Zum vorläufig letzten Mal erwarten die Handballer des SV 08 Auerbach ein Drittligateam in der Helmut-Ott-Halle, noch einmal stehen die Spieler um Tobias Wannenmacher für 60 Minuten als eine der 102 besten Mannschaften Deutschlands auf dem Feld. Dann ist das größte Abenteuer der Oberpfälzer nach zwei Jahren vorläufig beendet. „Wir wollen auch unserem eigenen Publikum noch einmal zeigen, dass mehr in uns steckt, als wir in den letzten Wochen auf die Platte bringen konnten“ erklärte Wannenmacher unter der Woche am Rand einer Trainingseinheit. Damit sprach er noch einmal den beherzten Auftritt seines Teams vom vergangenen Sonntag in Coburg an. Dabei hofft man im Lager der Blau-Weißen wie immer auf die Unterstützung von den Rängen.
Der Gegner in diesem letzten Saisonspiel ist mit der SG H2Ku Herrenberg ein langjähriges Mitglied der obersten Ligen Deutschlands. Erst 1993 gegründet, gelang der SG bereits 2002 der Aufstieg in die damalige Regionalliga Süd. Den größten Erfolg feierte der Verein nach der Saison 2009/2010, als man als Meister der Südstaffel für eine Saison in die 2. Bundesliga aufstieg. Wegen der Umstrukturierung von einer zwei- auf eine eingleisige Liga mussten im Jahr darauf insgesamt 16 Teams den Gang zurück in die 3. Liga antreten. Trotz eines sehr guten 14. Tabellenplatzes waren auch die Korn-Gäuer ein Opfer des einschneidenden Umbaus im deutschen Handball. Wieder zurück in der 3. Liga konnte man bisher nicht an diese Erfolge anknüpfen. Nach einem 10. Rang in der Saison 2011/2012 war auch die vergangene Saison eher durchwachsen. Nach der Hinrunde fand sich die SG sogar auf einem Abstiegsplatz wieder und schaffte erst nach einer deutlichen Steigerung in der Rückrunde, vor allem wegen vier Siegen in den letzten vier Spielen, doch noch den erhofften Klassenerhalt.
Nach einem deutlichen Umbau im Team und der vorgezogenen Verpflichtung von Trainer Nico Kiener hatte man sich für diese Runde einen besseren Verlauf und den frühzeitigen Ligenverbleib erhofft. Zunächst jedoch startete man mit 1:7 Punkten in die Saison, eine Tatsache, die sicherlich dem schweren Auftaktprogramm geschuldet war. Ab dem 5. Spieltag schien jedoch der Motor der SG ins Laufen gekommen zu sein. Ausgerechnet beim HSC 2000 Coburg gelang den Kiener- Schützlingen ein Sieg und der Auftakt zu einem 9:5-Punkte-Lauf. Platz 10 war danach der verdiente Lohn und das Team schien endgültig auf dem richtigen Weg zu sein. Bis zur Winterpause gab man zwar noch einmal fünf Punkte ab, konnte jedoch mit einem Sieg gegen Auerbach den 10. Rang wieder zurück erobern. In der Weihnachtspause schien allerdings der Faden gerissen zu sein, verlor man im neuen Jahr gleich acht Spiele am Stück und geriet wieder in akute Abstiegsgefahr.
Doch der Spielplan meinte es gut mit der SG. Mit Ausnahme des TSB Horkheim und der TGS Pforzheim belegen die letzten sieben Gegner der Runde (Köndringen/Teningen, Rödelsee, Friedberg, Zweibrücken-Saarpfalz, Auerbach) allesamt Plätze im unteren Drittel der Tabelle. Inzwischen offenbar deutlich konstanter und auch cleverer in entscheidenden Situationen nutzten die Herrenberger ihre Chancen ähnlich wie im Vorjahr zu einem 10:2 Lauf und brachten mit einem deutlichen Heimsieg zuletzt gegen Pforzheim den Klassenerhalt endgültig unter Dach und Fach. Damit hat das stark verjüngte Team die Möglichkeit, die Früchte seiner Arbeit ein weiteres Jahr in der 3. Liga zu genießen. Hierzu trug vor allem Neuzugang Jona Schoch (19) bei, ein Spieler mit Erst- bzw. Zweitliga- Erfahrungen. Der Rückraumakteur, der gleichzeitig mit einem Zweitspielrecht beim Erstligisten Frisch Auf Göppingen ausgestattet ist, hat sich als erfolgreichster Torschütze (136 Tore) des Teams etabliert und überzeugte dabei ebenso als couragierter Rückraumschütze wie als intelligenter Spielmacher. Inzwischen gehört er auch zum Kader der deutschen Junioren– Nationalmannschaft. Ihm folgen ähnlich erfolgreich der im rechten Rückraum agierende Christian Rau (121 Tore), Linksaußen Ingo Krämer (120 Tore) und Mittelmann Christian Dürner (111 Tore). Letzterer war beim TV Neuhausen ebenfalls schon in der 2. Liga aktiv. Auf der anderen Seite des Feldes steht mit Markus Eipperle ein talentierter Torhüter und ein Herrenberger Eigengewächs zwischen den Pfosten. Nach einer Spielzeit beim Ligakonkurrenten TSB Horkheim kehrte er zu Beginn der laufenden Saison zu seinem Heimatverein zurück und ist seither die unumstrittene Nummer Eins im Tor der SG.
Den Trainer Nico Kiener kennt Tobias Wannenmacher noch aus gemeinsamen Zeiten bei der Junioren- Nationalmannschaft. Bereits mit 17 Jahren gab der Linkshänder sein Debüt in der 1. Mannschaft der Herrenberger und blieb dem Verein seither treu. In den 15 Jahren danach unterbrach lediglich ein einjähriges Intermezzo beim damaligen Zweitligisten VfL Pfullingen diese Zugehörigkeit. Nach seinem dritten Kreuzbandriss beendete der Diplom-Sportwissenschaftler seine aktive Karriere im Jahr 2012 endgültig, wechselte ins Trainerfach und ist seither ein viel beschäftigter Mann. So ist er seit 2013 hauptamtlicher Trainer seines Heimatvereins und zugleich Landestrainer im Württembergischen Handballverband. Daneben betreut er auch noch als Co-Trainer die U17-Juniorinnen Nationalmannschaft.
Für Tobias Wannenmacher steht fest, dass das Spiel gegen die SG H2Ku Herrenberg trotz der guten Leistung in Coburg noch einmal alles von seinen Spielern abverlangen wird. „Wir wollen uns allerdings mit Anstand aus der Liga verabschieden und hoffen, dass uns noch einmal eine ähnliche Leistung wie gegen Coburg gelingt. Unser tolles Publikum hat ein gutes Abschiedsspiel verdient.“ Gleichzeitig gab Manager Peter Hackenberg bekannt, dass vor der Partie mit Dominik Brodschelm, den es studienbedingt mehrere Monate nach Australien verschlägt und Raul Adam, der aus familiären und beruflichen Gründen handballerisch kürzer treten will, zwei Spieler des aktuellen Kaders verabschiedet werden.
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Lux, Wannenmacher, Schnödt, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner