Für die Handballer des SV 08 Auerbach steht das letzte Spiel des Jahres 2012 an. Dazu begeben sie sich am Samstag auf eine der längeren Auswärtsstrecken ins etwa 330 Kilometer entfernte Felsberg. Die nordhessische Stadt, gut 20 Kilometer südlich von Kassel gelegen, besteht seit Beginn der Siebziger Jahre aus 16 Stadtteilen. Der größte davon ist mit etwa 3.000 Einwohnern die ehemalige Gemeinde Gensungen. Einer der bekannteren Ortsteile dürfte daneben Böddiger mit der nördlichsten offiziell anerkannten Weinlage in Hessen und dem nördlichsten, wirtschaftlich betriebenen Weinberg der alten Bundesländer, dem Böddiger Berg, sein. Durch den Zusammenschluss von Felsberg mit den Orten und Gemeinden der Umgebung entstand hier an der Eder eine Stadt mit ungefähr 10.500. Einwohnern, die neben einer kleinen Fachwerkaltstadt vor allem die Ruinen der Burgen Felsburg, Burg Heiligenburg und Altenburg beheimatet, weshalb sie seit den Eingemeindungen im Jahr 1974 manchmal auch als „Drei-Burgen-Stadt“ bezeichnet wird.
Auch die Handballspielgemeinschaft (HSG) Gensungen/Felsberg entstand durch den Zusammenschluss zweier Vereine. Im Jahr 1990 gründeten die Handballabteilungen des TSV Jahn Gensungen und der Eintracht Felsberg die HSG, die seither durchaus an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen konnte. So wurde unter dem ehemaligen Nationalspieler Dr. Günter Böttcher als Trainer eine Mannschaft aufgebaut, die 1996 als Hessenmeister in die Regionalliga und im darauf folgenden Jahr als Südwestdeutscher Meister in die 2. Bundesliga aufstieg. Ein vierter Tabellenplatz nach der Saison 1999/2000 bedeutete den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte und erst nach fünfzehn Spielzeiten in der zweithöchsten Spielklasse mussten die Hessen 2008 den Gang in die Drittklassigkeit antreten. Dort spielen sie seither mit wechselndem Erfolg. Sah es in den ersten Jahren zunächst fast nach einem direkten Wiederaufstieg aus, erreichten sie in der vergangenen Saison einen respektablen und sicheren 9. Tabellenplatz.
In die laufende Runde mit zwei Siegen und einem Remis gestartet, musste das Team um den deutsch-rumänischen Trainer Dragos Negovan (38) in den folgenden sieben Spielen elf Punkte abgeben und rutschte dadurch in die untere Tabellenregion ab. Obwohl die Hessen sich seither deutlich stabilisieren konnten und nur noch gegen die Top-Favoriten Coburg und Bad Neustadt eine Niederlage einstecken mussten, gelang es ihnen bisher nicht, ihre Tabellenposition eindeutiger zu verbessern. Derzeit liegt man allerdings nur zwei Punkte hinter dem SV 08 Auerbach und könnte mit einem Sieg am Samstag einen großen Sprung in Richtung Mittelfeld der Tabelle machen. Die Edertaler stellen nicht nur eine altersmäßig relativ ausgeglichene Mannschaft dar, sie verfügen auch über mehrere gefährliche Torschützen. Dabei ging in den bisherigen Spielen die meiste Gefahr von Linksaußen Stephan Untermann (68 Tore) und von Kreisläufer Michael Viehmann (60 Tore) sowie von den Rückraumschützen Steffen Ober (54 Tore, Rückraum rechts) und Christian Grambow (51 Tore, Rückraum links) aus. Der wurfgewaltige ehemalige Magdeburger Grambow war erst zu Beginn der Saison von der TG 1860 Münden nach Gensungen/Felsberg gewechselt.
Nach der knappen und unglücklichen Niederlage vom vergangenen Wochenende trennen den Aufsteiger aus Auerbach lediglich drei Punkte vom ersten Abstiegsrang. Dass es nun am Samstag erneut gegen ein Team aus der „Tabellen-Nachbarschaft“ geht, lässt den Druck auf die Oberpfälzer nur noch höher erscheinen. Erneut muss man in einem „Vier-Punkte-Spiel“ bestehen und sollte möglichst etwas Zählbares erreichen, will man nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel hinein gezogen werden. Spielertrainer Tobias Wannenmacher, der unter der Woche wegen einer Magen-Darm-Erkrankung kaum trainieren konnte und dessen Einsatz am Samstag fraglich ist, muss weiterhin auf die Langzeitverletzten Maximilian Hofmann und Philipp Schöttner verzichten. In seiner Vorschau auf die schwere Partie gegen die HSG erklärte er, dass „Gensungen schwer auszurechnen ist und zuhause schon so manchen Gegner zum Straucheln gebracht hat. Dessau und Pirna haben jeweils einen, Dresden und zuletzt Aschersleben sogar zwei Punkte dort liegen lassen. Ich hoffe, dass wir nicht wieder so einen Einbruch erleben wie am vergangenen Wochenende. Wenn wir wieder die richtige Einstellung finden, dem Druck standhalten und unsere Fehler minimieren können, dann haben wir wohl auch in Gensungen eine Außenseiterchance“.
Aufstellung: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner, Weiss, Mi. Werner, Hackenberg, Knerr, Wannenmacher (?), Schnödt, Herold, Reger, Schmidtke