Lange Gesichter und enttäuschte Augen sah man am Samstag nach dem Spiel auf Seiten der Blau-Weißen, während die Gäste aus Sachsen lautstark ihren Auswärtssieg feierten. „Es war wie so oft in dieser Saison, wir spielen toll auf, halten mit oder haben sogar die Nase vorn und geben dann in den letzten Minuten dieses wichtige Spiel noch derart aus der Hand“ rang Ralph Weiss noch Minuten nach dem Spiel mit seiner Fassung und brachte damit den Verlauf der Partie kurz und bündig auf den Punkt. Was war geschehen?
Auerbach startete wieder einmal furios und führte bereits nach 37 Sekunden durch einen Treffer von Mario Schmidtke mit 1:0. Pirna ließ sich jedoch nicht übermäßig beeindrucken und hielt den Anschluss. Einzig Mario Schmidtke schien man nicht richtig in den Griff zu bekommen und so erzielte der Rechtsaußen in dieser Anfangsphase - immer wieder von Ralph Weiss sehr geschickt in Szene gesetzt – fast nach Belieben einen Treffer nach dem anderen und konnte sich in der 15. Minute beim Stand von 7:5 bereits zum sechsten Mal in die Torschützenliste eintragen. Dennoch gelang es den Gastgebern nicht, sich langfristig weiter als zwei Tore von den Gegnern zu entfernen und so wurden beim Stand von 13:11 die Seiten gewechselt.
Wie so oft im Handball ging es nach der Pause plötzlich schnell. Der vorsichtige Optimismus der auf die Ränge zurückgekehrten Zuschauer schlug innerhalb von vier Minuten in Begeisterung um, als die Gastgeber durch drei weitere Tore von Mario Schmidtke und einen Treffer von Michael Werner mit 17:12 in Führung gingen. Als dann auch noch der inzwischen eingewechselte Philipp Walzik in der 36. Minute einen Strafwurf der Gäste parierte, schien der Sieg zum Greifen nah. Pirnas Trainer Petr Hazl nahm eine Auszeit und versuchte damit den Lauf der Auerbacher zu unterbrechen, zunächst jedoch mit mäßigem Erfolg. Michael Werner sorgte mit zwei weiteren Treffern bis zur 41. Minute für einen komfortablen Vorsprung von sechs Toren (20:14). Nicht wenige der Zuschauer glaubten hier schon an den Sieg und auch einige der Spieler schienen in diesem Moment bereits einen Haken hinter die Partie gesetzt zu haben. Was sollte noch groß passieren, bis hierhin hat doch fast alles geklappt? Doch spätestens seit Ergebnissen wie dem 4:4 der deutschen Fußballer gegen Schweden oder dem 20:18 des LHC Cottbus gegen den HSC 2000 Coburg müsste eigentlich jeder wissen, dass im Sport alles möglich ist. Der Faden schien plötzlich gerissen. Auerbach schaffte es nicht mehr, ausreichend Druck auf den Gegner auszuüben und vergab eine Möglichkeit nach der anderen. Tor um Tor arbeitete sich Pirna wieder heran.
Dennoch hatten die Zuschauer noch zweimal Grund ausgelassen zu jubeln. Der eingewechselte Joungster Alexander Tannenberger kam nicht nur erneut zu ein paar Minuten Einsatzzeit, sondern erzielte zur Begeisterung der Fans auch seine ersten beiden Treffer in der 3. Liga. Dass es außer einem Strafwurf durch Matthias Werner die letzten Tore für Auerbach in dieser Partie sein sollten, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen. So kam es wie es kommen musste, in der 57. Minute erzielten die Gäste nach langer Zeit wieder den Ausgleich (22:22). Etwas mehr als zwei Minuten vor dem Ende brachte Matthias Werner seine Farben zwar noch einmal in Führung, musste dann jedoch ebenso mit ansehen, wie Pirna nicht nur erneut gleichziehen, sondern nach einem unglücklichen Ballverlust des im Übrigen aufopferungsvoll kämpfenden Matthias Schnödt wenige Sekunden vor dem Ende gleichzeitig mit der ersten Führung des gesamten Spiels auch den Siegtreffer erzielen konnte.
Während Pirnas Trainer Hazl nach der Partie von einem glücklichen Sieg sprach, zeigte sich Tobias Wannenmacher von der Leistung seiner Schützlinge sehr enttäuscht. „Wenn man in zwanzig Minuten nur drei Tore wirft, gleichzeitig aber zehn Treffer hinnehmen muss, dann ist da etwas richtig schief gelaufen. Offenbar haben einige – und da nehme ich mich nicht völlig aus – nach dem 20:14 geglaubt, dass da nichts mehr anbrennen würde. Dass uns dann auch noch mit Alexander Tannenberger ein Jugendspieler eine Zeit lang über Wasser gehalten hat, hat uns scheinbar noch sicherer werden lassen. Diese Niederlage hat nicht Einer zu verantworten, das war eine Niederlage des gesamten Teams. Es ist enttäuschend, wie einige immer wieder zu glauben scheinen, dass achtzig Prozent Einsatz ausreichen, um in dieser Liga zu bestehen.“ Daneben vergaß er jedoch nicht, auch einen Teil der Verantwortung bei sich selbst zu suchen und führte dazu eine phasenweise „vogelwilde Wechselei“ als Begründung an. Der SV 08 hat nun am kommenden Wochenende noch ein wichtiges Spiel im hessischen Gensungen/Felsberg zu absolvieren, bevor das Team die wohlverdiente Winterpause antreten kann.
Es spielten: Adam, Walzik, Ma. Werner (5/2), Tannenberger (2), Weiss (1), Mi. Werner (4), Hackenberg (1), Knerr, Wannenmacher, Schnödt (1), Herold, Reger, Schmidtke (9)