„Ohne Vier, Spiel Fünf, verloren Sechs“, so in etwa könnte man diesen Spieltag in wenigen Worten zusammenfassen. Vier Spieler fehlten dem SV 08 Auerbach in einer Partie, aus der er nach fast fünfstündiger Anfahrt leider keinen der für den Klassenerhalt möglicherweise noch nötigen sechs Punkte mitnehmen durfte.
Der Aufsteiger aus der Oberpfalz trat am Samstag im niedersächsischen Hann. Münden mit einer stark dezimierten Truppe gegen die heimische TG 1860 an. „So viele Spieler können wir einfach nicht kompensieren“ meinte Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach der Partie und ergänzte „Münden hatte heute die eindeutig besser besetzte Bank“. Damit meinte er nicht nur die Qualität, sondern vor allem die Tatsache, dass den Gastgebern sechs und ihm selbst nur drei Feldspieler zum Wechseln zur Verfügung standen. Ungeachtet dessen starteten die Gäste sehr engagiert in die Partie. Es zeigte sich bereits in den ersten Minuten, dass dies ein Spiel zweier fast gleichwertiger Mannschaften werden würde, wobei die Abwehrreihen die wohl entscheidende Rolle spielen würden. Immer wieder gelang es den offensiven Deckungen beider Teams, den Gegner zu Fehlern zu zwingen und Chancen zu verhindern. So dauerte es fast sechs Minuten, bis der Spielstand von 1:2 für die Gäste von der Anzeigentafel leuchtete und weitere drei Minuten bis die Niedersachsen zum Ausgleich trafen. Auerbach blieb in dieser Phase nicht nur im Spiel, sondern zeigte sich durchaus auf Augenhöhe mit den Gastgebern – eine Situation, die sich bereits durch die gesamte Saison wie ein roter Faden zieht.
Der 4:4-Ausgleich nach einer Viertelstunde durch Mündens Spielertrainer Alexander Koke konnte die etwa 300 heimischen Zuschauer nicht wirklich überzeugen und auch als Münden in der 19. Minute erstmals selbst die Führung übernahm, war auf den Tribünen noch immer große Unzufriedenheit ob der geringen Trefferquote zu spüren. Die Anspannung übertrug sich auch auf die Männer auf dem Feld und so war es nicht verwunderlich, dass Thorben Buhre trotz inzwischen erreichter Zwei-Tore-Führung nach einer für ihn nicht nachvollziehbaren Entscheidung der Schiedsrichter wutentbrannt gegen die Hallenwand trat und dafür zu seiner Zeitstrafe eine zweite hinnehmen musste. Die Gäste konnten aus der Unruhe der Heimmannschaft Kapital schlagen und bekamen durch drei Treffer hintereinander wieder eine Hand ans Ruder. Wer anders als die drei stärksten Auerbacher Spieler sollten diese Tore erzielen? Maximilian Hofmann, der erneut eine sehr gute Partie zeigte, traf ebenso wie Mario Schmidtke, der die Torhüter der Gastgeber immer wieder durch teilweise unerwartete Würfe überraschen konnte. Sein wohl bisher bestes Spiel gelang Matthias Schnödt. Ein ums andere Mal ging er auch dort hin, „wo es weh tut“, setzte sich im „Eins-gegen-Eins“ durch und verwandelte selbstbewusst jeden seiner Versuche.
Nun also lag wieder der Gast aus Bayern mit einem Tor in Front. Erneut übernahm es der ehemalige Bundesligaspieler Alexander Koke, der in dieser ersten Hälfte Dreh- und Angelpunkt des Mündener Spiels war und den die Spieler des SV 08 nie ganz unter Kontrolle brachten, den Ausgleich zu erzielen. Zehn Sekunden vor der Halbzeitsirene musste je ein Spieler beider Teams das Spielfeld verlassen, wobei dies für Philipp Schöttner bereits die zweite Zeitstrafe bedeutete. Geschickt nutzte erneut Alexander Koke die Überzahlsituation und traf zum Zwischenstand von 12:11 für die Gastgeber.
In den ersten Minuten nach Wiederbeginn lief das Spiel in der gleichen Weise weiter. Hofmann, Schnödt und Schmidtke ließen es nicht zu, dass Koke und seine Mannen das Spiel in die Hand nahmen. Nach etwa sieben Minuten jedoch kam es zu einer ersten kleinen Schwächephase bei den Gästen. Dreimal nacheinander trafen die Niedersachsen und schafften so den ersten Vorsprung größer als zwei Treffer. Nach einer Auszeit für Auerbach konnte zwar Maximilian Hofmann noch einmal verkürzen (19:17), musste dann jedoch den ersten 40 Minuten Tribut zollen und bekam eine kurze Verschnaufpause verordnet. Die Gasgeber nutzen die Umstellung im Mittelblock der Auerbacher und erzielten erneut drei Treffer am Stück. Damit lagen die Gäste nach 44 Minuten vorentscheidende fünf Tore zurück. Man merkte den Spielern nun immer deutlicher den Substanzverlust an und man musste befürchten, dass das Endergebnis ähnlich deutlich wie im Hinspiel ausfallen würde.
Neun Minuten vor dem Ende der Partie führte Münden bereits mit sieben Toren (28:21) und manch einer der dreißig mitgereisten Blau-Weißen Fans sehnte das Ende der Partie herbei. Mündens Trainergespann gab nun auch einigen Nachwuchsspielern etwas Einsatzzeit und wollte die Partie mehr oder weniger locker zu Ende spielen. Als sieben Minuten vor Schluss auch noch Auerbachs Philipp Schöttner nach seiner dritten Zeitstrafe frühzeitig zum Duschen geschickt wurde, schien dies auch durchaus machbar zu sein. Doch hier hatten die „Wirte die Rechnung ohne den Gast“ gemacht. Zweimal Maxi Hofmann und einmal Mario Schmidtke brachten Auerbach wieder auf Schlagdistanz (30:27).
Leider waren nur noch etwas mehr als eine Minute zu spielen und so mussten die „müden Krieger“ um Tobias Wannenmacher nach einer letzten Auszeit durch die Heimmannschaft die endgültig entscheidenden zwei Treffer hinnehmen. Mündens Team feierte ausgelassen den Sieg und viel wichtiger den nun mit 24 Pluspunkten sportlich erreichten Klassenerhalt.
„Unter den gegebenen Umständen können und müssen wir mit dem Ergebnis zufrieden sein, auch wenn uns das in unserer Situation nicht weiterhilft“ erklärte Tobias Wannenmacher nach dem Spiel. „Alexander Koke hatte nicht nur die besseren Trümpfe in der Hand, er hat sie auch sehr geschickt ausgespielt. Genau zu dem Zeitpunkt, als wir nicht mehr adäquat reagieren konnten, hat er seine Abwehr auf eine 6-0-Deckung umgestellt und uns damit in große Schwierigkeiten gebracht. Das wird heute eine sehr lange Heimfahrt für uns.“
Im nächsten Spiel gegen die SG LVB Leipzig hoffen er und ganz Handball-Auerbach wieder einmal auf den Heimspiel-Effekt in der Helmut-Ott-Halle.
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger, Weiss (2), Hofmann (7), Mi. Werner (3/2), Hackenberg (1), Schnödt (5), Reger, Schmidtke (7), Schöttner (2)