Würde man einem Handball-Unkundigen die Geschichte dieses Spieles erzählen, er würde womöglich fragen, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, sich elf Stunden Busfahrt und 60 Minuten Anstrengung und Aufregung zu sparen. Zum einen wegen einer gewissen Duplizität der Ereignisse und zum anderen, weil die Vergabe der Punkte letztlich nicht auf sportliche Weise entschieden wurde. Doch so funktioniert nun einmal der Sport im Allgemeinen und der Handball im Speziellen nicht.
Betrachtet man den Verlauf und die nackten Zahlen der Partie, so könnte man glauben, man hätte sie im August des letzten Jahres an anderer Stelle schon einmal gesehen. Heute wie damals startete Auerbach mühsam und Teningen zog davon, Auerbach kämpft sich unermüdlich wieder heran, gleicht das Spiel um die 50. Minute herum aus, Raul Adam hält zwei Strafwürfe von Teningens bestem Werfer Christian Hefter, der stärkste Spieler auf Seiten der Oberpfälzer ist Linkshänder, kurz vor dem Ende ein unglücklicher Auerbacher Ball und ein gegnerischer Trainer, der im Nachhinein seine Sympathie für Auerbach ausdrückt und für ein Unentschieden plädiert. In der Filmbranche häufig, erlebt man derartige „Remakes“ im Handball äußerst selten.
Doch der Reihe nach. Während Teningens Trainer Ole Andersen aus dem Vollen schöpfen konnte, reisten die Gäste aus Auerbach mit dezimierten Kader an. Neben dem gesperrten Mario Schmidtke musste auch Sebastian Walz verletzt pausieren. Zudem hatte Torhüter Philipp Walzik wegen einer fiebrigen Erkältung während der gesamten Woche nicht trainieren können und saß deshalb nur als Nothelfer auf der Bank. Die Gastgeber zeigten sich zudem von Beginn an deutlich entschlossener in ihren Aktionen und lagen folgerichtig nach drei Minuten mit 2:0 in Front. Ein, zwei vergebene Möglichkeiten hüben wie drüben ließen die Sekunden von der Uhr ticken, ohne dass etwas Zählbares dabei heraus kam. So mussten die etwa 20 mitgereisten Auerbacher Fans bis zur 7. Minute warten, ehe Kenny Schramm per Strafwurf den 2:1 Anschlusstreffer erzielte. Bis hierhin war die Welt noch in Ordnung und die Gäste eindeutig im Soll. Selbst als Dominik Brodschelm in der 9. Minute das 4:2 erzielte, konnte man noch über die bis dahin gemachten Fehler einigermaßen großzügig hinwegsehen. Als jedoch Teningens Rechtsaußen Christian Hefter in der 13. Minute einen Drei-Tore-Lauf seines Teams abschloss und damit seine Farben mit 7:2 in Führung brachte, konnte man sich im Auerbacher Lager schon über den einen oder anderen Patzer ärgern. Unkonzentriertheiten im Abschluss, fehlende Aggressivität in der Abwehr und Abstimmungsprobleme kennzeichneten in dieser Phase das Spiel der Gäste. „Es zieht sich wie ein Roter Faden durch unsere gesamte bisherige Saison“ meinte Tobias Wannenmacher nach der Partie. „Egal ob auswärts oder in der eigenen Halle finden wir nur schleppend in unser Spiel, lassen uns oft den gegnerischen Stempel aufdrücken und müssen uns dann mühsam wieder heran arbeiten.“
So auch diesmal. Immer wieder konnten die Breisgauer von Fehlern der Blau-Weißen profitieren und ihren Vorsprung bis zur 19. Minute sogar auf sieben Tore ausbauen (11:4). Erst jetzt ging ein gewisser Ruck durch das Auerbacher Team. Es schien, als hätte man bis dahin zu viel nachgedacht und sich damit selbst blockiert. Nun da die Situation scheinbar ausweglos war, begann man zu kämpfen und Handball zu spielen. Eine Umstellung der Abwehr von einer defensiven 6-0 Deckung auf eine etwas offensivere 3-2-1 Formation tat ein Übriges dazu. Drei schnelle Gegenstoßtore durch Alexander Tannenberger und ein Treffer von Auerbachs Tagesbestem Philipp Schöttner ließen den Rückstand auf ein erträgliches Maß schrumpfen (14:10) und die Hoffnungen im Gästelager wieder etwas steigen. Zudem hatte sich Raul Adam nach etwa 20 Minuten in seinem Gehäuse breit und die ersten Chancen der Gastgeber zunichte gemacht. Endlich war man dort, wo man bereits zu Beginn der Partie sein wollte und sollte. Mit dem zweiten und damit letzten Strafwurf für Auerbach stellte Kenny Schramm den Pausenstand von 16:13 her.
Die zweite Hälfte begann zunächst ähnlich wie die erste. Teningen konnte seinen Vorsprung wieder auf fünf Treffer ausbauen und diesen bis zur 39. Minute halten. In der 44. Minute sah sich Ole Andersen jedoch beim Stand von 23:22 nach einem 1:5 Lauf für Auerbach zu einer Auszeit gezwungen. Lautstark monierte er die mangelnde Chancenverwertung seines Teams. Immer wieder waren die Gelb-Schwarzen an Raul Adam und an individuellen Fehlern gescheitert und hatten den Gästen die Möglichkeit gegeben, durch schnelles Umschaltspiel wieder in die Partie zurück zu kommen. Dennoch hatte sich jetzt im Team der Gastgeber eine gewisse Unsicherheit eingenistet und so kam was kommen musste. Felix Müller, dessen Tag viel Licht aber auch einige Schatten hatte, erzielte mit einem sehenswerten Treffer in der 50. Minute das von den Gästen viel umjubelte Unentschieden zum 25:25. Im Hinspiel hatte diesen Kenny Schramm eine Minute später geschafft. Vier Minuten später scheiterte, wie im Hinspiel, Christian Hefter mit einem (von acht) Strafwürfen an Raul Adam und Dominik Brodschelm brachte mit seiner vorletzten Aktion in dieser Partie – kurz danach musste er nach einem Foul das Spiel mit einer Roten Karte vor Augen verlassen - sogar die 26:27 Führung für Auerbach.
Die Gastgeber glichen aus und hatten danach das Glück auf ihrer Seite. Zunächst traf Andreas Wolf zwei Minuten vor dem Ende dieses speziell für ihn „gebrauchten Tages“ beim Stande von 28:28 leider nur das Lattenkreuz – im Hinspiel war zum gleichen Zeitpunkt Mario Schmidtke mit einem Strafwurf gescheitert – und verpasste damit die Möglichkeit, das Spiel zugunsten seiner Farben zu entscheiden. Die Entscheidung über Sieg, Niederlage oder Unentschieden fällten diesmal jedoch die Schiedsrichter. Nach einer unsicheren Leistung in der ersten Hälfte und mehreren, allgemeines Unverständnis hervorrufenden Entscheidungen im zweiten Abschnitt – nicht selten gegen die Gäste aus Bayern - nahmen sie den Kontrahenten die Möglichkeit, das Spiel auf sportliche Art und Weise zu beenden.
Was war geschehen? Es waren gerade einmal noch 15 Sekunden zu spielen, als sie sich gezwungen sahen, Auerbach wegen eines scheinbaren Schrittfehlers den Ball zu entziehen und einen eventuellen Ausgleich damit zu verhindern. „Ich weiß nicht, ob wir überhaupt einen Treffer erzielt hätten“ ärgerte sich Karsten Herold wenige Sekunden später. „Wir bekamen aber auch keine Möglichkeit es zu versuchen. 15 Sekunden vor Schluss den ersten oder zweiten Pfiff der gesamten Partie wegen Schrittfehler hinnehmen zu müssen ist doch eher ungewöhnlich.“ „Wir müssen heute sehr, sehr froh sein, dass wir das Spiel noch gewonnen haben. Der gegnerische Torwart und der Linkshänder (Philipp Schöttner) haben uns fast diese Punkte gekostet. Ich mag Auerbach sehr gerne, halte sie für ein starkes Team und glaube, dass sie den Klassenerhalt schaffen können“ lobte Ole Andersen die Gäste im Nachgang. Auch wenn die Partie verloren ging, so hatte man doch genügend Gesprächsstoff für die lange Heimfahrt.
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (3/2), Tannenberger (3), Weiss, Müller (8), Lux (2), Wannenmacher, Brodschelm (2), Herold (1), Wolf, Schöttner (9)