„Lehrgeld gut angelegt“ könnte man dem kommenden Gastteam entgegenrufen. Nachdem der TV Gelnhausen die ersten Partien der Saison gegen den TuS Fürstenfeldbruck, den HSc Bad Neustadt und den TSV Rödelsee allesamt verloren hatte, sprach man von Lehrgeld, das man als Aufsteiger bezahlen muss. Am vergangenen Wochenende zeigte sich dann, dass dieses offenbar sehr gut angelegt wurde, besiegte man doch mit dem HC Elbflorenz einen der Meisterschaftsfavoriten in eigener Halle mit 28:29. Dabei zeigte das Team um Trainer Andreas Kalmann seine größte Qualität, den bedingungslosen Kampf und Einsatz bis zur letzten Sekunde des Spieles. Schon in den Begegnungen zuvor hatten die Hessen teilweise aussichtslose Zwischenergebnisse ignoriert und in der zweiten Hälfte die Partien fast noch gekippt.
So war der HSC Bad Neustadt einer Viertelstunde bereits mit 12:5 enteilt und hatte auch zur Pause eine scheinbar komfortable Führung von 19:14 mit in die Kabinen genommen. Doch die Barbarossastädter kämpften sich wieder auf 20:20 heran, bevor sie durch individuelle Fehler doch noch die Segel streichen mussten. Einem in Teilen ähnlichen Spielverlauf folgte die dritte Niederlage im dritten Spiel gegen den TSV Rödelsee. Zur Pause bereits mit 13:23 fast aussichtslos zurück, gewann der TVG zwar die zweite Hälfte mit 14:9, konnte jedoch den Rödelseer Sieg nicht mehr abwenden. Auch in Dresden war man zunächst im Rückstand (6:2), brachte dann jedoch den Favoriten mit einer äußerst aggressiven 6-0-Deckung aus dem Rhythmus, glich zu Pause aus (11:11), kontrollierte zur Überraschung nicht nur der Dresdner Fans die zweite Hälfte und holte ausgerechnet beim Aufstiegsfavoriten die ersten beiden Punkte der Saison. Teambetreuer Christopher Thomas fasste den Sieg mit den Worten „ Der Wille, uns für den Sieg zu quälen, war größer als im Team des Gegners“ zusammen. Dabei schrecken die Barbarossastädter auch nicht davor zurück, in der Defensive alles auf eine Karte zu setzen und Zeitstrafen bis hin zur Roten Karte zu riskieren.
„Gelnhausen hat die Qualität und dank einer Kooperation mit dem Bundesligisten HSG Wetzlar auch die Erfahrung, die man braucht, um in der 3. Liga zu bestehen.“ Mit diesen Worten warnte Auerbachs Spielertrainer sein Team davor, den Gegner wegen seiner bisherigen Ergebnisse zu unterschätzen. „Spätestens nach dem Sieg in Dresden werden sie mit breiter Brust in der Helmut-Ott-Halle auflaufen.“ Doch nicht nur das überraschende Ergebnis vom letzten Samstag bietet den Hessen Gründe für ein gesundes Selbstvertrauen. Jahrelang war der TV Gelnhausen zunächst Mitglied in der 2. Bundesliga (1988–1993 und 2002-2007), bevor man einige Jahre in der 3. Liga verbringen musste. Trainer Andreas Kalmann formte aus dem Absteiger in die hessische Oberliga ein schlagkräftiges Team, das in der vergangenen Saison souverän den Meistertitel errang. Das Team blieb weitestgehend zusammen und wurde dank der Kooperation mit der HSG Wetzlar durch zwei hochwertige Jugendliche ergänzt werden. So laufen mit einem Zweitspielrecht ausgestattet am Kreis Moritz Zörb und im linken Rückraum Jugendnationalspieler Jonas Müller für den TVG auf. Dreh- und Angelpunkt der Offensive ist nach wie vor der Bundesligaerfahrene Spielmacher Frank Eidam. Unterstützt wird er von Linkshänder Yannick Wenisch und von Philip Deinet im Rückraum, sowie von Hendrik Schreiber, einem weiteren Jugendnationalspieler. Bester Torschütze bisher ist jedoch Fabian Eurich, der mit insgesamt 28 Treffern die Torschützenliste des TVG anführt. Zudem erwartet die Auerbacher Offensive mit Julian Lahme und Marius Sulzbach ein starkes Torhütergespann.
Dass ausgerechnet jetzt Andreas Wolf und Philipp Schöttner angeschlagen sind und mit Ferdinand Neuß und Matthias Schnödt zwei Ausfälle zu beklagen sind, will Tobias Wannenmacher nicht als Ausrede gelten lassen. „Wir haben einen sehr engen Kader und müssen bei jedem Ausfall improvisieren. Außerdem hat auch Gelnhausen mit einigen Verletzungen zu kämpfen.“ Es ist fraglich, ob Andreas Wolf (Adduktoren) und Philipp Schöttner (Bänderdehnungen im Wurfarm) gegen Gelnhausen auflaufen können. Sollten sie ausfallen, wird es sehr viel Platz auf der Auerbacher Bank geben. „Dann muss eben der „Achte Mann“ etwas mehr ran,“ hofft Wannenmacher auf die gewohnt lautstarke Unterstützung von der Tribüne. Im Vorspiel zu dieser Drittligapartie bestreitet ab 16:00 Uhr die Dritte Mannschaft des SV 08 ihr erstes Saisonspiel gegen die SG DjK Erlangen/Baiersdorf II.
Aufstellung: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss, Wannenmacher, Lux, Herold, Büttner, Schramm, Müller, Wolf (?), Schöttner (?)