SV 08 Auerbach – TV Großwallstadt 31:35 (17:18)
Es war nicht ganz der Abschied, den man sich erhofft hatte. Viele hätten zum Abschluss einer langen und erfolgreichen Reise lieber einen Sieg gesehen, einige hätten gerne ein größeres Abschluss-Event gehabt und manch einer hätte sich gewünscht, dass zum letzten Auftritt des SV 08 Auerbach in der 3. Liga noch mehr Zuschauer den Weg in die Helmut-Ott-Halle gefunden hätten. Denn obwohl die Tribünen mit fast 600 Zuschauern leicht überdurchschnittlich besetzt waren, hatte der Eine oder Andere den großen Namen des Gegners und die Situation rund um den SV 08 Auerbach für durchaus zugkräftiger erachtet. Dennoch hatte sich die lautstarke Trommel-Einheit um Holger Hess und Thomas Schöttner eine kleine Choreographie einfallen lassen und auf den Sitzplätzen blau-weiße Papierbögen ausgelegt. Nachdem die Auerbacher Mannschaft mit den von Cordula Raß betreuten Handball-Minis eingelaufen war, konnte der letzte Spieltag der Saison von den beiden Unparteiischen Sebastian Meiler und Patrick Müller angepfiffen werden.
Von Beginn an hatte man den Eindruck, dass hier zwei Mannschaften mit unterschiedlicher Herangehensweise auf dem Feld standen. Auf der einen Seite die Gäste aus Unterfranken, die ohne Druck aufspielen und, mit dem sicheren Klassenerhalt im Rücken, auch den letzten Auftritt routinemäßig angehen konnten. Auf der anderen Seite die Gastgeber, die in dieser Zusammensetzung letztmalig der Helmut-Ott-Halle und ihrem Publikum die Ehre erwiesen. Manch einer von ihnen hatte bereits vor dem Spiel und noch während des Aufwärmens einen verstohlenen Blick ins Publikum riskiert und die eine oder andere Träne verdrückt. Noch einmal wollte man sich ordentlich präsentieren, noch einmal wollte man zeigen, dass man mit Herzblut bei der Sache war und ist und noch einmal sollte der „Tempel“ zum Beben gebracht werden.
Doch manchmal stehen einem Emotionen eher im Wege, weshalb sich früh im Spiel zeigte, dass der mentale Druck für das Team sehr hoch war. Daran konnte auch ein in der ersten Minute von Florian Eisenträger vergebener Strafwurf nicht viel ändern. Auerbach vergab seine erste Möglichkeit ebenfalls und musste im direkten Gegenzug das 0:1 hinnehmen. Nach vier Minuten jedoch hatten zweimal Andreas Wolf und Felix Müller den Spieß umgedreht und ihre Farben mit 3:2 in Führung geworfen. Gerade Felix Müller zeigte an diesem Tag, was in ihm steckt. Mit einer sehr guten Wurfausbeute und starkem Offensivverhalten war er kaum zu halten und konnte die Abwehr der Gäste ein ums andere Mal überwinden. Überhaupt zeigte sich, dass Auerbach seine Tore verstärkt aus dem Rückraum erzielte, während die Gäste oft über den Kreisläufer versuchten, zum Erfolg zu kommen. Gleichzeitig erwiesen sich beide Abwehrreihen als zu löchrig, während auch beide Torhüter kaum eine Hand an den Ball brachten. Beide wurden zwar nach etwa 15 Minuten ausgetauscht, doch auch Mile Matijewitsch und Andreas Bayerschmidt konnten wenig reparierend auf die Fehler der Abwehrreihen einwirken. Mitte der ersten Hälfte übernahm der TV Großwallstadt wieder eine knappe Führung, lag ständig einen oder zwei Tore in Front und hielt Auerbach auf Distanz. Auch als die Gastgeber zehn Minuten vor Ende der ersten Hälfte noch einmal ausglichen und kurzzeitig sogar selbst einen Treffer vorlegten, kam es zu keiner entscheidenden Wende der Partie. Großwallstadt nutzte jeden noch so kleinen Fehler der Oberpfälzer geschickt aus und brachte die knappe Führung bis zum Pausenpfiff über die Zeit.
Mit der Sirene wurde Auerbach noch ein direkter Freiwurf zugesprochen, bei dem Andreas Wolf einen der hochspringenden Abwehrspieler ins Gesicht traf. Zur Überraschung fast der gesamten Halle und trotz lautstarker Proteste der Auerbacher Bank, zogen die Unparteiischen die Rote Karte und schickten Wolf frühzeitig zum Duschen. Selbst der gegnerische Trainer Heiko Karrer hatte versucht, diese Entscheidung abzuwenden.
Diese zusätzliche Schwächung erwies sich letztlich als zu heftig für Auerbach. Zu einfallslos wurde in der Offensive agiert, zu offen stand man in der Defensive und zu wenig waren den Oberpfälzern die Unparteiischen und das Glück gewogen. Einzig Felix Müller traf scheinbar nach Belieben, war sogar trotz direkter Manndeckung erfolgreich und stellte die ebenfalls keineswegs sichere Abwehr der Gäste immer wieder vor Probleme. Dennoch konnte auch er nicht verhindern, dass Großwallstadt seine Führung ausbaute und sich langsam aber sicher in Richtung Sieg stahl. In der 38. Minute mussten die Gäste eine erste Schwächung hinnehmen. Der ehemalige Nationalspieler Jens Tiedtke hatte sich an der Schulter verletzt und konnte sein letztes Spiel für den TVG nicht ganz zu Ende bringen. Keine Viertelstunde später wurden die Reihen der Gäste noch etwas mehr gelichtet. Rudolf Vogel hatte Kenny Schramm im Wurf derart gefoult, dass sich die Schiedsrichter, obwohl anfänglich unwillig, zur Roten Karte gezwungen sahen.
Fünf Minuten vor dem Ende kam dann doch noch einmal etwas Spannung auf. Auerbach hatte seinen Rückstand von 26:30 auf 30:32 verkürzt, als Kenny Schramm sportlich fair eine Berührung des Balles zugab und den Gästen einen Eckball ermöglichte. Diese Möglichkeit blieb jedoch ungenutzt und die Oberpfälzer verkürzten durch niemand anderen als Felix Müller auf 31:32. Dass dann jedoch in den letzten dreieinhalb Minuten kein Tor mehr für Auerbach fiel, war symptomatisch für das gesamte Spiel. Großwallstadt beendete die Partie und die Saison mit einem weiteren Sieg. Trotz des Applauses, den das Auerbacher Publikum seinem Team für lange Jahre erfolgreichen Handball und für das beste Ergebnis in der Vereinsgeschichte spendete, wollte keine rechte Feierstimmung in der Helmut-Ott-Halle aufkommen. Die sonst übliche Saison-Abschluss-Feier im Foyer der Halle entwickelte sich viel dezenter und aufgrund der Umstände deutlich emotionaler als noch in den letzten Jahren. Ein bisschen gefeiert wurde dann zwar trotzdem, doch wird sich erst in ein paar Wochen die Katerstimmung in Auerbach legen.
In der kommenden Saison wird dann eine neu formierte Mannschaft um Trainer Matthias Schnödt in der Landesliga antreten und ihr Glück versuchen.
Statistik: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger (1), Weiss (1), Neuß (4), Laugner (1), Lux (4/1), Schnödt (1), Herold, Büttner (2), Schramm, Müller (12), Wolf (4), Schöttner (1)
TV Großwallstadt: Matijevic, Nositschka, Geck (4), Vogel (1), Grammel, Eisenträger (10/2), Tiedtke (1), Schnellbacher (1), Karrer (2), Weit (4), Heinrich, Gempp (4), Spross (8)
Strafwürfe: 1 - 6 (Lux 1/1 – Eisenträger 4/2, Spross 2/2)
Strafzeiten: 3 – 3 (Weiss, Schramm, Schöttner – Eisenträger 2, Schnellbacher)
Rote Karten: 1 – 1 (Wolf – Vogel)
Schiedsrichter Sebastian Meiler / Patrick Müller
Zuschauer: 600
Spielfilm: 0:1, 3:2, 6:5, 6:7, 8:10, 10:12, 12:12, 17:18 – 17:19, 18:19, 18:21, 23:24, 23:26, 25:29, 28:32, 31:32, 31:35