Ende Januar ließ die SG Leutershausen eine Bombe platzen: Ohne Hauptsponsor sei der Verbleib in der 2. Handball-Bundesliga aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, der Traditionsverein werde keinen neuen Antrag auf Lizenzierung für die zweithöchste deutsche Spielklasse stellen und den Rückzug in die dritte Liga antreten. Uli Roth, Gesellschafter und sportlicher Leiter der SGL, zeichnete ein schonungslos realistisches Bild der prekären Lage der "Roten Teufel", die auch sportlich um den Klassenerhalt kämpfen. Dennoch glomm seither bei Spielern und Verantwortlichen ein Funke Hoffnung, dass sich kurz vor Meldeschluss für die kommende Saison doch noch ein Partner für das junge Team fände. Am 1. März hätten die Unterlagen zusammen gestellt sein müssen, um dem Zeitplan der Lizenzierungskommission der DKB-Handball-Bundesliga entsprechen zu können.
Uli Roth, haben Sie ein Päckchen für die HBL-Zentrale in Dortmund schnüren können?
Uli Roth:
Nein, haben wir nicht. Wir haben ein sportliches Konzept, wir haben ein engagiertes Team auf der Platte und im Umfeld, wir haben eine Vorstellung, wie eine Mannschaft aufgebaut und geführt werden muss, damit sie sich organisch zu immer besseren Leistungen entwickeln kann - aber wir haben keinen Partner, der diesen Weg mitgehen will. Daher wird nun das eintreten, was wir vor vier Wochen bereits angekündigt haben: Wir werden den Weg zurück in die dritte Liga antreten.
Ist die "Leutershausener Philosophie" eventuell doch zu idealistisch im knallharten Profigeschäft?
Uli Roth:
Das sehe ich nicht so. Im Gegenteil. Unsere Philosophie, auf eigenen Nachwuchs aus Deutschland zu bauen und langsam zu wachsen ist für mich nach wie vor die einzig zukunftsfähige Alternative für Vereine unserer Größe. Wir werden in den kommenden Jahren einen dramatischen Konsolidierungsprozess im deutschen Handball erleben. Nach dem Erfolg von 2007 hat sich hierzulande eine Handball-Blase entwickelt, die zu platzen droht. Die Spielergehälter in der ersten und zweiten Liga haben sich in derart ungesunde Höhen geschraubt, dass der Markt sie nicht mehr bezahlen kann.
Es gibt in unserer Spielklasse nicht einen Verein, dem es gut geht. Alle sind in der ein oder anderen Form gefährdet, bei den meisten sind die Zahlen tiefrot. Auf dieses Spiel haben wir uns nie eingelassen und werden es auch in Zukunft nicht tun. Wir lassen uns nur auf die Liga ein, wenn wir einen Sponsor finden, der uns so gut stellt, dass wir uns die Klasse auch leisten können. Dann hätten wir ideale Voraussetzungen, um eine Mannschaft zu bilden, in der einige wenige Leitwölfe eine Truppe junger, talentierter Spieler heranziehen kann. Das wäre einerseits wirtschaftlich vertretbar und würde andererseits mittelfristig dem deutschen Handball zu einer besseren Qualität verhelfen, wenn noch einige andere Vereine mitzögen.
Wie herb ist der Dämpfer durch den Rückzug für die SG Leutershausen aus Ihrer Sicht?
Uli Roth:
Natürlich hätte wir uns als Team und auch ich persönlich mir eine andere Entwicklung gewünscht. Tatsächlich haben wir geglaubt, dass unsere Region mehr hergibt, wir in der zweiten Bundesliga mehr Zuschauer haben und wir leichter Unternehmen finden, die uns unterstützen. In vielen Gesprächen hat sich aber gezeigt, dass Leutershausen als Sportstandort für kein Unternehmen wirklich attraktiv ist. Wir sind schlecht zuzuordnen. Wir gehören weder zu Mannheim, noch zu Heidelberg. Die Bergstraße ist überregional kaum bekannt. Strategisch könnte es Sinn machen, sich klar einer Stadt mit einer dann auch größeren Halle zuzuordnen. Aus unserer Sicht wäre Heidelberg attraktiv.
Wir gehen den Schritt zurück in die dritte Liga nun ganz bewusst. Die Zeit, die wir dadurch gewinnen, könnten wir nutzen, um diese neue Identität aufzubauen. Da stehen wir aber erst am Anfang der Überlegungen. Wir wollen zunächst vor allem neue Kraft sammeln und dann natürlich wieder den Aufstieg in die zweite Liga in Angriff nehmen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Dazu gehört auch, dass wir uns intern neu organisieren werden. Die handelnden Personen im Umfeld der Mannschaft bleiben dieselben, wir werden nur die Aufgaben neu verteilen und noch den ein oder anderen mit an Bord nehmen.
Ich beispielsweise werde mich voll auf den Bereich Marketing und Sponsoren-Akquise konzentrieren. Solange ich die sportliche Leitung zusätzlich inne hatte, konnte ich das nicht hundertprozentig leisten. In Zukunft will ich mir ein Team mit einem guten Netzwerk aufbauen und so die Akquise von Sponsoren und Werbepartnern fördern. Daher werden wir in Zukunft einen anderen sportlichen Leiter haben. Die Gespräche liefen gut, und wir denken, dass wir da in den kommenden Wochen zu einem Abschluss kommen. Er soll Marc Nagel als Trainer inhaltlich unterstützen und die Mannschaft gemeinsam mit ihm professionell führen.
Das bedeutet für uns eine wesentliche Strukturänderung. Außerdem suchen wir nach wie vor einen hauptamtlichen Geschäftsführer für die Belange der Geschäftsstelle. Wir sind in die zweite Liga gestartet, ohne diesen Posten besetzt zu haben, und wir haben gelernt, dass die Anforderungen der HBL nur mit diesem zentralen Ansprechpartner zuverlässig zu erfüllen sind. Wir haben die Aufgaben untereinander aufgeteilt, was uns in der ehrenamtlichen Arbeit nicht selten sehr aufgerieben hat.
Ab wann sollen diese Änderungen in Kraft treten?
Uli Roth:
Wir wollen das alles bereits in der dritten Liga umsetzen, um dann im Fall eines Wiederaufstiegs gewappnet und bereits eingespielt zu sein. Der Rückzug in die dritte Liga ist eine Vernunftentscheidung, um uns davor zu bewahren, dass die Lage richtig prekär wird. Andere Vereine hätten vielleicht probiert, die Krise in der zweiten Liga durchzubeißen. Aber das wollen wir eben nicht, weil die Folgen unabsehbar sind. Nehmen wir folgenden Vergleich: Wir fahren in der dritten Liga mit einer Geschwindigkeit, für die wir uns den Sprit leisten können. Aber wir haben immer den Fuß am Gas, und wenn es uns die wirtschaftliche Situation erlaubt, können wir das Gaspedal jederzeit wieder durchtreten und angreifen.
Wie wird die Mannschaft für die dritte Liga aussehen?
Uli Roth:
Eine ganze Reihe von Spielern der jetzigen Mannschaft hat einen Vertrag, der auch für die dritte Liga Gültigkeit hat. Konkret gilt das für Pascal Durak, Kai Dippe, Sebastian Ullrich, Philipp Schulz und auch Jochen Geppert, wobei Jochen eine Ausstiegsklausel hat. Wir haben in diesen Tagen mit allen Spielern intensive Gespräche, in denen wir mit ihnen die Zukunft planen möchten. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende März einen Kader für die kommende Spielzeit präsentieren können. Unser Ziel ist es, die Qualität der Mannschaft auch in der dritten Liga beizubehalten. Dazu wird auch beitragen, dass uns Marc Nagel als Trainer erhalten bleibt. Er ist ein ganz wichtiger Baustein in diesem Mosaik. Ich bin sicher, dass unseren Zuschauern die Spiele in der dritten Liga ähnlich viel Spaß machen werden wie heute in der zweiten. Wir blicken wieder auf mehr attraktive Derbys voraus, die immer einen ganz besonderen Reiz haben. Nebenbei: Wirtschaftlich ist die dritte Liga kein Abstieg. Nach allem, was wir bis heute wissen, ändert sich auf der Einnahmenseite im Vergleich zur zweiten Liga nur wenig. Die Etatplanung für die kommende Saison steht kurz vor dem Abschluss. Das Ziel ist, den Haushalt zu konsolidieren, die Kosten herunter zu fahren, schwarze Zahlen zu schreiben und Verbindlichkeiten zurückzuführen.
Welche Unterstützung seitens der HBL haben Sie in den letzten Wochen erfahren?
Uli Roth:
Sagen wir so: Viel Kontakt gab es nicht. Insgesamt sind wir von der Performance der HBL in der 2. Liga enttäuscht. Als wir angetreten sind, war die Rede davon, dass die HBL einen Generalsponsor für die eingleisige 2. Liga verpflichten und Fernsehgelder auch im Unterhaus zur Verfügung stellen will. Inzwischen ist die Situation die, dass das Fernsehgeld auf 4.000 Euro pro Verein und Saison zusammengeschnurrt ist, wir umgekehrt aber in jeder Saison 30.000 Euro an die Liga zahlen - für Verwaltung, Lizenzierung und viele andere Dinge mehr. Das ist nicht sehr attraktiv. Die Eingleisigkeit der 2. Liga hat nicht das gebracht, was man sich von ihr versprochen hat. Beispielsweise machen die weiten Distanzen in dieser Klasse die Fankultur kaputt. Wenn ich sehe, dass sich bei unserem Derby gegen Bietigheim gerade mal 20 Bietigheimer Fans in die Heinrich- Beck-Halle verirren, frage ich mich schon, was da schief läuft. Ein Problem ist beispielsweise, dass unsere Derbys, wie zuletzt gegen Friesenheim, mittwochs gespielt werden. Man nutzt diese Termine natürlich für die am wenigsten weiten Fahrten, aber eben zu dem Preis, dass die Fans an Werktagen nicht so zahlreich strömen wie sie es an Wochenenden tun. Da verlieren wir ganz klar Geld.
Was würde helfen, um diesen Zustand zu ändern?
Uli Roth:
Wir brauchen grundsätzlich wieder ein positiveres Image für unseren Sport. Der Erfolg von 2007 ist verpufft. Da kam nichts mehr nach. Die Play-off-Spiele der Nationalmannschaft gegen Polen im Juni um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2015 in Katar werden eine Weichenstellung sein. Wenn wir international keine bedeutende Rolle mehr spielen, verliert der Sport mehr und mehr an Attraktivität. Das schlägt durch bis auf die Zuschauerzahlen in den Ligen und noch weiter auf die Nachwuchsarbeit. Außerdem brauchen wir ein Auf- und Abstiegssystem in der Liga, das dem Leistungsgefälle Rechnung trägt. Zurzeit steigen drei Vereine aus der zweiten Liga in die erste auf - egal, ob sie überhaupt reif dafür sind. Der Dritte der zweiten Liga hat es richtig schwer oben mitzuhalten, wo ausländische Stars das Geschehen dominieren. Und auch wenn vier Drittligisten vier Absteiger aus der zweiten Liga verdrängen sollen, ist das mehr als fragwürdig. Wir sehen ja heute schon, dass die Drittligisten aus wirtschaftlichen Gründen auf eine Teilnahme an der zweiten Liga verzichten - zumal sie es auch sportlich mehr als schwer haben einen Fuß auf die Platte zu bekommen. Das Leistungsgefälle ist riesig.
Sprungbrett handball-world
(Zur Erinnerung: Leutershausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Hirschberg, der andere Ortsteil ist Großsachsen.)
Uli Roth, haben Sie ein Päckchen für die HBL-Zentrale in Dortmund schnüren können?
Uli Roth:
Nein, haben wir nicht. Wir haben ein sportliches Konzept, wir haben ein engagiertes Team auf der Platte und im Umfeld, wir haben eine Vorstellung, wie eine Mannschaft aufgebaut und geführt werden muss, damit sie sich organisch zu immer besseren Leistungen entwickeln kann - aber wir haben keinen Partner, der diesen Weg mitgehen will. Daher wird nun das eintreten, was wir vor vier Wochen bereits angekündigt haben: Wir werden den Weg zurück in die dritte Liga antreten.
Ist die "Leutershausener Philosophie" eventuell doch zu idealistisch im knallharten Profigeschäft?
Uli Roth:
Das sehe ich nicht so. Im Gegenteil. Unsere Philosophie, auf eigenen Nachwuchs aus Deutschland zu bauen und langsam zu wachsen ist für mich nach wie vor die einzig zukunftsfähige Alternative für Vereine unserer Größe. Wir werden in den kommenden Jahren einen dramatischen Konsolidierungsprozess im deutschen Handball erleben. Nach dem Erfolg von 2007 hat sich hierzulande eine Handball-Blase entwickelt, die zu platzen droht. Die Spielergehälter in der ersten und zweiten Liga haben sich in derart ungesunde Höhen geschraubt, dass der Markt sie nicht mehr bezahlen kann.
Es gibt in unserer Spielklasse nicht einen Verein, dem es gut geht. Alle sind in der ein oder anderen Form gefährdet, bei den meisten sind die Zahlen tiefrot. Auf dieses Spiel haben wir uns nie eingelassen und werden es auch in Zukunft nicht tun. Wir lassen uns nur auf die Liga ein, wenn wir einen Sponsor finden, der uns so gut stellt, dass wir uns die Klasse auch leisten können. Dann hätten wir ideale Voraussetzungen, um eine Mannschaft zu bilden, in der einige wenige Leitwölfe eine Truppe junger, talentierter Spieler heranziehen kann. Das wäre einerseits wirtschaftlich vertretbar und würde andererseits mittelfristig dem deutschen Handball zu einer besseren Qualität verhelfen, wenn noch einige andere Vereine mitzögen.
Wie herb ist der Dämpfer durch den Rückzug für die SG Leutershausen aus Ihrer Sicht?
Uli Roth:
Natürlich hätte wir uns als Team und auch ich persönlich mir eine andere Entwicklung gewünscht. Tatsächlich haben wir geglaubt, dass unsere Region mehr hergibt, wir in der zweiten Bundesliga mehr Zuschauer haben und wir leichter Unternehmen finden, die uns unterstützen. In vielen Gesprächen hat sich aber gezeigt, dass Leutershausen als Sportstandort für kein Unternehmen wirklich attraktiv ist. Wir sind schlecht zuzuordnen. Wir gehören weder zu Mannheim, noch zu Heidelberg. Die Bergstraße ist überregional kaum bekannt. Strategisch könnte es Sinn machen, sich klar einer Stadt mit einer dann auch größeren Halle zuzuordnen. Aus unserer Sicht wäre Heidelberg attraktiv.
Wir gehen den Schritt zurück in die dritte Liga nun ganz bewusst. Die Zeit, die wir dadurch gewinnen, könnten wir nutzen, um diese neue Identität aufzubauen. Da stehen wir aber erst am Anfang der Überlegungen. Wir wollen zunächst vor allem neue Kraft sammeln und dann natürlich wieder den Aufstieg in die zweite Liga in Angriff nehmen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Dazu gehört auch, dass wir uns intern neu organisieren werden. Die handelnden Personen im Umfeld der Mannschaft bleiben dieselben, wir werden nur die Aufgaben neu verteilen und noch den ein oder anderen mit an Bord nehmen.
Ich beispielsweise werde mich voll auf den Bereich Marketing und Sponsoren-Akquise konzentrieren. Solange ich die sportliche Leitung zusätzlich inne hatte, konnte ich das nicht hundertprozentig leisten. In Zukunft will ich mir ein Team mit einem guten Netzwerk aufbauen und so die Akquise von Sponsoren und Werbepartnern fördern. Daher werden wir in Zukunft einen anderen sportlichen Leiter haben. Die Gespräche liefen gut, und wir denken, dass wir da in den kommenden Wochen zu einem Abschluss kommen. Er soll Marc Nagel als Trainer inhaltlich unterstützen und die Mannschaft gemeinsam mit ihm professionell führen.
Das bedeutet für uns eine wesentliche Strukturänderung. Außerdem suchen wir nach wie vor einen hauptamtlichen Geschäftsführer für die Belange der Geschäftsstelle. Wir sind in die zweite Liga gestartet, ohne diesen Posten besetzt zu haben, und wir haben gelernt, dass die Anforderungen der HBL nur mit diesem zentralen Ansprechpartner zuverlässig zu erfüllen sind. Wir haben die Aufgaben untereinander aufgeteilt, was uns in der ehrenamtlichen Arbeit nicht selten sehr aufgerieben hat.
Ab wann sollen diese Änderungen in Kraft treten?
Uli Roth:
Wir wollen das alles bereits in der dritten Liga umsetzen, um dann im Fall eines Wiederaufstiegs gewappnet und bereits eingespielt zu sein. Der Rückzug in die dritte Liga ist eine Vernunftentscheidung, um uns davor zu bewahren, dass die Lage richtig prekär wird. Andere Vereine hätten vielleicht probiert, die Krise in der zweiten Liga durchzubeißen. Aber das wollen wir eben nicht, weil die Folgen unabsehbar sind. Nehmen wir folgenden Vergleich: Wir fahren in der dritten Liga mit einer Geschwindigkeit, für die wir uns den Sprit leisten können. Aber wir haben immer den Fuß am Gas, und wenn es uns die wirtschaftliche Situation erlaubt, können wir das Gaspedal jederzeit wieder durchtreten und angreifen.
Wie wird die Mannschaft für die dritte Liga aussehen?
Uli Roth:
Eine ganze Reihe von Spielern der jetzigen Mannschaft hat einen Vertrag, der auch für die dritte Liga Gültigkeit hat. Konkret gilt das für Pascal Durak, Kai Dippe, Sebastian Ullrich, Philipp Schulz und auch Jochen Geppert, wobei Jochen eine Ausstiegsklausel hat. Wir haben in diesen Tagen mit allen Spielern intensive Gespräche, in denen wir mit ihnen die Zukunft planen möchten. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende März einen Kader für die kommende Spielzeit präsentieren können. Unser Ziel ist es, die Qualität der Mannschaft auch in der dritten Liga beizubehalten. Dazu wird auch beitragen, dass uns Marc Nagel als Trainer erhalten bleibt. Er ist ein ganz wichtiger Baustein in diesem Mosaik. Ich bin sicher, dass unseren Zuschauern die Spiele in der dritten Liga ähnlich viel Spaß machen werden wie heute in der zweiten. Wir blicken wieder auf mehr attraktive Derbys voraus, die immer einen ganz besonderen Reiz haben. Nebenbei: Wirtschaftlich ist die dritte Liga kein Abstieg. Nach allem, was wir bis heute wissen, ändert sich auf der Einnahmenseite im Vergleich zur zweiten Liga nur wenig. Die Etatplanung für die kommende Saison steht kurz vor dem Abschluss. Das Ziel ist, den Haushalt zu konsolidieren, die Kosten herunter zu fahren, schwarze Zahlen zu schreiben und Verbindlichkeiten zurückzuführen.
Welche Unterstützung seitens der HBL haben Sie in den letzten Wochen erfahren?
Uli Roth:
Sagen wir so: Viel Kontakt gab es nicht. Insgesamt sind wir von der Performance der HBL in der 2. Liga enttäuscht. Als wir angetreten sind, war die Rede davon, dass die HBL einen Generalsponsor für die eingleisige 2. Liga verpflichten und Fernsehgelder auch im Unterhaus zur Verfügung stellen will. Inzwischen ist die Situation die, dass das Fernsehgeld auf 4.000 Euro pro Verein und Saison zusammengeschnurrt ist, wir umgekehrt aber in jeder Saison 30.000 Euro an die Liga zahlen - für Verwaltung, Lizenzierung und viele andere Dinge mehr. Das ist nicht sehr attraktiv. Die Eingleisigkeit der 2. Liga hat nicht das gebracht, was man sich von ihr versprochen hat. Beispielsweise machen die weiten Distanzen in dieser Klasse die Fankultur kaputt. Wenn ich sehe, dass sich bei unserem Derby gegen Bietigheim gerade mal 20 Bietigheimer Fans in die Heinrich- Beck-Halle verirren, frage ich mich schon, was da schief läuft. Ein Problem ist beispielsweise, dass unsere Derbys, wie zuletzt gegen Friesenheim, mittwochs gespielt werden. Man nutzt diese Termine natürlich für die am wenigsten weiten Fahrten, aber eben zu dem Preis, dass die Fans an Werktagen nicht so zahlreich strömen wie sie es an Wochenenden tun. Da verlieren wir ganz klar Geld.
Was würde helfen, um diesen Zustand zu ändern?
Uli Roth:
Wir brauchen grundsätzlich wieder ein positiveres Image für unseren Sport. Der Erfolg von 2007 ist verpufft. Da kam nichts mehr nach. Die Play-off-Spiele der Nationalmannschaft gegen Polen im Juni um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2015 in Katar werden eine Weichenstellung sein. Wenn wir international keine bedeutende Rolle mehr spielen, verliert der Sport mehr und mehr an Attraktivität. Das schlägt durch bis auf die Zuschauerzahlen in den Ligen und noch weiter auf die Nachwuchsarbeit. Außerdem brauchen wir ein Auf- und Abstiegssystem in der Liga, das dem Leistungsgefälle Rechnung trägt. Zurzeit steigen drei Vereine aus der zweiten Liga in die erste auf - egal, ob sie überhaupt reif dafür sind. Der Dritte der zweiten Liga hat es richtig schwer oben mitzuhalten, wo ausländische Stars das Geschehen dominieren. Und auch wenn vier Drittligisten vier Absteiger aus der zweiten Liga verdrängen sollen, ist das mehr als fragwürdig. Wir sehen ja heute schon, dass die Drittligisten aus wirtschaftlichen Gründen auf eine Teilnahme an der zweiten Liga verzichten - zumal sie es auch sportlich mehr als schwer haben einen Fuß auf die Platte zu bekommen. Das Leistungsgefälle ist riesig.
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(Zur Erinnerung: Leutershausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Hirschberg, der andere Ortsteil ist Großsachsen.)