„Der Aufsteiger aus Auerbach empfängt den favorisierten HSC Bad Neustadt, müht sich redlich und zeigt, dass er zeitweise mit dem arrivierten Drittligisten mithalten kann und unterliegt am Ende knapp aber erwartungsgemäß mit 20:23.“ So oder so ähnlich hätte wohl vor diesem Spiel die erwartete Überschrift über dem Spielbericht gelautet und Keiner hätte sich darüber gewundert.
Doch dieses Spiel war anders, anders als so manch eine Partie vorher. Aber was macht dieses Spiel so ungewöhnlich? Auerbach musste ohne den verletzten Matthias Schnödt antreten und auch Ferdinand Neuß konnte nicht dabei sein. Dennoch starteten die Blau-Weißen wie die Feuerwehr und erzielten bereits nach 30 Sekunden das erste Tor der neuen Saison. Kenny Schramm nutzte die Verwirrung der gegnerischen Abwehr und verwandelte einen Abpraller von Andreas Wolf. Von Beginn an stellte der Aufsteiger eine aufmerksame Abwehr, überlief den Gegner ein ums andere Mal im schnellen Gegenstoß und fand auch im Positionsangriff oft eine erfolgreiche Lösung. Dabei half den Oberpfälzern einerseits eine glänzende Leistung ihres jungen Torhüters Lars Goebel, wie auch ein völlig überfordert wirkendes Team aus Bad Neustadt. Die Unterfranken waren weder in der Lage, ihre Angriffe geordnet und erfolgreich vorzutragen, noch schafften sie es, den blau-weißen Angreifern eine konsequente Abwehr entgegen zu stellen. Auerbach konnte fast nach Belieben schalten und walten und man konnte durchaus fragen, wer denn nun der Aufsteiger sei. Schnell bauten die Gastgeber ihren Vorsprung aus und als HSC- Trainer Margots Valkovskis in der 19. Minute erstmals die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legte, lagen sie bereits mit 10:5 in Front. Ein Zwischenstand, der manchen verwunderten Zuschauer veranlasste ein Foto von der Anzeigentafel zu machen. Dabei hatten bis dahin zwei Pfostenwürfe und ein vergebener Strafwurf des ansonsten bestens aufgelegten Maximilian Lux eine höhere Führung verhindert. Die Antwort auf die Auszeit folgte prompt. Maximilian Lux erzielte das 11:5. Nichts lief zusammen bei den Gästen und der SV 08 begeisterte sein Publikum von Minute zu Minute mehr. In der 26. Minute nahm Valkovskis beim Stande von 14:5 seine zweite Auszeit, konnte aber auch diesmal keine sofortige Wirkung erzielen, auch wenn es seinem Team in den letzten zwei Minuten vor der Pause gelang, den Rückstand auf 15:8 zu verkürzen. Acht Tore in 30 Minuten gegen eine Aufsteiger, selten hatte man einen so schwachen HSC Bad Neustadt gesehen und selten hatte der SV 08 Auerbach einen so starken Auftritt in der 3. Liga gezeigt.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte, mit zwei Toren für die Gäste. Noch machte man sich auf den Tribünen keine übermäßigen Sorgen, schließlich hatten Andreas Bayerschmidt soeben mit seinem ersten Kurzauftritt im Auerbacher Trikot einen Strafwurf und Lars Göbel einen Tempogegenstoß von Gary Hines entschärft. Dennoch legten die Gastgeber bereits in der 36. Minute die Auszeitkarte auf den Tisch und versuchten damit, den Ansturm der immer stärker werdenden Unterfranken etwas zu unterbrechen. Aber der HSC Bad Neustadt zeigte nun, warum er seit langem zu den Spitzenteams der 3. Liga gehört und dass er gewillt ist, den 9. Platz der Vorsaison als Ausrutscher zu entlarven. Mit einer deutlich aggressiveren und auch etwas offensiveren Abwehr stellten die Gäste die Heimmannschaft immer mehr vor Probleme. Auerbach verrannte sich zusehends in der Mitte, agierte plötzlich ideenlos, ließ seine Außen buchstäblich „außen vor“ und beging nun die selben Fehler wie Bad Neustadt in den ersten 30 Minuten. Nichts wollte mehr gelingen, die Fehlerquote stieg und der HSC kam Tor um Tor näher. Es dauerte bis zur 38. Minute, bis Tobias Wannenmacher erstmals wieder für seine Farben traf (16:12). Bereits zwei Minuten später verkürzten die Unterfranken den Rückstand auf zwei Tore und benötigten lediglich drei weitere Minuten um das Spiel beim Stande von 16:16 erstmals wieder auszugleichen.
In dieser Phase zeigte sich ein Grundproblem im Auerbacher Team: Es fehlt eine Führungspersönlichkeit, ein Leader, der alle noch einmal mitreißt, der Verantwortung übernimmt. Andreas Wolf, der in den letzten zehn Minuten versucht hatte, diese Verantwortung zu übernehmen, als er sich den Ball nahm und einen Strafwurf verwandelte, hatte im Anschluss das „Pech des Tüchtigen“, denn seine eigentlich guten Aktionen verpufften leider ergebnislos. Die Würfe, die er sich nahm, waren allesamt „richtig“, aber nicht mehr exakt genug ausgeführt, bis hin zu einem vergebenen Strafwurf. Hier hätte er wohl etwas Entlastung bedurft, allerdings war Felix Müller aufgrund seines verletzungsbedingten Trainingsrückstandes an diesem Tag nicht in der Lage, ihm diese zu bieten. Tobias Wannemacher, der ebenfalls nicht seinen besten Tag erwischt hatte und mit zwei, drei Fehlern Gegentore der Gäste einleitete, steht als Trainer zu sehr „über“ dem Team, um als „Leader im Team“ fungieren zu können und Matthias Schnödt saß verletzt auf der Bank. So kam es, wie es kommen musste, Auerbach war nicht mehr in der Lage, sich aus der Verkrampfung zu lösen und unterlag am Ende zwar knapp und erwartet, aber nach der sehr guten ersten Halbzeit umso enttäuschender mit 20:23.
„Ich weiß nicht, ob es an dem geplatzten Reifen auf der Herfahrt lag, dass mein Team in den ersten 30 Minuten nichts zustande brachte, aber wir haben uns in das Spiel zurückgekämpft und sind froh, am Ende doch noch gewonnen zu haben“ fasste Margots Valkovskis die Partie zusammen. Es ist immer schwierig, gegen einen euphorisierten Aufsteiger in die Saison zu starten, das hat sich heute wieder gezeigt.“ Für Tobias Wannenmacher offenbarte das Spiel die selben Probleme wie schon in den Jahren zuvor. „Wir haben immer wieder kurze Phasen der Schwäche in unserem Spiel. Das kann man sich in der Bayernliga bei den meisten Gegnern erlauben, aber in der 3. Liga wird das sofort bestraft. Hier hört kein Team bei einem Rückstand von neun Toren auf, hier wird bis zum Ende gekämpft. Gegen Bad Neustadt zu verlieren ist zwar kein Beinbruch, dennoch wäre heute mehr drin gewesen, zumal wir die großartige Unterstützung der Zuschauer hatten. Wir werden unsere Fehler analysieren und versuchen am kommenden Wochenende gegen den TSV Rödelsee unsere ersten Punkte zu holen.“
Statistik:
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss (1), Lux (7/1), Wannenmacher (2), Herold, Büttner (2/1), Schramm (1), Müller, Wolf (6/1), Schöttner (1)
HSC Bad Neustadt: Tatzel, Schmidl, Panfil, Schmitt (3), Wolf, Hines (5), Singwald (2), Djuricin, Böhm (1), Wicklein (3/2), Kolodziej (6/3), Gerr (3), Leskovec
Schiedsrichter: Waldemar und Vitali Ohm
Zuschauer: 400
Spielfilm: 1:0, 3:0, 3:1, 5:2, 7:4, 7:5, 14:5, 15:6, 15:8, 15:12, 16:12, 16:16, 17:17, 17:18, 19:19, 19:22, 20:23