Lautstarker Applaus für das Team auf dem Feld und viele zufriedene Gesichter bei den Zuschauer im Foyer der Helmut-Ott-Halle – und das trotz einer Niederlage – da musste schon etwas Besonderes geschehen sein, um diese Begeisterung auszulösen. Und in der Tat hatten die weit über 500 Zuschauer ein packendes Derby zweier Teams gesehen, dessen Ausgang lange Zeit auf der Kippe stand. Letztlich war es vor allem Coburgs Kreisläufer Dominic Kelm, der das Pendel zu Gunsten der Gäste ausschlagen ließ.
Doch der Reihe nach. Beide Teams mussten auf wichtige Spieler verzichten. Bei den Gästen aus Oberfranken fielen unter der Woche zusätzlich zu Torhüter Oliver Krechel auch noch die Rückraumspieler Till Riehn und Sebastian Roth aus. Auf Auerbacher Seite fehlte neben den Langzeitverletzten und dem für diese Partie gesperrten Philipp Schöttner auch Abwehrchef Tobias Wannenmacher. Doch während der Tabellen-Zweite aus Coburg mit Philipp Seitle (28) vom Zweitligisten SC DHfK Leipzig kurzfristig einen Ersatz fand und bis Ende der Saison verpflichtete, verzichtete man bei den Gastgebern auf externe Hilfe und füllte die Reihen mit eigenen Leuten auf. So kam es, dass Maxi Hofmann an diesem Samstag einen Doppelspieltag absolvieren musste, zunächst mit der Reserve und nun mit seinem ehemaligen Team. Außerdem bekam Jugendspieler Maximilian Lux von Anfang an deutlich mehr Einsatzzeit.
Vom Anpfiff an entwickelte sich eine höchst intensive, aber stets faire Partie, die den Namen „Derby“ mehr als verdient hat. „Wir haben heute ein sehr emotionales Spiel vor einer tollen Kulisse gesehen, mit einem SV 08 Auerbach, der uns über 60 Minuten Alles abverlangt hat“ meinte Coburgs Trainer Jan Gorr in der Nachschau. Die Gäste konnten zwar mit 1:0 in Führung gehen, doch Mario Schmidtke per Strafwurf und Andreas Wolf in unnachahmlicher Art hielten dagegen und drehten das Ergebnis zu Gunsten ihrer Farben. „Es war schon etwas Besonderes gegen seine ehemaligen Kollegen anzutreten. Ein komisches Gefühl, aber auch irgendwie ein gutes“ meinten sowohl Andi Wolf als auch Kenny Schramm hinterher. Dass beide zusammen auch noch acht Treffer zum Ergebnis beisteuerten, ließen sie allerdings unerwähnt.
Die Intensität war bereits in diesen ersten Minuten fast zu greifen. Nach knapp sieben Minuten stand es zwar erst 2:2, aber die Partie hatte schon drei Gelbe Karten, zwei Hinausstellungen und einen von Philipp Walzik gehaltenen Strafwurf gesehen. Trotz der zwei Strafzeiten gegen Auerbach innerhalb einer halben Minute - ausgerechnet gegen die beiden Ex-Coburger – hielt die an diesem Tag wieder einmal starke Abwehr stand und ließ in doppelter Unterzahl lediglich einen Treffer zu. Während der gesamten ersten Hälfte konnte man keinen Unterschied zwischen den beiden Teams erkennen. Auerbach spielte wie aus einem Guss, stand aufmerksam und mit der nötigen Konsequenz in der Abwehr und zeigte auch auf der anderen Seite des Balles, dass man nicht umsonst in der oberen Hälfte der Angriffsstatistik steht. Coburg hingegen gelang es nicht, die von Vielen erwartete Überlegenheit auszuspielen. Die Gastgeber ließen nicht locker und hatten auf jeden Treffer der Oberfranken die passende Antwort parat. Die vielen mitgereisten Coburger Fans trauten ihren Augen genauso wenig wie die Anhänger der Blau-Weißen. Als dann in der 23. Minute nach einem exakt getimten Gegenstoßpass von Philipp Walzik auch noch Maximilian „Luxi“ Lux mit seinem ersten Drittliga-Tor den 8:8 Ausgleich erzielte, stand die Halle Kopf.
Doch wer geglaubt hatte, diese Begeisterung wäre nicht zu überbieten, wurde bereits weniger als zwei Minuten später eines Besseren belehrt. Zweimal Andi Wolf und einmal der wieder starke Felix Müller brachten mit drei Toren am Stück eine Zwei-Tore-Führung für den Außenseiter. Jan Gorr reagierte, nahm eine Auszeit und sein Team konnte wenigstens noch mit dem Anschlusstreffer den überraschenden Pausenstand von 11:10 herstellen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte das gleiche Bild. Auerbach in Gestalt von Dominik Brodschelm und Kenny Schramm brachte die Gäste sogar noch weiter ins Hintertreffen (13:10) und sorgten damit für noch mehr Jubel auf den Rängen. Dennoch machte sich nun ganz langsam die unterschiedliche Besetzung der Auswechselbank und vor allem die Klasse von Dominic Kelm bemerkbar. Ein ums andere Mal brachten die Oberfranken ihren Mann am Kreis ins Spiel und die heimische Abwehr damit in die Bredouille. Immer wieder erzielte Kelm entweder selbst ein Tor, oder ließ den Abwehrspielern keine andere Möglichkeit als ihn auf Kosten eines Strafwurfes oder gar einer Strafzeit zu foulen. So mussten die Gastgeber zweimal kurz hintereinander in Unterzahl zusehen, wie der HSC nicht nur einen Treffer nach dem anderen aufholte, sondern nach fünf unbeantworteten Toren plötzlich selbst wieder mit 13:15 in Front lagen. Nun war es Tobias Wannenmacher, der die grüne Karte auf den Tisch legte und um eine Minute Auszeit bat. Ganz offensichtlich hatte er die richtigen Worte gefunden, denn bereits fünf Minuten später hatten seine Schützlinge das Spiel beim Stande von 16:16 wieder ausgeglichen.
Noch war eine Viertelstunde zu spielen und es war immer noch eine Partie auf Augenhöhe. Dann jedoch kam es zu zwei unglücklichen Szenen, die sich letztlich als entscheidender Knackpunkt für das gesamte Spiel herausstellen sollten. Zunächst erhielten die Oberfranken den Ball von den ansonsten nicht schlecht pfeifenden Unparteiischen zugesprochen, obwohl ein Coburger Abwehrspieler einen Wurf von Felix Müller ins Toraus abgelenkt hatte. Im direkten schnellen Gegenstoß wurde Hajck Karapetjan von Mario Schmidtke unglücklich an seiner empfindlichsten Stelle getroffen und blieb zumindest bis zur Verkündung des Urteils der Schiedsrichter neben dem Auerbacher Gehäuse liegen. Nach kurzer Beratung zückten die Unparteiischen die Rote Karte gegen den Auerbacher und verschärften die Strafe zusätzlich noch mit einem Bericht. Somit wird Tobias Wannenmacher mindestens eine Partie ohne seinen bisher besten Torschützen auskommen müssen. Da auch Andreas Wolf kurz zuvor einen Coburger Siebenmeterreif gefoult hatte und das Spielfeld für zwei Minuten verlassen musste, mussten die Hausherren erneut eine doppelte Unterzahl bestehen. Diesmal machten es die Gäste besser und gingen durch die fälligen Strafwürfe und ein weiteres Kreisläufertor erstmals mit vier Toren in Führung (17:21).
In den letzten sieben Minuten gelang es den Oberpfälzern trotz aller Bemühungen nicht mehr, diesen Rückstand erneut zu egalisieren. Der Widerstand war zwar nicht gebrochen, aber er war nun zu schwach um den Favoriten noch einmal in Bedrängnis zu bringen. So spielten die Profis aus Oberfranken die Partie routiniert zu Ende und nahmen beide Punkte mit nach Hause. Die Wannenmacher-Sieben kann nach dieser Leistung jedoch hoch erhobenen Hauptes in die Zukunft blicken.
„Wir haben heute eine sehr emotionale aber stets faire Partie gesehen. Auerbach hat über weite Strecken des Spiels einen schnellen, technisch versierten und sehr präzisen Handball gespielt und wir sind froh, dass wir das Spiel am Ende doch noch gewinnen konnten“ lautete das Fazit von Jan Gorr. „Heute hatten wir wieder einmal eine gute Abwehr und auch einen erfolgreichen Angriff. Auch das Publikum hat gezeigt, warum es nicht leicht ist, in Auerbach zu bestehen. Nach dieser Leistung können wir mit Selbstvertrauen zur SG H2Ku Herrenberg fahren und das letzte Spiel vor der Winterpause angehen“ resümierte Tobias Wannenmacher die Partie.
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (5/2), Weiss, Walz, Müller (7), Hofmann, Lux (1) Brodschelm (1), Herold, Wolf (3), Schmidtke (4/1)