Trotz der gleichzeitig stattfindenden Bergwerks-Weihnacht „auf Maffei“ hatten etwa 425 Zuschauer den Weg in die Helmut-Ott-Halle gefunden und sahen ein Auerbacher Team, das diesmal von Beginn an mit deutlich mehr Engagement ins Spiel ging, als noch vor einer Woche. „Wir habe unsere Fehler vom vergangenen Samstag analysiert und haben unter der Woche intensiv daran gearbeitet“ erklärte Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach dem Spiel. „Heute war von Anfang an mehr Intensität in unserem Spiel.“
Dennoch lagen zunächst die Gäste in Front. 0:1 und 1:3 lauteten die Zwischenstände, wobei es fast drei Minuten gedauert hatte, bis der erste Treffer endlich gefallen war. Viele Fehler auf beiden Seiten und vergebene Chancen ließen eine sehr torarme Partie vermuten. Einzig Philipp Schöttner und Lars Goebel im Tor zeigten sich vom Anpfiff weg von ihrer stärksten Seite und brachten damit den blau-weißen Karren allmählich immer besser in Schwung. Beim 3:4 in der 11. Minute lagen die Gäste letztmals in Führung und als Maximilian Lux sechs Minuten und einen von Lars Goebel gehaltenen Strafwurf später zum 7:4 traf, hatte sich das Blatt endgültig gewendet. Die Odenwälder kamen zwar noch einmal auf 7:6 heran, doch Auerbach ließ sich nun nicht mehr die Butter vom Brot stehlen. Kirchzell, das mit nur neun Feldspielern anreisen konnte, wirkte fast ein wenig verunsichert, schaffte es selten, im Vorwärtsgang entscheidenden Druck aufzubauen und ließ in der Defensive immer wieder große Lücken und damit Tore der Gastgeber zu. Trainer Gottfried Kunz versuchte sein Team mit allen Mitteln zu aktivieren, wechselte in der 12. Minute bereits den Torhüter, tauschte ihn jedoch in der 25. Minute wieder zurück. Doch beide Torleute schienen einen ähnlich gebrauchten Tag zu haben, wie das gesamte Team und „brachten vor allem in der ersten Hälfte kaum eine Hand an den Ball“, wie Trainer Kunz nach dem Spiel zugeben musste.
Ganz anders die Blau-Weißen. Nach dem 9:7 in der 25. Minute ließen sie bis zu Pause keinen Treffer der Gäste mehr zu und bauten ihren Vorsprung Tor um Tor aus. Als Alexander Tannenberger mit der Halbzeitsirene das 14:7 erzielte, war das Spiel fast schon entschieden. Nachdem sich Kenny Schramm bei einer Abwehraktion eine schmerzhafte Verletzung am Knie zugezogen hatte, war Tannenberger bereits früh ins Spiel gekommen und nutzte die Gelegenheit der längeren Spielpraxis zu seiner wohl besten Saisonleistung. „Es freut mich heute auch besonders für „Tanne“, dass er sowohl uns, als auch dem Publikum, vor allem aber auch sich selbst einmal gezeigt hat, was in ihm steckt“ lobte Tobias Wannenmacher seinen Spieler im Nachgang.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte mit einem Tor von Alexander Tannenberger. Allerdings hatte der Treffer wie zu Beginn des Spiels erneut fast fünf Minuten auf sich warten lassen. Zwischenzeitlich war Maximilian Lux mit einem Strafwurf am nun deutlich verbesserten Hanno Vöhringer im Gästetor gescheitert. Doch auch Lars Goebel konnte sich noch einmal gegen Andreas Kunz, den erfahrensten Spieler der Gäste, auszeichnen und hielt dessen zweiten Strafwurf, konnte aber den Ball nur nach vorne abwehren und musste den Nachwurf trotzdem aus dem Netz holen. Auerbach ließ sich nicht mehr von der Siegerstraße abbringen. Wie auch immer Gäste ihre Abwehrformationen variierten, sie taten dies meist nur kurzzeitig, da die Blau-Weißen ein Mittel dagegen wussten. Offenbar hatte man sich im Lager der Gäste intensiv auf Andreas Wolf vorbereitet, denn sobald er auf dem Feld erschien, wurde sofort versucht, ihn durch Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen. Folgerichtig blieb er längere Zeit auf der Bank und konnte geschont werden, schon auch, weil seine Kollegen die Verantwortung übernahmen und das Spiel sicher zu Ende brachten.
Kirchzell konnte zwar den Rückstand zwischenzeitlich noch einmal etwas verkürzen (18:13, 19:14), kam jedoch nicht mehr näher als auf fünf Tore heran. In den letzten Heimspiel-Minuten des Jahres bekam dann das Auerbacher Publikum noch ein paar Schmankerln geboten. So traf Tobias Büttner von rechts, nachdem er den Ball unter Zeitspieldruck von Alexander Tannenberger von links zugespielt bekommen hatte. Fünf Minuten später erzielte Ferdinand Neuß mit einem schönen Treffer das 24:16 und zu guter letzt krönte Kenny Schramm drei Sekunden vor der Schlusssirene auf Zuspiel von Tobias Wannenmacher die Partie mit einem Kempa-Tor. „Wir waren zunächst noch ganz gut im Spiel, konnten dann jedoch nicht mehr ausreichend dagegenhalten. Beim Stand von 14:7 zur Pause war das Spiel dann bereits entschieden“ erklärte ein sichtlich enttäuschter Gottfried Kunz. „Wir sind nicht so vermessen, hierher zu kommen und einen Sieg zu erwarten, hatten uns aber doch etwas mehr erhofft. In unserer momentanen personellen und mentalen Verfassung, sowie dem zusätzlichen Ausfall unseres wichtigsten Spielers Mario Stark, bin ich froh, dass das Ergebnis nicht noch höher ausgefallen ist. Wir sind nun mitten drin im Abstiegskampf.“
Für Tobias Wannenmacher war die Höhe des Sieges vollkommen nebensächlich. „Wir haben einen wichtigen Sieg und zwei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten errungen, da ist mir nicht wichtig, wie hoch wir gewonnen haben.“ Auch dass das Spiel zur Pause entschieden gewesen sei, ließ er so nicht stehen. „Es war zwar das erste Saisonspiel, aber die Partie gegen Bad Neustadt, wo wir schon einmal eine hohe Führung noch verspielt haben, geistert den Spielern immer noch im Kopf herum.“ Gleichzeitig ging sein Blick schon wieder nach vorne. „Aktuell sind wir mit 13 Punkten zwar ganz gut im Rennen, in den nächsten Wochen stehen aber fast nur Auswärtsspiele an, gegen Gegner aus der oberen Hälfte der Tabelle. Zudem hatten wir vor zwei Jahren ausgerechnet um den Jahreswechsel eine Phase mit 0:20 Punkten. Allerdings haben wir uns in dieser Saison in den fremden Hallen ganz gut aus der Affäre gezogen, weshalb wir relativ zuversichtlich in die kommenden Spiele gehen.“ Da sich die Blau-Weißen erst wieder am 30.01.2016 ihrem eigenen Publikum präsentieren können, blieben dann nur noch die besten Wünsche für eine besinnliche Weihnacht und einen frohen Jahreswechsel.
Statistik:
Sv 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Walzik, Tannenberger (5), Weiss, Neuß (1), Lux (1), Laugner (1), Wannenmacher (2), Büttner (2), Schramm (3), Müller (5), Wolf (2), Schöttner (5)
TV Kirchzell: Friedrich, Vöhringer, Polixenidis (2), Klimmer (7), Bauer (6), Gläser, Kunz (1), Mann (1), Orlovsky, Corak (1), Göpfert
Strafwürfe: 1/0 (Lux) – 2/0 (Kunz)
Strafzeiten: 2 – 3 (Neuß, Lux – Bauer, Kunz, Mann)
Schiedsrichter: Markus Fähnle / Jörg Schulle
Zuschauer: 425
Spielfilm: 0:1, 1:3, 3:3, 3:4, 5:4, 7:4, 7:6, 9:7, 14:7 – 15:7, 18:10, 18:13, 19:14, 21:14, 27:18