Erstmals in dieser Saison begeben sich die Handballer des SV 08 Auerbach auf eine Auswärtsfahrt. Dabei steht mit etwa 330 Kilometern gleich eine der weitesten Strecken an. Das Ziel ist Hüttenberg, eine Gemeinde im Lahn-Dill-Kreis mit etwa 10.500 Einwohnern. Sie liegt zwischen Wetzlar, Butzbach und Gießen südlich der Lahn und ist in den 1970er Jahren durch den Zusammenschluss mehrerer kleinerer Gemeinden entstanden. Von Wetzlar aus hatte lange zuvor Johann Wolfgang Goethe im Ortsteil Volpertshauesn einen Ball besucht und die Erlebnisse in seinem Werk „Die Leiden des jungen Werther“ geschildert. Neben mehreren mittelalterlichen Kirchen zählt auch das ehemalige Jägerhaus, seit 1992 „Goethehaus“ und Heimatmuseum, zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Hüttenberg ist die Produktion von Handkäse, einer hessischen Spezialität. Vier der sechs mittelhessischen Produzenten sind hier ansässig.
Weit über Mittelhessen hinaus bekannt wurde die Gemeinde jedoch durch ihren Handballverein. In den 70er und 80er Jahren spielte der TV Hüttenberg nicht nur 15 Jahre in der 1. Bundesliga, sondern brachte auch bekannte Spieler hervor wie Horst Spengler, Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1978, Harald Ohly oder Klaus Meineke. Bekannte ehemalige Trainer waren Rudolf Spengler, Jan Gorr, aktueller Trainer des HSC 2000 Coburg und ehemaliger Co-Trainer des deutschen Nationalteams oder auch Keiko Karrer. In den 1990er Jahren wurde der TV durch den Lokalrivalen HSG Wetzlar überflügelt und musste zeitweise sogar den Gang in die Regionalliga antreten. 2004 stieg man wieder in die 2. Bundesliga auf und schaffte 2011 sogar die Rückkehr in die stärkste Liga der Welt. Dieses Gastspiel währte allerdings nur ein Jahr und am Ende der Saison 2014/15 musste man den nächsten Abstieg in die 3. Liga hinnehmen.
Trotz einiger Abgänge wurde das Team nur mit drei Neuzugängen verstärkt. Rechtsaußen Thimo Wagner (24) vom Liga-Konkurrenten HSG Rodgau-Nieder-Roden, Mittelmann und früherer tschechischer Nationalspieler Tomàs Sklenàk (33) vom ThSV Eisenach sowie der im linken Rückraum agierende Sebastian Roth (30) vom HSC 2000 Coburg komplettierten ein Team, das nun auf jeder Position mindestens doppelt besetzt ist. Slenàk fällt jedoch wegen eines Kreuzbandrisses noch einige Zeit aus. Als sich in der Vorbereitung mit Maximilian Kraushaar (22, RL) ein weiterer Leistungsträger am Knie verletzte, wurde kurzerhand Damir Doborac (34) zurückgeholt. Der bosnische Nationalspieler war erst im Juni abgegangen. Nicht nur am 17 Mann starken Kader kann man deutlich den Willen zum direkten Wiederaufstieg erkennen, sondern auch an der professionellen Vereinsführung und Betreuung der Mannschaft. So kümmert sich ein fast genauso starkes Team an Trainern und Betreuern um die Belange der Spieler. Neben dem isländischen Trainer Aðalsteinn Eyjólfsson (38) gibt es einen Co-Trainer und einen sportlichen Leiter, es gibt Torwart-, Reha- und Krafttrainer. Dazu gesellen sich mindestens drei Teambetreuer und ein medizinisches Team aus Mannschaftsarzt und mehreren Physiotherapeuten.
„Hüttenberg ist eindeutig Aufstiegsfavorit Nummer eins in der Oststaffel“ meinte der Auerbacher Spielertrainer Tobias Wannenmacher unter der Woche. „Der große Unterschied zum HC Elbflorenz ist, dass sie ein eingespieltes Team haben, das in der Lage und gewohnt ist, einen schnellen und aggressiven Handball zu spielen.“ Ein schwieriges Unterfangen steht also an für den erneut dezimiert antretenden Aufsteiger aus der Oberpfalz. Matthias Schnödt muss in der kommenden Woche eine Arthroskopie seines verletzten Knies durchführen lassen, was letztlich bedeutet, dass er etwa sechs weitere Wochen ausfallen und möglicherweise erst zur Rückrunde wieder einsatzbereit sein wird. Daneben war unter der Woche noch nicht klar, ob Ralph Weiss am Samstag auflaufen kann. „Wenn man sich die Bilder des vergangenen Wochenendes noch einmal anschaut, sieht man, dass wir trotz der einigermaßen zufriedenstellenden Leistung noch viel zu viele individuelle Fehler machen“ so Wannenmacher am Rande einer Trainingseinheit. Dass ein Gegner wie Hüttenberg diese sofort bestraft, haben schon Mitabsteiger Baunatal und Aufsteiger Halle erleben müssen, die beide mit deutlichen Niederlagen abgefertigt wurden. Lediglich der TV Kirchzell konnte sich am letzten Samstag mit einem ansprechenden 22:26 aus der Affäre ziehen. „Wir stehen trotz Allem vor einer ähnlichen Aufgabe wie am vergangenen Samstag und müssen als Außenseiter versuchen, so lange wie möglich mitzuhalten um uns einigermaßen gut aus der Affäre zu ziehen“ lautete die Vorgabe des Auerbacher Trainers.
Aufstellung: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss (?), Neuß, Lux, Wannenmacher, Herold, Büttner, Schramm, Müller, Wolf, Schöttner