Die Spieler feierten mit den Fans auf der Tribüne, und Trainer Frantisek Fabian strahlte übers ganze Gesicht. Der TSV Lohr steht nach dem 35:33-Heimerfolg über den SV Auerbach erstmals in dieser Saison mit positivem Punktekonto da. Und die verpatzte Vorrunde scheint endgültig zu den Akten gelegt. »Wir haben uns seit November gewaltig gesteigert«, fasste Fabian den positiven Trend der letzten Wochen zusammen. Selbst der Tatsache, dass sein Team nach zwischenzeitlicher Sieben-Tore-Führung am Ende noch einmal gewaltig zittern musste, gewann der slowakische Coach erfreuliche Aspekte ab: »Es ist ein Reifeprozess, dass wir den Vorsprung behauptet und dass wir auch Rückschläge verkraftet haben.«
Fabian spielte damit auf eine Szene in der 24. Minute an, als sein Torhüter Stefan Schüßler mit dem auf ihn zufliegenden Thomas Reger zusammenprallte und der Auerbacher sich vor Schmerzen krümmend liegen blieb. Nach kurzer Beratungszeit zeigte das Gerolzhöfer Schiedsrichtergespann dem Lohrer Keeper die Rote Karte, die Referees hatten Schüßlers Aktion als unsportlich gewertet. »Das kann ich nicht verstehen«, erklärte der Schlussmann hinterher. »Ich mache eine Abwehraktion, halte zunächst den Ball und berühre dann den Spieler.« Schauspieler mochte er Reger nicht unterstellen: »Klar, ich treffe ihn. Und ich bin mir auch auch sicher, dass das weh tut«, erklärte der 32-jährige Schlussmann.
Fortan waren die Unparteiischen steten Pfiffen des Lohrer Anhangs ausgesetzt, auch der in der Halle anwesende Ex-Nationaltrainer Vlado Stenzel stellte dem Gerolzhöfer Gespann kein gutes Zeugnis aus: »Die haben sich Mühe gegeben, unter dem Strich niemand entscheidend benachteiligt, aber insgesamt haben sie eine Menge Fehler gemacht.«
Nun stand plötzlich Manuel Prokscha im Fokus – nach Schüßlers Disqualifikation lastete nun die Verantwortung auf dem 19-jährigen Lohrer Ersatzkeeper. »Manu hat das gut gemacht«, lobte Fabian hinterher die Leistung seiner Nummer zwei, die besonders von den Außenpositionen so manchen Wurf parierte, der aber aus dem Rückraum weniger zu fassen kriegte.
Auerbach vermochte die personelle Schwäche des TSV, bei dem der erkrankte Benjamin Scheiner nur sporadisch zum Einsatz kam, nach der Pause nicht zu nutzen – im Gegenteil. Nach einem Stand von 13:12 beim Wechsel setzten sich die Lohrer bis 49. Spielminute auf 28:21 ab. Doch damit war das Spiel beileibe noch nicht gelaufen. Plötzlich unterliefen den Hausherren Fehler, die sie zuvor nicht gemacht hatten. Auerbach indes forcierte das Tempo und machte Tor um Tor gut. Drei Minuten vor Schluss hatten die Oberpfälzer auf 30:31 aufgeholt, doch die Lohrer verhinderten, dass der SVA die Wende schaffte. »Da hat mich besonders beeindruckt, dass plötzlich Spieler Verantwortung übernommen haben, von denen vorher nicht so viel zu sehen war«, meinte Fabian.
In dieser Phase waren es vor allem die schnellen Leute wie Max Brunner, Max Schmitt und Bohuslav Zeleny, die mit wichtigen Treffern zur Stelle waren. Und schließlich war es der zu Saisonbeginn vom TV Kirchzell gekommene Brunner, der rund 20 Sekunden den entscheidenden Treffer zum 35:33-Endstand markierte. Zuvor hatte der Kreisläufer bereits Verantwortung übernommen und sich ungewohnterweise als Siebenmeterschütze zur Verfügung gestellt. »Bob Zeleny hatte eine blutende Wunde und konnte deshalb nicht werfen. Da hat er mir den Ball in die Hand gedrückt«, ließ Brunner hernach die Situation Revue passieren. Sein Trainer fand nahezu euphorische Worte für die Vorstellung des 20-Jährigen. »So einen guten Kreisläufer hat man in Lohr lange nicht mehr gesehen«, lobte Fabian Max Brunner. Es war eben ein emotionaler Abend für die Lohrer. Ein Abend, an dem so manches Negativerlebnis aus der Vorrunde vergessen war.
Lohr: Schüßler (bis 24.), Prokscha (ab 24.) – Zeleny (10/2), B. Scheiner (3), Brunner (7/1), Avar (2), Vozar (4), Kralik, Imhof, Schmitt (6), Horn (3), Rahtz, Krahne.