Zum Spiel...
... komme ich gleich.
War die Fahrtzeit nach Magdeburg noch „etwas großzügig“ bemessen – es war problemlos möglich, den evangelischen Dom oder die Grüne Zitadelle zu besichtigen, letztere von außen im Vorbeigehen (warum dieses rosa Hundertwasser-Haus „Grüne“ Zitadelle heißt? Genau weiß ich’s auch nicht, aber ich denke, weil auf mehreren Etagen und an mehreren (runden) Ecken und Enden – wie meist bei Hundertwasser-Häusern – eine Art Balkon ist, auf dem Bäume oder Sträucher wachsen... ja genau, richtig echte Bäume wie Birken oder so, und die wachsen quasi in den Himmel, was jetzt eigentlich mehr auf „Blaue Zitadelle“ hinweisen würde, aber wegen Bäumen und Sträuchern eben „Grüne“ Dings...), nach der Zitadelle noch ein Besuch in der Magdeburger Einkaufs-Mall, also Rotmain-Center mal drei (oder fünf?, ich war nicht drin) – hat man nicht alle Tage... als Auerbacher... und auf dem Rückweg noch eine Kirche und noch ein hochherrschaftliches Gebäude – alles im Vorbeigehen (außer die Mall) - und trotzdem noch rechtzeitig vor dem Spiel in der Hermann-Gieseler-Kulturdenkmal-Rundbogenhalle, also mannschaftsmäßig rechtzeitig, quasi anderthalb Stunden vor Anpfiff... ist das großzügig bemessen?? – so war die nach Dessau-Roßlau „etwas knapper“ kalkuliert.
Da bin ich aber gespannt, ob Du dieses Monstrum von Satz aufdröseln kannst. Wenn, dann ist damit der Magdeburg-Take an sich auch gleich erledigt... quasi zwei Rundbogenhallen mit einem Schlag äh Take.
Die Fahrt nach Dessau war sehr angenehm und entspannt und bequem und... ich weiß jetzt nicht, wie sich das im Bus angefühlt hat, aber im Paul’schen Auto, da war das angenehm und entspannt und bequem.
Wie jetzt? Na ja, es war für den Bus besser, die Zeit, die es gedauert hätte, mich in Bayreuth-Nord zusteigen zu lassen, zu sparen (s.o. Bemessung der Fahrtzeit)... deshalb also Mercedes. Und dann fährst Du Dessau-Süd runter, und dann heißt es da „Umleitung“, und Du bist eh schon etwas knäpplich dran, und dann diese Umleitung... ich kann Dir sagen... also das Navi kann Dir sagen... vor der Umleitung noch sieben Kilometer, also ein paar Minuten und dann „befindet sich das Ziel auf der linken Seite“, aber die Umleitung macht fast 20 Kilometer draus und zwar über die Dörfer – landschaftlich und für die Nerven reizvoll – quasi halb Sachsen-Anhalt. Das alles Bus. Im Auto wie gesagt eher Genuss - zwar auch Umleitung, aber mit Platz und Leder und Zeit.
Die Halle war durchaus beeindruckend, also richtig arenamäßig, so mit über dreitausend Sitzplätzen und mit Parkettboden und hell und Rundbögen (diesmal anders als in Magdeburg mit dem Spielfeld) und keine Getränke in der Halle (wie früher im Café: "Kännchen nur draußen" - oder war es "Draußen nur Kännchen"?) und überhaupt.
Die gegnerischen Spieler waren – zumindest beim Aufwärmen – auch teilweise ganz schön beeindruckend, also groß und breit und so.
Als es dann aber los ging, war es schnell vorbei mit der Herrlichkeit. Beim 1:5 und beim 3:6 hatte man noch das leicht zweifelnde Gefühl, dass das nix Außergewöhnliches sei - also ein bisschen außergewöhnlich schon, weil Halloho, wir Aufsteiger und Dessau Geld und anderes Ende der Tabelle – aber letzten Endes sind drei Tore nicht viel... acht Tore später hatte man wieder ein leicht zweifelndes Gefühl, aber diesmal, ob das wirklich wahr sein kann, was da auf dem Feld passiert... und elf Tore sind dann doch ganz schön viel... also das sind fünf mehr als sechs... und sechs Tore sind dann wieder extrem wenig, also wenn man dreißig Minuten dafür braucht - Du weißt schon, was ich meine.
Philipp „Air“ Walzik war in der ersten Halbzeit immer dort, wo der Dessauer Ball auf sein Tor traf, also wenn der Ball aufs Tor traf, quasi Hase und Igel: „Ich bin schon da!“
Die Abwehr gnadenlos und hellwach, der Herold stellt sich jedem in den Weg, der kein blaues Trikot anhat, der Knerr, der Weiss, der Schnödt und der Schöttner hängen wie die Zecken an ihren teilweise knapp 20 Zentimeter größeren und 10 Kilo schwereren Gegenspielern und verleiden ihnen jeglichen Spaß am Spiel, der Werner, also der jüngere, und der Schmidtke und der Hofmann und der Reger und der Knerr... moment, der war doch... egal... die hauen den verdatterten Dessauern die Bälle reihenweise um die Ohren und der Wannenmacher steht neben dem Spielfeld und genießt das lustige Treiben seiner Jungs, meckert ab und zu mal mit dem Schiedsrichter und würde eigentlich viel lieber selbst mitmachen... Jetzt nicht dass Du denkst, ich hätte die beiden anderen vergessen, also die Spieler, die Betreuer hatten ja einen eher ruhigen Nachmittag (außer Jörg, der hin und wieder übers Feld huschen musste und sein Köfferchen zeigen durfte).
Wo war ich stehenge..?
Ach ja, die beiden noch fehlenden Spieler. Also, pass auf. Die habe ich mir deshalb aufgehoben, weil sie in meinen Augen momentan in einer vergleichbaren Verfassung sind. Beide sind derzeit nicht so erfolgreich, wie sie gerne sein möchten und wie sie sein können. Beide sind dennoch enorm wichtig für das Team und die Stimmung auf und neben dem Feld und beide haben diesmal für sie relativ ungewöhnliche Tore geworfen – eines schöner als das andere - wer das Dessauer Video gesehen hat, weiß was ich meine. Also der Eine zieht aus neun Metern in halblinker Position ab (warum die beiden Abwehrspieler dermaßen weit auseinander standen, ist mir immer noch ein Rätsel) und der andere läuft einen Gegenstoß, fängt den Ball mit einer Hand, bremst ab, lässt den Gegenspieler ins Leere laufen und krönt dieses Kunstwerk danach mit einem Treffer von dort, von wo er am liebsten wirft... beide Male einfach schön zuzuschauen.
Und der Rudi? Keine Sorge, Alle - und ich meine wirklich Alle – wissen, was sie an dem Mann haben. Den letzten Sieg hat er festgehalten, diesmal hat er nicht gespielt, beim nächsten Mal...
Noch was?
Na ja, vielleicht waren es dann doch ein paar Tore zuviel, die sich die Jungs von ihrem Vorsprung wieder haben nehmen lassen. Motto: Torverhältnis. Aber sollen wir uns damit jetzt wirklich aufhalten? Nee oder?
Sonst noch was?
Ouh ja, die Pressekonferenz. Also zuerst wurde der Auerbacher Trainer begrüßt mit "Hallo Michael Graß" – "nee nee, ich heiße Tobias Wannenmacher" (im Spielbericht dann kurzerhand umbenannt in Andreas Wannenmacher) – Namen sind eh Schall und Rauch... aber dann ging das Hauen und Stechen los, also nach dem kurzen Statement des Gastredners. Der Trainer nannte sein Team mehrmals einen „Totalausfall“, der Präsident beklagte die Leistung von Team und Trainer und wie es weitergehen soll und der Vorsitzende der Werbe- und Sponsorengemeinschaft stellte alle zusammen persönlich an den Pranger und greinte den angeblich 250 Zuschauern nach, die sie mit diesem Spiel vertrieben hätten. Da siehst Du gleich, wo es weniger um den Sport und mehr ums Geld geht. Wenn Du so etwas hörst/siehst, dann bist Du schon froh, dass zuhause im Tempel nicht jeder mit dem Mikrofon herumwedeln und seine „Karaoke-Künste“ unter Beweis stellen möchte/darf...
Und jetzt noch?
Heimwärts durfte ich dann im Bus mitfahren, weil kein Zeitdruck (war trotz Sieg ziemlich ruhig, na ja, am nächsten Morgen Montag) – Mercedes ist zwar bequemer, aber das Programm (Smidek hat sich vorgestellt) im Bus ist eindeutig besser...
Die Schiedsrichter: Na ja, wir hatten schon schlechtere... zumindest waren sie, immer dann, wenn sie schlecht waren, eher unauffällig schlecht, also für die Fans unauffällig. In diesem Spiel war es aber egal, wie die Schiedsrichter waren... egal was gepfiffen wurde, Auerbach hat ein Tor gemacht.
Die Fans:
Habe ich schon erwähnt, wie still 750 Zuschauer sein können im Gegensatz zu 50 Fans.
Habe ich schon erwähnt, dass die ersten Einheimischen schon fünf Minuten vor der Halbzeitpause gegangen sind, quasi „Elvis has left the building“ auf Dessau-Roßlauerisch. So etwas siehst Du doch vom Spielfeld bzw. von der Bank aus, oder? Das ist dann aber auch nicht gerade motivierend, oder?
Habe ich schon erwähnt, dass die Gästefans von etlichen einheimischen Zuschauern bewundernd gelobt wurden für die Unterstützung, die sie ihrem Team in der Fremde angedeihen ließen?
Habe ich alles noch nicht erwähnt? Echt? Na, da habe ich jetzt dann auch keine Lust mehr dazu, das würde vermutlich auch den Rahmen endgültig sprengen...
Am Sonntag kommt der nächste Favorit – für uns als Aufsteiger ist in dieser Saison jeder Gegner Favorit (Zitat: Andreas Wannenmacher) – die TG 1860 Münden. Niedersachsen (ganz im Süden, schon fast Hessen), Tabellenvierter, fünf Siege, 10:4, sieben Nationen... ein weiterer schwerer Brocken...
ABER: Heimspiel!
Wir werden sehen, wie wir uns diesmal aus der Affäre ziehen können und ob da möglicherweise etwas für unsere Mannschaft zu holen ist.
Du kannst auch sagen: Schaumermaldannsengmerscho und Awengerlwasgehtallerweil.
Ich freu’ mich drauf.
I’m the DgA and that’s my take.
P.S.: In der Halbzeitpause gab es übrigens eine Durchsage, die so ähnlich klang wie wenn Du auf dem Bahnsteig stehst: „Meine Damen und Herren, soeben raste der ICE aus Auerbach durch die Halle und ließ Dessau-Roßlau links liegen. Lokführer Philipp Walzik und das übrige Heer der Namenlosen bedankt sich für die kurzweilige Unterhaltung und freut sich auf ein Wiedersehen im Handball-Tempel zu Auerbach.“ Vielleicht habe ich mich da auch verhört, aber zumindest wäre es eine solche Durchsage nicht komplett übertrieben gewesen...
(noch lacht er, doch die Saison ist noch lang... aber wir sollten das Hier und Jetzt genießen, oder? Quasi: Die Gäste feiern, wie sie fallen... oder so ähnlich).
P.P.S:: Hier noch ein paar Eindrücke aus Dessau-Roßlau - die Zwischenstände sind mit dem Handy fotografiert und deshalb zum Teil verwackelt, man kann aber erkennen, wie's stand.