Nach Hirschberg fahren und gegen Großsachsen spielen, wie geht das zusammen? Anders als im Falle von Rödelsee, wo man mangels einer eigenen Halle im benachbarten Kitzingen antreten muss, spielt man hier in einem der beiden Ortsteile der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße.
Die Gemeinde mit rund 9500 Einwohnern liegt im Norden des Rhein-Neckar-Kreises unweit der Grenze zu Hessen und ist Teil der Metropolregion Rhein-Neckar, einem Ballungsraum mit 2,4 Millionen Einwohnern. Sie entstand 1975 durch die Zusammenlegung der Gemeinden Großsachsen und Leutershausen. Größere Städte in der Nähe sind Heidelberg zwölf Kilometer südlich und Mannheim 16 Kilometer westlich. Gab es im Mittelalter in der Umgebung noch erfolgreichen Silber-, Bleierz- und Kupfer-Bergbau, so wird heutzutage fast die Hälfte der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt. Angebaut wird dabei insbesondere Obst, Gemüse und Wein, früher auch Tabak. Ein Teil der Gemarkung gehört zum Naturpark Neckartal-Odenwald, wo fast alle unbebauten Flächen zum Landschaftsschutzgebiet Bergstraße-Nord gehören, einem als bedeutungsvolle Erholungslandschaft geschütztem Gebiet.
Die ältesten Funde aus Großsachsen stammen etwa aus der Zeit um 500 vor Christus als das Gebiet von den Kelten bewohnt war. Unter römischer Herrschaft führte eine wichtige Heer- und Handelsstraße von Heidelberg über das Gebiet von Großsachsen hin zum Main und Taunus. Aus dieser Zeit stammen die 1984-87 freigelegten und der Öffentlichkeit zugänglichen Überreste eines römischen Gutshofs, der so genannten „Villa rustica“. Erstmals urkundlich erwähnt wurden die beiden Ortsteile in den Jahren 779 (Großsachsen) und 877 (Leutershausen), der heutige Name der Gemeinde leitet sich vom ehemaligen Geschlecht der Hirschberger ab. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Ruine auf dem Schanzenköpfle südöstlich von Leutershausen, die gesamte Schlossanlage der Grafen von Wiser, der dazu gehörige Schlosspark sowie die Loretokapelle, in der sich früher die „Schwarze Madonna“ befand. Diese steht heute in der katholischen Wallfahrtskirche St. Johannes Baptist in Leutershausen. Das Wahrzeichen Großsachsens hingegen ist der barocke Turm der evangelischen Kirche mit seiner charakteristischen Zwiebelhaube. Daneben gibt es seit 1867 auch eine Synagoge in Leutershausen, die 1972 unter Denkmalschutz gestellt wurde und seit 2001, nach einer aufwendigen Restaurierung, als Kultur- und Begegnungsstätte dient.
Hirschberg ist eine Pendlergemeinde. Mehr als 90 Prozent der Einwohner finden Arbeit in den umliegenden Städten, insbesondere in Weinheim und Mannheim. Überregional bekannt ist Hirschberg durch die sportlichen Erfolge seiner Handballmannschaften. Dabei tritt die SG Leutershausen in der 2., der TV Germania Großsachsen in der Südstaffel der 3. Bundesliga an. Nach einem sensationellen 10. Tabellenplatz am Ende ihrer ersten Saison nach dem Wiederaufstieg, wollen die „Saasemer“ auch diesmal wieder die Drittklassigkeit halten. Die Voraussetzungen hierfür sind durchaus vorhanden. Immerhin stehen im Aufgebot des TV neben den torgefährlichen Rückraumspielern Tobias Kohl, Marius Jörres und Peter Masica, der mit Zweitspielrecht auch bei der SG Leutershausen aktiv ist, vor allem die Zweitliga erfahrenen Außenspieler Sebastian Knierim und Thomas Zahn sowie die Zwillingsbrüder Dominik und Florian Sauer. Zahn, der aktuell die Torschützenliste des TVG anführt, hatte im Hinspiel in Auerbach elf Treffer erzielt und konnte erst durch eine dritte Zeitstrafe gestoppt werden. Ergänzt wurde diese Riege an erfahrenen Leistungsträgern des letztjährigen Teams durch Kreisläufer und Abwehrspezialist Alexej Rybakow (34), Mittelmann Jonas Gunst (25) und Torhüter Roko Peribonio (21). Letzterer hat ein Zweitspielrecht beim Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen und sorgte zuletzt mit guten Leistungen in der Champions Leaque für Furore.
Trotz dieses offensichtlich starken Kaders lief die aktuelle Saison noch nicht nach den Vorstellungen des Teams. Neun Niederlagen bei lediglich fünf Siegen und einem Unentschieden ließen das Team um den bisherigen Trainer Andrej Sinjak mit elf Pluspunkten auf Rang 11 und damit in gefährliche Nähe der Abstiegsränge rutschen. Trotz eines ebenso überraschenden wie überzeugenden Sieges im Dezember gegen den HSC 2000 Coburg musste Sinjak, der erst seit dem 1. Juli 2013 das Traineramt inne hatte, seine Koffer packen und die Verantwortung an den bisherigen Co-Trainer Stefan Pohl (29) abgeben. Offenbar der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Gleich im ersten Spiel unter der alleinigen Regie des „Neuen“ bezwangen die „Saasemer“ im ersten Auswärtsspiel des Jahres die SG H2Ku Herrenberg. Dabei erzielten sie erst zum zweiten Mal in dieser Spielzeit mehr als 30 Treffer, ein deutliches Zeichen, dass die Stärke des Teams eher im Defensivbereich zu finden ist. Immerhin belegt man hier derzeit den vierten Platz hinter Coburg, Bad Neustadt und Konstanz.
„Wir werden einem völlig anderen Team gegenüber stehen, als wir es im Hinspiel in Auerbach gesehen haben“ erklärte Tobias Wannenmacher unter der Woche. „Nicht unbedingt personell, auch wenn damals der eine oder andere Spieler verletzungsbedingt gefehlt hat, sondern mental. Offenbar ist der Spaß am Handball wieder nach Großsachsen zurückgekehrt.“ Dennoch reist die Wannenmacher-Sieben nicht ohne ein gerüttelt Maß an Selbstvertrauen nach Hirschberg. Die Leistungen in den ersten beiden Partien der Rückrunde, vor allem das Spiel gegen Bad Neustadt, geben durchaus Anlass zur Hoffnung, die zuletzt ergebnistechnisch negative Tendenz mit etwas Zählbarem zu durchbrechen und eventuell umzukehren. „Es wird nicht leicht, einzelne Spieler sind leicht angeschlagen, aber wenn wir unser Potenzial abrufen können und frühzeitig ins Spiel finden, dann haben wir durchaus eine Chance, auch wieder einmal auswärts zu gewinnen“ gab Tobias Wannenmacher die Marschroute für das Spiel vor.
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner