Diesmal will man es offenbar wieder wissen in Bad Neustadt. Die Unterfranken sind seit ihrem Aufstieg im Jahre 1991 ein fast ununterbrochener Vertreter Bayerns in der 3. Liga (bis 2010 Regionalliga) und haben sich lediglich im Jahre 2002 schon einmal für eine Saison eine Stufe „nach Oben“ gewagt. In den zehn wechselhaften Spielzeiten seither verzeichnete man neben fünf Vize-Meisterschaften auch einige zweistellige Tabellenplätze. Nach einigen schwächeren Jahren und der Trennung von Trainer Fritz Zenk übernahm im Januar 2010 Dr. Matthias Obinger (33) das Amt des hauptverantwortlichen Übungsleiters. In der Folgezeit konnte sich die Mannschaft nicht nur stetig stabilisieren, sondern etablierte sich als jährlicher Favorit auf die Meisterschaft. In den letzten beiden Jahren scheiterte man nur knapp und erreichte jeweils den 2. Platz. Obwohl dieser zumindest nach der vergangenen Saison zum Schritt in die 2. Liga berechtigt hätte, ließen die Verantwortlichen des Vereins diese Möglichkeit vernünftigerweise verstreichen und verzichteten aus wirtschaftlichen Gründen bereits frühzeitig während der Runde auf den möglichen Aufstieg. Dennoch ließen es sich Dr. Mattias Obinger und sein Team nicht nehmen, bis zuletzt um die Vize-Meisterschaft zu kämpfen. Am Ende verdrängte man mit großem Vorsprung den Dauerrivalen aus Coburg auf den nicht aufstiegsberechtigenden 3. Platz.
Danach gab es wenig Grund, die Mannschaft zu verändern und so verzeichnete man bei vier Zugängen lediglich zwei Abgänge. Offenbar haben die Saalestädter damit an den richtigen Stellschrauben gedreht und die für den ganz großen Schritt fehlenden Puzzleteile gefunden. So reihten sich Mittelmann Emil Feuchtmann-Perez (30) und Linkshänder Goran Djuricin (27) nahtlos in die Phalanx der gefährlichen Torschützen ein und zählen neben Jan Wicklein (23), Vilim Leskovec (22), Gary Hines (29) und Margots Valkovskis (37) zu den sechs Spielern im Team, die im Verlauf der bisherigen Runde jeweils mehr als 50 und zusammen 424 von 478 Treffern erzielten. Auf der anderen Seite des Balles steht mit Rostislav Badura (38) ein erfahrener und Champions Leaque- erprobter Mann zwischen den Pfosten, der sicherlich zu den besten Torhütern der Liga zählt. Der 70-fache tschechische Nationalspieler ist neben einer konsequenten Abwehr auch einer der Gründe dafür, dass der HSC in der vergangenen Saison die wenigsten Tore der gesamten Liga hinnehmen musste.
Der größte Vorteil des Teams dürfte jedoch die Ausgeglichenheit der Spieler sein, die Mischung und das Zusammenwirken von Jung und „Alt“, sowie das individuelle Können der Leistungsträger. Nicht umsonst musste man in den 16 Partien der laufenden Saison noch nicht einen Punkt abgeben und belegt neben Rang Eins in der Tabelle sowohl im Offensiv-, als auch im Defensivbereich den jeweiligen Spitzenplatz in der Staffel. Konnte man den HSC Bad Neustadt vor der Saison mit Fug und Recht als eines der heimstärksten Teams der gesamten 3. Liga bezeichnen, – immerhin datiert die letzte Niederlage in der Bürgermeister-Goebels-Halle vom 14.04.2012 – so beweisen die Ergebnisse der laufenden Runde, dass man gelernt hat, auch aus fremden Hallen die Punkte scheinbar problemlos zu entführen.
Damit muss auch die möglicherweise in Auerbach aufkommende Hoffnung verblassen, man könne ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr erzielen, als man den Saalestädtern im Heimspiel einen Punkt abluchsen konnte. „Die Situation damals war eine vollkommen andere“ meinte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher hierzu. „Für Bad Neustadt ging es zum damaligen Zeitpunkt um nichts mehr. Da kann es schon sein, dass ein, zwei Prozent der letzten Konsequenz gefehlt haben. Außerdem hatten wir damals gerade einen Lauf, der uns letztlich den Klassenerhalt gebracht hat.“ Im Lager der Oberpfälzer rechnet man sich für dieses Derby zwar nicht wirklich sehr viel aus, erhofft sich jedoch durchaus die eine oder andere geringe Außenseiter-Chance. „Nach den ersten zwanzig Minuten der Partie am vergangenen Samstag gegen Köndringen-Teningen haben wir erlebt, was alles möglich ist und dass wir durchaus in der Lage sind, auch mit den Großen in der Staffel mitzuhalten. Allerdings müssten wir es auch endlich einmal schaffen, „den Bock umzustoßen“ und uns den Lohn für solche Partien abzuholen“ erklärte Wannenmacher seinen Schützlingen.
Ob dies nun ausgerechnet gegen den Top-Favoriten der Staffel gelingen kann, wird das Spiel am Samstag zeigen. Wenigstens ist diesmal Mario Schmidtke nach seiner abgesessenen Sperre wieder mit von der Partie. Das Derby gegen Bad Neustadt ist wohl eines der schwersten Spiele der Saison für die Oberpfälzer, andererseits ist es sicherlich auch eines der Einfacheren. Schließlich kann man befreit aufspielen und weiß von der ersten Sekunde an, was auf einen zukommt. Zumindest sollte es deshalb für das Team diesmal kein Problem sein, von Beginn an mental auf der Höhe zu sein und dem scheinbar übermächtigen Gegner über 60 und nicht nur 45 Minuten alles abzuverlangen.
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner