Man kann auch sagen: Der HC Aschersleben hat sich das Leben unnötig schwer gemacht. Und zwar in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit. 16:18 hatten die Alligators nach der ersten Halbzeit zurückgelegen. Nach 40 Minuten musste Frank Seifert sen. die grüne Karte ablegen. Seine Mannschaft lag zu diesem Zeitpunkt 21:28 zurück. Bedingt war dieser Lauf der Auerbacher durch Fehler des HCA. Ballverluste und schwaches Umkehrspiel ermöglichten dem SV Auerbach vier Kontertore in dieser Phase. Zudem wurden die Rückraumschützen unzureichend am Torwurf gehindert. Aschersleben wirkte hilflos. Von den Rängen war deutlich ein "Jetzt reißt euch mal zusammen hier" zu hören.
Das tat die Mannschaft dann auch. Und einer, von dem man es wohl am wenigsten erwartete, hatte den größten Anteil daran: Andreas Stops. Ascherslebens Torwart, der sich nach drei Jahren handballloser Zeit aufgrund der Verletzungen von Ivan Szabo und Andreas Böhm zur Verfügung gestellt hatte, gab mit seinen Paraden neue Hoffnung. Stops hatte in der ersten Halbzeit im Tor begonnen, bekam da aber noch keinen Ball an die Hand. Für ihn kam dann Blitz-Verpflichtung Tilo Leuschner auf die Platte. Am Freitag vor dem Spiel hatte Leuschner, der vom 1. VfL Potsdam kam, sein erstes Training mit der Mannschaft absolviert. Ihm war die fehlende Bindung zu seinen Vorderleuten noch anzumerken. Und so kam Stops nach dem 21:28-Zwischenstand wieder ins Tor. Er lieferte eine starke Leistung ab und war Garant dafür, dass Auerbach in zwölf Minuten nur zwei Tore gelangen.
Der HCA baute mit jedem Tor, mit dem der Rückstand verringert wurde, das angeknackste Selbstvertrauen wieder auf. Und auch die Zuschauer waren voll dabei, unterstützten ihr Team lautstark. Als Emil Feuchtmann den Ausgleich zum 30:30 erzielte (52.), war das Momentum voll auf der Seite der Alligators. Doch sie nutzten es nicht. Statt etwas Ruhe in die Aktionen zu bringen, blieb die Mannschaft beim hohen Tempo und machte Fehler. Auerbach setzte sich wieder auf 32:30 ab. Der Zwei-Tore-Vorsprung blieb, in der hektischen Schlussphase mussten mehrere Spieler mit Zeitstrafen das Spielfeld verlassen. Auerbach konnte jubeln, Aschersleben sah konsterniert zu.
Tobias Wannenmacher war voll des Lobes für die Konkurrenz. Er habe mit Auerbach schon gegen einige Mannschaften aus der unteren Tabellenregion gespielt, aber "Aschersleben war die stärkste Mannschaft". Auch für Martin Doldan hatte Wannenmacher warme Worte: "Das ist einer der besten Kreisläufer der gesamten 3. Liga." Doldan hatte elf Tore erzielt.
Nur: Für das Lob kann sich der HC Aschersleben nichts kaufen. Es bleibt eine Niederlage. "Wir hatten eine schwere Woche hinter uns, aber das soll keine Ausrede sein", sagte Jörg Flechtner: "Wir müssen es besser machen." Nach der zweiten Niederlage in Folge ist eines sicher: Auf die letzte schwere Woche wird die nächste schwere Woche folgen.
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