und schaffte somit den kaum mehr geglaubten Anschlusstreffer zum 17:15. Doch wer geglaubt hatte, die Hausherren würden sich die Partie noch einmal aus den Händen reißen lassen, hatte sich getäuscht. Es ging ein sichtbarer Ruck durch die Blau-Weißen. Angeführt von einem an diesem Tage überragenden Tobias Wannenmacher ging das Team wieder deutlich konzentrierter zu Werke, „fischte“ in der Abwehr erneut einige Bälle und erzielte innerhalb weniger Minuten fünf schnelle und unbeantwortete Tore. Beim Stand von 22:15 und lediglich noch zu spielenden sieben Minuten war „die Messe endgültig gelesen“. Weder die Tatsache, dass der HSG Konstanz noch einmal drei Treffer hintereinander gelangen, noch eine Rote Karte gegen Philipp Schöttner in der 60. Minute wegen seiner dritten Zeitstrafe brachten den Sieg noch einmal in Gefahr.
„Sagenhaft, was Tobi heute geleistet hat“ meinte der ehemalige Trainer und Co-Trainer Michael Graß nach dem Schlusspfiff. „Egal ob er bei neun Metern den Gegenspieler angenommen, auf den Halbpositionen ausgeholfen oder den Kreisläufer der Konstanzer kaltgestellt und zur Verzweiflung gebracht hat, er war heute der Garant für diesen Sieg.“ Bei allem Lob für die Abwehr und ihren Organisator sollte jedoch auf der anderen Seite des Balles ein Spieler nicht vergessen werden, der mit seinen sieben Feldtoren einen guten Anteil am Erfolg des Teams hatte. „Felix Müller hat heute wieder einen Schritt nach vorn gemacht“ meinte Co-Trainer Manfred Eichenmüller nach dem Spiel. „Er hat heute als Einziger auch offensiv eine überzeugende Leistung abgeliefert.“ Mit diesem Sieg im Rücken kann die Wannenmacher-Sieben am kommenden Samstag erhobenen Hauptes und ohne großen Druck nach Rheinland-Pfalz zum derzeitigen Tabellenzweiten TV Hochdorf-Assenheim aufbrechen. Allerdings wird dort nicht nur eine ähnlich gute Defensivleistung, sondern auch eine deutliche Steigerung in der Offensive vonnöten sein, will man mit etwas Zählbarem den langen Nachhauseweg antreten.
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (4), Tannenberger (3), Weiss, Walz, Müller (7), Lux, Wannenmacher, Brodschelm (1), Herold, Wolf, Schmidtke (7/3), Schöttner(1)