Auf hartem Parkett
von Peter Könnicke und Henri Kramer (04.06.2013)
Der Handball-Drittligist 1. VfL Potsdam ist zahlungsunfähig. Die Quittung für Missmanagment und Konzeptlosigkeit?
Ein weiterer Fall mit harter Landung in der Potsdamer Sportlandschaft: Der 1. VfL Potsdam ist zahlungsunfähig. Während am frühen Montagnachmittag am Babelsberger Park die neue Führungsriege des gerade in der Fußball-Regionalliga gestrandeten SV Babelsberg 03 Neuanfang, Sparsamkeit und Bescheidenheit verkündet, um endlich der latenten Insolvenzgefahr zu entrinnen, verlässt am anderen Ende der Stadt ein Fax die Geschäftsstelle des Handball-Drittligisten VfL: „Nach äußerst schwierigen Monaten hat sich der 1. VfL Potsdam entschieden, am heutigen Tag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Potsdam zu stellen.“
Überraschend kommt das nicht, die finanzielle Schieflage des Vereins ist seit Längerem bekannt. In diesem Jahr wurde wegen der Geldsorgen bereits frühzeitig auf einen möglichen Aufstieg in die Zweite Liga verzichtet. Und schon vor anderthalb Jahren rettete nur eine Finanzspritze der Stadt den VfL vor der Zahlungsunfähigkeit: 200 000 Euro pumpte die Kommune – nach einem Beschluss der Stadtverordneten – in die klamme Vereinskasse. Damals hatte Vereinspräsident Holger Rupprecht erklärt, Vereine und Förderer seien abgeschreckt, weil diese seit der Stadtwerke-Affäre unter dem Verdacht der Mauschelei stünden, bei der es seinerzeit um intransparentes Sponsoring durch die kommunale Energie und Wasser Potsdam ging. Eine Transparenzkommission hatte 2012 umfangreiche neue Regeln zum Sponsoring durch städtische Firmen erarbeitet, die früher verborgenen Zahlungen müssen nun offengelegt werden.
Mit dem Zuschuss der Stadt stünde der Verein wieder auf soliden Beinen, versicherte damals VfL-Präsident und Ex-Bildungsminister Rupprecht. In der aktuellen Mitteilung des VfL heißt es nun, „Altlasten“ stünden der Umsetzung eines neuen sportlichen Konzeptes mit neuem Personal und neuen Strukturen im Weg. Um welche Altlasten es sich handelt, wollte der Verein zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Es sind etliche“, hieß es nur aus dem VfL-Umfeld. Das Ziel sei nun die Sanierung des Vereins im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Informationen geben können, da wir dem zukünftigen Insolvenzverwalter nicht vorgreifen können“, so Vereinschef Rupprecht. Der Trainings- und Spielbetrieb solle „vollumfänglich fortgesetzt werden“. Zudem sollen alle Meisterschaften, Ferienfreizeiten und -lager stattfinden.
Nach PNN-Informationen soll der einstige brandenburgische Bildungsminister Rupprecht in den vergangenen Wochen erneut mehrfach an die Rathaustür geklopft und um finanzielle Hilfe gebeten haben. Ohne Erfolg: Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte vor Kurzem klar gemacht, dass es Nothilfen wie für den VfL – oder auch die 2011 für den damals vor dem Absturz stehenden SV Babelsberg gezahlten 700 000 Euro – nicht noch einmal zur Debatte stünden.
Ohnehin scheint das Klagelied über verunsicherte Sponsoren, das Rupprecht in der jüngeren Vergangenheit immer wieder anstimmte, eigenes Missmanagement zu kaschieren. Er könne nicht verstehen, dass es mit einer Vielzahl an Sponsoren und der Hilfe der Stadt dem Handballverein nicht gelungen sei, solide Verhältnisse zu schaffen, sagte etwa Peter Rieger, Geschäftsführer des SC Potsdam, am Montag gegenüber den PNN. Rieger warf der VfL-Spitze „Konzeptlosigkeit“ vor. Zudem machen andere Verein wie etwa der SC Potsdam oder auch der Kanuclub Potsdam vor, wie sich in der angeblich verunsicherten Sponsoren-Landschaft Potsdams Geldgeber und Unterstützer finden lassen.
Die 200 000 Euro der Stadt seien bis März 2012 und nach einer Prüfung der wirtschaftlichen Situation des Vereins ausgezahlt worden, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte. Von einer „sehr bedauerlichen Situation“ sprach die für den Sport zuständige Beigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU): „Ein Insolvenzantrag kann aber auch eine Chance sein, die finanziellen Verhältnisse neu zu ordnen.“ Der VfL gehört auch zu den Hauptnutzern der vor etwas mehr als einem Jahr eröffneten MBS-Arena am Luftschiffhafen. Der Geschäftsführer der zur Pro Potsdam gehörenden Luftschiffhafen GmbH, Andreas Klemund, ließ den PNN über Pro-Potsdam-Sprecher Sebastian Scholze ausrichten, dass nur die Stadt Potsdam aus Auftraggeber Auskunft zur MBS-Arena gibt. „Wir verwalten die MBS-Arena im Auftrag der Stadt“, sagte Scholze. Bei der Jahresbilanz hatte sich die Pro Potsdam GmbH nicht zurückhaltend gezeigt und noch selbst informiert. Bei der Stadt sagte Sprecher Brunzlow, auf den Betrieb der MBS-Arena werde die Insolvenz des VfL keinen Einfluss haben. So übersteigen die Betriebskosten nach PNN-Informationen ohnehin die Summen, die die Vereine für die Nutzung der Arena zahlen.
In den Schlagzeilen stand der Potsdamer Handballverein auch in Zusammenhang mit der Educon-Affäre, eines wegen Betrugsvorwürfen ins Zwielicht geratenen privaten Bildungsträgers, der zugleich wichtiger Sponsor des VfL war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Educon-Vertreter, weil sie Schülerzahlen gefälscht und dadurch staatliche Gelder in Millionenhöhe erschlichen haben sollen. Als Bildungsminister unterlag Rupprecht die fachliche Aufsicht des Bildungsträgers. Die Affäre beschäftigt am Rande auch den Krampnitz-Untersuchungsausschuss des Landtags – als Teil des Auftrags, die Verquickungen zwischen Sport und Politik im Land Brandenburg zu beleuchten. Als Ex-Bildungsminister und amtierender VfL-Präsident soll Rupprecht in der nächsten Woche in dem Untersuchungsausschuss befragt werden.(mit gb und axf)
Sprungbrett PNN.de
Landgericht prüft Insolvenzplan für den VfL Potsdam
(06.11.2013)
Beim Landgericht Potsdam wird derzeit der Insolvenzplan für den Handball-Drittligisten 1. VfL Potsdam geprüft. Das erklärte am Dienstag Insolvenzverwalter Jörg Wenzel auf PNN-Nachfrage. „Zeitnah nach der Zulassung dieses Insolvenzplanes sollen dann die Gläubiger über ihn abstimmen“, so Wenzel. Sportlich laufe es in der bisherigen Saison gut für den VfL, der derzeit Tabellen-Siebter ist, und auch die Sponsoren blieben bei der Stange. Der Spielbetrieb der Handballer sei weiterhin nicht gefährdet.
Der VfL hatte Anfang Juni dieses Jahres einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Potsdam gestellt, nachdem 120 000 Euro im Etat fehlten und hohe Altlasten aus früheren Spieljahren drückten, obwohl der Verein 2012 von der Stadt Potsdam einen einmaligen Zuschuss von 200 000 Euro erhalten hatte. M. M.
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von Peter Könnicke und Henri Kramer (04.06.2013)
Der Handball-Drittligist 1. VfL Potsdam ist zahlungsunfähig. Die Quittung für Missmanagment und Konzeptlosigkeit?
Ein weiterer Fall mit harter Landung in der Potsdamer Sportlandschaft: Der 1. VfL Potsdam ist zahlungsunfähig. Während am frühen Montagnachmittag am Babelsberger Park die neue Führungsriege des gerade in der Fußball-Regionalliga gestrandeten SV Babelsberg 03 Neuanfang, Sparsamkeit und Bescheidenheit verkündet, um endlich der latenten Insolvenzgefahr zu entrinnen, verlässt am anderen Ende der Stadt ein Fax die Geschäftsstelle des Handball-Drittligisten VfL: „Nach äußerst schwierigen Monaten hat sich der 1. VfL Potsdam entschieden, am heutigen Tag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Potsdam zu stellen.“
Überraschend kommt das nicht, die finanzielle Schieflage des Vereins ist seit Längerem bekannt. In diesem Jahr wurde wegen der Geldsorgen bereits frühzeitig auf einen möglichen Aufstieg in die Zweite Liga verzichtet. Und schon vor anderthalb Jahren rettete nur eine Finanzspritze der Stadt den VfL vor der Zahlungsunfähigkeit: 200 000 Euro pumpte die Kommune – nach einem Beschluss der Stadtverordneten – in die klamme Vereinskasse. Damals hatte Vereinspräsident Holger Rupprecht erklärt, Vereine und Förderer seien abgeschreckt, weil diese seit der Stadtwerke-Affäre unter dem Verdacht der Mauschelei stünden, bei der es seinerzeit um intransparentes Sponsoring durch die kommunale Energie und Wasser Potsdam ging. Eine Transparenzkommission hatte 2012 umfangreiche neue Regeln zum Sponsoring durch städtische Firmen erarbeitet, die früher verborgenen Zahlungen müssen nun offengelegt werden.
Mit dem Zuschuss der Stadt stünde der Verein wieder auf soliden Beinen, versicherte damals VfL-Präsident und Ex-Bildungsminister Rupprecht. In der aktuellen Mitteilung des VfL heißt es nun, „Altlasten“ stünden der Umsetzung eines neuen sportlichen Konzeptes mit neuem Personal und neuen Strukturen im Weg. Um welche Altlasten es sich handelt, wollte der Verein zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Es sind etliche“, hieß es nur aus dem VfL-Umfeld. Das Ziel sei nun die Sanierung des Vereins im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Informationen geben können, da wir dem zukünftigen Insolvenzverwalter nicht vorgreifen können“, so Vereinschef Rupprecht. Der Trainings- und Spielbetrieb solle „vollumfänglich fortgesetzt werden“. Zudem sollen alle Meisterschaften, Ferienfreizeiten und -lager stattfinden.
Nach PNN-Informationen soll der einstige brandenburgische Bildungsminister Rupprecht in den vergangenen Wochen erneut mehrfach an die Rathaustür geklopft und um finanzielle Hilfe gebeten haben. Ohne Erfolg: Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte vor Kurzem klar gemacht, dass es Nothilfen wie für den VfL – oder auch die 2011 für den damals vor dem Absturz stehenden SV Babelsberg gezahlten 700 000 Euro – nicht noch einmal zur Debatte stünden.
Ohnehin scheint das Klagelied über verunsicherte Sponsoren, das Rupprecht in der jüngeren Vergangenheit immer wieder anstimmte, eigenes Missmanagement zu kaschieren. Er könne nicht verstehen, dass es mit einer Vielzahl an Sponsoren und der Hilfe der Stadt dem Handballverein nicht gelungen sei, solide Verhältnisse zu schaffen, sagte etwa Peter Rieger, Geschäftsführer des SC Potsdam, am Montag gegenüber den PNN. Rieger warf der VfL-Spitze „Konzeptlosigkeit“ vor. Zudem machen andere Verein wie etwa der SC Potsdam oder auch der Kanuclub Potsdam vor, wie sich in der angeblich verunsicherten Sponsoren-Landschaft Potsdams Geldgeber und Unterstützer finden lassen.
Die 200 000 Euro der Stadt seien bis März 2012 und nach einer Prüfung der wirtschaftlichen Situation des Vereins ausgezahlt worden, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte. Von einer „sehr bedauerlichen Situation“ sprach die für den Sport zuständige Beigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU): „Ein Insolvenzantrag kann aber auch eine Chance sein, die finanziellen Verhältnisse neu zu ordnen.“ Der VfL gehört auch zu den Hauptnutzern der vor etwas mehr als einem Jahr eröffneten MBS-Arena am Luftschiffhafen. Der Geschäftsführer der zur Pro Potsdam gehörenden Luftschiffhafen GmbH, Andreas Klemund, ließ den PNN über Pro-Potsdam-Sprecher Sebastian Scholze ausrichten, dass nur die Stadt Potsdam aus Auftraggeber Auskunft zur MBS-Arena gibt. „Wir verwalten die MBS-Arena im Auftrag der Stadt“, sagte Scholze. Bei der Jahresbilanz hatte sich die Pro Potsdam GmbH nicht zurückhaltend gezeigt und noch selbst informiert. Bei der Stadt sagte Sprecher Brunzlow, auf den Betrieb der MBS-Arena werde die Insolvenz des VfL keinen Einfluss haben. So übersteigen die Betriebskosten nach PNN-Informationen ohnehin die Summen, die die Vereine für die Nutzung der Arena zahlen.
In den Schlagzeilen stand der Potsdamer Handballverein auch in Zusammenhang mit der Educon-Affäre, eines wegen Betrugsvorwürfen ins Zwielicht geratenen privaten Bildungsträgers, der zugleich wichtiger Sponsor des VfL war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Educon-Vertreter, weil sie Schülerzahlen gefälscht und dadurch staatliche Gelder in Millionenhöhe erschlichen haben sollen. Als Bildungsminister unterlag Rupprecht die fachliche Aufsicht des Bildungsträgers. Die Affäre beschäftigt am Rande auch den Krampnitz-Untersuchungsausschuss des Landtags – als Teil des Auftrags, die Verquickungen zwischen Sport und Politik im Land Brandenburg zu beleuchten. Als Ex-Bildungsminister und amtierender VfL-Präsident soll Rupprecht in der nächsten Woche in dem Untersuchungsausschuss befragt werden.(mit gb und axf)
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Landgericht prüft Insolvenzplan für den VfL Potsdam
(06.11.2013)
Beim Landgericht Potsdam wird derzeit der Insolvenzplan für den Handball-Drittligisten 1. VfL Potsdam geprüft. Das erklärte am Dienstag Insolvenzverwalter Jörg Wenzel auf PNN-Nachfrage. „Zeitnah nach der Zulassung dieses Insolvenzplanes sollen dann die Gläubiger über ihn abstimmen“, so Wenzel. Sportlich laufe es in der bisherigen Saison gut für den VfL, der derzeit Tabellen-Siebter ist, und auch die Sponsoren blieben bei der Stange. Der Spielbetrieb der Handballer sei weiterhin nicht gefährdet.
Der VfL hatte Anfang Juni dieses Jahres einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Potsdam gestellt, nachdem 120 000 Euro im Etat fehlten und hohe Altlasten aus früheren Spieljahren drückten, obwohl der Verein 2012 von der Stadt Potsdam einen einmaligen Zuschuss von 200 000 Euro erhalten hatte. M. M.
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