Wer an diesem Wochenende in die Helmut-Ott-Halle kommt, wird eine stark veränderte Mannschaft zu sehen bekommen. Fünf neue Spieler wurden in das Team integriert. Doch das sind nicht die einzigen Veränderungen, die sich nach dem Ende der letzten Saison ergeben haben. So wurde der SV 08 Auerbach einigermaßen überraschend vom DHB in die Südstaffel der 3. Liga umgruppiert und bekommt es nun mit Ausnahme der Teams aus Bad Neustadt und Coburg mit völlig neuen Gegnern zu tun. Dass gerade die beiden, nach dem Meister aus Rimpar besten Teams der Oststaffel nun ebenfalls im Süden antreten, macht diese Staffel vermutlich zur stärksten der gesamten Liga. „Während im Osten ein eher körperbetonter und athletischer Handball gespielt wird, bevorzugen viele Teams im Süden eine schnelle und technisch anspruchsvolle Spielweise. Viele junge und ehrgeizige Talente tummeln sich in diesem Bereich“ umschrieb Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher die anstehenden Aufgaben.
Einen Vorgeschmack auf die neue Spielweise bekommen die Oberpfälzer bereits an diesem Samstag, wenn mit der SG Köndringen-Teningen eines der jüngsten Teams der Runde zu Gast ist. Die Breisgauer mussten ähnlich den Gastgebern am Ende der vergangenen Saison vier wichtige Spieler ziehen lassen, unter ihnen den erfolgreichsten Torschützen Danny Trodler. Doch die SG Köndringen-Teningen wäre nicht das Team mit der längsten Zugehörigkeit zur Regionalliga/3. Liga überhaupt, wenn sie nicht immer wieder für mindestens gleichwertigen Ersatz sorgen würde. Für den Rückraum-Linken verpflichtete das Team die jungen Talente Max Dannmeyer vom RTV Basel (1. Liga Schweiz) und den 2,02 Meter-Mann Tarik Kasumovic, seines Zeichens bosnischer U-21-Nationalspieler. Daneben wurden vier Spieler aus dem eigenen A-Jugend Bundesliga-Kader ins Drittligateam befördert. Seit ihrem Aufstieg im Jahr 1981 spielen die Breisgauer – lediglich unterbrochen von einem Jahr 2. Liga und zwei Jahren Oberliga – ständig in der dritthöchsten Klasse Deutschlands. In der vergangenen Spielzeit belegte man mit 30:30 Punkten den 9. Tabellenplatz, nachdem man im Jahr zuvor immerhin Rang 3 erreicht hatte.
Trainiert wird die Mannschaft seit 2011 vom Dänen Ole Andersen (55). Der vierfache Vater, dessen Familie weiterhin in Dänemark wohnt, war in den Jahren 1992 und 1993 Trainer der dänischen Nationalmannschaft, bevor er nach dem Bundesligisten TV Willstätt einige Jahre Teams der 1. und 2. Liga Dänemarks betreute. Andersen bevorzugt üblicherweise eine 3-2-1- Abwehrformation und schnellen Tempohandball. Dabei kommt ihm einerseits die Jugend seines Teams zugute, andererseits kann er sich auch auf die Treffsicherheit seiner erfahreneren Spieler verlassen. Allen voran ist wohl Linkshänder Christian Hefter (32) zu nennen. Der Rechtsaußen, der auch immer wieder auf der Halbposition für Gefahr sorgt, tritt seit 1996 für die Breisgauer an und belegt seither in fast jeder Runde die vordersten Plätze der Torschützenliste. So gelangen ihm in der Saison 2011/2012 in 29 Spielen 220 Treffer, womit er zum insgesamt siebten Mal die Grenze von 200 Toren deutlich übertraf. Wegen einer Achillessehnenverletzung konnte er zwar in der vergangenen Spielzeit kaum eingesetzt werden, stellte jedoch bereits zum Ende der Runde sein Können wieder unter Beweis und traf gegen den TV Hochdorf neunmal. Inzwischen offensichtlich wieder vollständig genesen überwand er im DHB-Pokal am 21. August auch die Defensive des VfL Gummersbach ein ums andere Mal und erzielte acht Treffer.
Neben dem Kapitän des Teams sorgen üblicherweise Daniel Warmuth als Mittelmann und Kreisläufer und Martin Hirling als Linksaußen für Gefahr. Letzterer fällt jedoch wegen eines gerissenen Kreuzbandes sowie einem Innenbandanriss noch mehrere Monate aus. Auch wenn mit Lukas Bing ein weiterer Linksaußen wegen einer schweren Schulterverletzung noch einige Zeit nicht spielen kann, ist die Position sicher adäquat besetzt. Tobias Wannenmacher, der vor Jahren mit dem HC Erlangen bereits gegen einige der SG-Akteure antreten durfte, erinnert sich zudem an Philipp Grangè als sicheren Torhüter. „Er sieht zwar nicht so aus, kann aber sein Tor fast vernageln.“
Es kommt also bereits im ersten Spiel eine große Aufgabe auf die Blau-Weißen zu. Sie müssen zeigen, ob die Wochen der Vorbereitung Früchte tragen und ob sie das Geübte auf dem Feld besser umsetzen können als zuletzt in einigen Testspielen. „Ich mache mir weniger Sorgen um unsere Offensive, vor allem wenn wir den einen oder anderen Fehler vermeiden“ sagte Tobias Wannenmacher am Rande einer Trainingseinheit und mahnte gleichzeitig eine konzentriertere Defensivleistung an. „Wir werden noch etwas an der Abstimmung in der Abwehr arbeiten und die Kommunikation verbessern, sonst sehen wir uns sehr schnell einem Ergebnis mit 30 und mehr Gegentoren gegenüber.“
Einen wichtigen Anteil am Erfolg der letzten Saison hatte nach Ansicht aller Beteiligten der immense Zuspruch durch das Publikum. „Unser „Achter Mann“ hat sich in der 3. Liga, ja in ganz Handball-Deutschland einen guten Namen gemacht und uns so den einen oder anderen Punkt ermöglicht“ lobte Wannenmacher die Auerbacher Fans. „Wir hoffen auch in dieser Saison wieder auf die tolle Unterstützung, ganz besonders natürlich in den Spielen im Tempel zu Auerbach.“ Sollte am Samstag der Fanclub „BrassBalls“, eine Musikergruppe aus Trompetern und Trommlern, mit den Breisgauern anreisen, stehen auch die heimischen Fans vor einer großen Herausforderung.
Emotionale Momente, guter Handball und eine tolle Stimmung in der Halle – Handballerherz, was willst Du mehr?
„Lasst uns gemeinsam nach dem Osten nun dem Süden Deutschlands zeigen, was Auerbach ausmacht und dass der Tempel verteidigt wird“ gab sich Wannenmacher kämpferisch.
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, Müller, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Reger, Wolf, Schmidtke, Schöttner