TuS-Panther verlieren das bayerische Derby gegen den SV Auerbach mit 30:31 (15:12)
Trotz aller Warnungen von Trainer Martin Wild kamen seine Wort offensichtlich nicht wie gewohnt bei seinen Spielern an. Während er mit der ersten Halbzeit noch recht zufrieden war und auch sein konnte, wird vermutlich erst die Videoanalyse so richtige Aufschluss darüber geben, warum nach einer 21:14 Führung noch eine 30:31 Niederlage wurde. Am Einsatzwillen und der Unterstützung der Zuschauer lag es ganz sicher nicht.
Dass es ein Derby werden würde, in dem auch Nehmerqualitäten gefragt sind, zeigte sich bereits in den ersten 15 Minuten, in denen ein Auerbacher Spieler neben einer Verwarnung auch schon zwei mal für zwei Minuten auf die Bank musste. Neben der Überzahlsituation nutze unser Team die Ballverluste zu schnellen Kontern, so dass nach dem 2:2 Zwischenstand in der 8. Minute – bis dahin wurden unsererseits bereits zwei Siebenmeter verworfen – bis zur 15. Minute ein 9:4 Vorsprung herausgeworfen werden konnte. Schon in dieser Phase zeigte sich, dass die Abwehr nicht so zupackend agierte wie in den vergangenen Spielen und im Angriff der letzte kleine Zug zum Tor fehlte. Obwohl Auerbach bis zur 25. Minute auf 12:10 verkürzen konnte, ließen wir uns dadurch nicht aus der Ruhe bringen und konnten mit 15:12 in die Halbzeitpause gehen.
Die mahnenden Worte von Trainer Martin Wild nahmen seine Spieler zunächst auf und erhöhten bis zur 39. Minute den Vorsprung auf 21:14. In dieser Zeit ließen sie sich auch nicht von Torhüter Andreas Bayerschmidt irritieren, der in der letzten Saison mit dem HC Erlangen noch in der 1. Bundesliga spielte. Was sich in den letzten 20 Minuten abspielte kann vielleicht nur damit erklärt werden, dass sich die Mannschaft einen Tick zu früh zu sicher war, dass in dieser Phase das Spiel schon gewonnen war. Eine Zweiminutenstrafe gegen Korbinian Lex nutzte Auerbach zu drei schnellen Toren und weckten damit die Hoffnung, dass doch noch was gehen könnte. Während Andreas Bayerschmidt ein paar gute Szenen hatte, konnte auf der anderen Seite Michael Luderschmid seiner Mannschaft nicht mehr so helfen, wie wir es gewohnt waren. Dazu kam, dass die Auerbacher Abwehr unserem Angriff von Minute zu Minute mehr den Schneid abkaufte und keiner von uns dagegen ein Mittel fand. So holten die Oberpfälzer Tor um Tor auf, konnten in der 50. Minute zum 24:24 ausgleichen und in Überzahl sogar mit 24:25 in Führung gehen.
Bis zur 55. Minute gelang uns immer wieder der Ausgleich, ehe Auerbach in Überzahl mit dem 26:28 eine Zweitoreführung gelang. Während wir in den bisherigen Spielen eine Überzahlsituation meist zu unseren Gunsten entscheiden konnten, sah es diemal anders aus. Symptomatisch dafür war der Treffer der Gäste zum 26:29 in der 57. Minute, der aus eine 4:6 Situation heraus erzielt wurde und wir auch noch eine Zeitstrafe hinnehmen mussten. Obwohl in den letzten Minuten alles versucht wurde, spielten es die Gäste clever herunter, so dass uns nur noch der Anschlusstreffer zur 30:31 Niederlage gelang. Die Niederlage ist ärgerlich, ändert aber nichts an der bisher erfreulichen Erfolgsgeschichte unserer jungen Mannschaft und ist ein Beleg dafür, dass man in jedem Spiel an seine Leistungsgrenze gehen muss, um in der Liga bestehen zu können.
Trainer Martin Wild hat immer davon gesprochen, die momentane Tabellensituation mit Demut zu betrachten, womit er nicht nur wegen der Niederlage recht hat. Es ist und bleibt das erste und momentan einzige Ziel, so früh wie möglich die angestrebten 26 Punkte zu erzielen, die in der Vergangenheit für den Klassenerhalt ausreichend waren. Nach neun Spieltagen haben wir die Hälfte davon, die uns keiner mehr nehmen kann. Das auch unter dem Gesichtspunkt, dass in den nächsten beiden Spielen mit dem Tabellenführer TV Hüttenberg (7.11.auswärts) und dem derzeit zweiten TSG Rodgau Nieder-Roden (14.11.2015, 19:30 Uhr Wittelsbacher Halle) zwei Mannschaften auf uns warten, gegen die nicht unbedingt Punkte gegen den Abstieg einkalkuliert werden sollten. Wenn es anders kommt, nehmen wir die natürlich gerne mit, um so unserem Ziel ein wenig näher zu kommen. Da am kommenden Wochenende spielfrei ist, kann und wird Trainer Martin Wild die Zeit vielleicht ein wenig zur Regeneration nutzen und die Niederlage mental aufarbeiten. Wir sind auf dem richtigen Weg und hoffen wieder auf so zahlreiche Unterstützung beim nächsten Heimspiel gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden am 14.11.2015, wie es gegen Auerbach der Fall war.
Für den TuS spielten:
Michael Luderschmid, Lucas Kröger (Tor)
Alexander Leindl, Sebastian Scovenna, Marcus Hoffmann (9), Philip Ball (3/2), Christian Haller (1), Korbinian Lex (2), Sebastian Meinzer (5), Tizian Maier (2), Frederik Hartz (6), Tobias Prestele (2), Julian Prause, Maximilian Lentner, Fabian Allmendinger
Sprungbrett TuS Fürstenfeldbruck
Abwehrarbeit vorzeitig eingestellt (Süddeutsche Zeitung)
Drittligist Fürstenfeldbruck verspielt gegen Aufsteiger Auerbach 21:14-Vorsprung
Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck
Es war alles so schön angerichtet. Die Fans sollten die Wittelsbacher Halle von Fürstenfeldbruck in jenem Moment, in dem die beiden Handballmannschaften einliefen, mit ihren Handys in ein Lichtermeer verwandeln, wie man es aus Popkonzerten kennt. Der mit den Bruckern befreundete Handballprofi Dominik Klein vom THW Kiel sendete via Facebook eine Videobotschaft zum Spiel, sogar Klaus Pleil, Oberbürgermeister der Stadt, war nach seinem Herzinfarkt zum ersten Mal wieder in der Halle zu Gast. Und die Brucker selbst versuchten sich mit dem schönen Gedanken in Stimmung zu bringen, dass mit einem neuerlichen Sieg sogar Platz zwei in der Drittliga-Tabelle möglich wäre. Doch es kam - ganz anders. Fürstenfeldbrucks Handballer machten am Samstagabend in ihrem fünften Heimspiel der Saison erstmals die Erfahrung, dass so ein Spiel auch verloren gehen kann. Obwohl die Mannschaft nach 40 Minuten schon aussichtsreich 21:14 in Führung lag, unterlag sie dem SV Auerbach am Ende mit 30:31 Toren.
"Aus-wärts-sieg", begannen die in stattlicher Anzahl und mit hallentauglichen Lärminstrumenten angereisten Anhänger aus der Oberpfalz oben auf der Tribüne zu skandieren, als für den Aufsteiger ein Sieg in der Fremde zwei Minuten vor Schluss Gestalt annahm. Soeben hatte Auerbachs langer Schlaks Daniel Wolf mit seinem ersten Feldtor - vier Siebenmeter hatte er schon verwandelt - zur 30:27-Führung getroffen. Damit war die Partie angesichts der fortgeschrittenen Zeit so gut wie entschieden. Dass die Brucker noch bis auf ein Tor herankamen, ließ das Ergebnis am Ende zumindest besser aussehen. Punkte gab es dafür nicht, und so nahmen die TuS-Handballer nach der Schlusssirene sichtlich enttäuscht den ganz schnellen Weg in die Kabine.
Vielleicht war der Anfang der Partie schon ein Fingerzeig gewesen, als die Gastgeber vor etwa 750 Zuschauern mit zwei verworfenen Siebenmetern starteten und erst in der siebten Minute durch ihren blitzschnellen Rechtsaußen Marcus Hoffmann zum ersten Tor kamen. Danach nahm ihr Tempospiel, für das sie ligaweit bekannt sind, allerdings Fahrt auf, und über Hoffmanns Billardtor zum 9:4, bei dem der Ball vom einen zum anderen Pfosten sprang und dann im Netz zappelte, arbeiteten sie sich voran bis zur 15:12-Pausenführung.
Der Beginn der zweiten Halbzeit weckte sogar die Hoffnung, dass die Gastgeber fortan leichtes Spiel haben würden. Mit 21:14 lagen sie schon deutlich in Führung, als ihnen sechs Minuten lang kein Treffer mehr gelingen wollte, den Auerbachern aber deren sechs zum 21:20-Zwischenstand. Gefährlich nahe gekommen waren die Gäste, aber sie hatten noch nicht genug. Zehn Minuten vor Schluss schafften sie den Ausgleich zum 24:24, dann drehten sie die Führung um. Einen Sieben-Tore-Vorsprung verspielen, "das darf nicht passieren", haderte TuS-Kapitän Tobias Prestele hinterher: "Du machst den Gegner damit unnötig stark." Wie konnte es so weit kommen? "Wir haben aufgehört, Abwehr zu spielen, und auch keinen kühlen Kopf bewahrt", analysierte Frederik Hartz, der selbst neben dem neunmaligen Torschützen Hoffmann mit sechs Treffern aufgefallen war. Und auch TuS-Trainer Martin Wild musste feststellen, dass bei seiner Mannschaft auf einmal "das Selbstvertrauen flöten gegangen" sei.
Der SV Auerbach ist bekannt dafür, sich nie aufzugeben. Über hart geführte Zweikämpfe kaufte er den Bruckern den Schneid ab, bei den Gastgebern häuften sich indes die Fehler. Dabei hätte Martin Wild die Punkte aus dem Spiel "schon gerne mitgenommen". Auch als Polster für die bevorstehenden Aufgaben. Der unangefochtene Tabellenführer Hüttenberg und der Tabellenzweite Rodgau Nieder-Roden sind die nächsten Gegner, danach wird der TuS Fürstenfeldbruck sehen, wo er sich in der Ost-Staffel vorerst einordnen darf.
Respekt bei vielen Konkurrenten haben sich die Brucker freilich schon jetzt verschafft. Nicht nur, weil sie auf Rang drei der Tabelle stehen, sondern auch weil sie modernen Tempohandball bisweilen in Vollendung spielen. "Das Fürstenfeldbrucker Umschaltspiel von Abwehr auf Angriff" finde auf so hohem Niveau statt, dass es "sogar in der zweiten Liga seinesgleichen sucht", lobte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach der Partie. Und das sagte er nicht nur, weil den gebürtigen Herrschinger, der jahrelang mit dem HC Erlangen in der zweiten Liga spielte, und TuS-Trainer Martin Wild quasi eine Handballfreundschaft verbindet aus Zeiten, in denen sie Seite an Seite in bayerischen Auswahlteams und in der Jugendnationalmannschaft ihrem Sport nachgingen.
Sprungbrett Süddeutsche Zeitung