Dieter Hess, Lohrs neuer Trainer, hatte sein Team offenbar gut eingestellt und hoch emotional auf das Feld geschickt. Von Beginn an agierten die Unterfranken sehr aggressiv in den Zweikämpfen und brachten so die Gäste ein ums andere Mal aus dem Rhythmus. Es entwickelte sich ein schnelles Spiel zweier zunächst gleichwertiger Teams, in dem beide Seiten von den Fehlern der anderen lebten. Auerbach vergab bereits in dieser frühen Phase beste Möglichkeiten und Lohr nutzte dies zu einfachen und schnellen Toren. Vor allem Yannick Bardina, den die Abwehr der Gäste erst sehr spät etwas besser unter Kontrolle brachten, zeigte auf der rechten Rückraumseite immer wieder sein Können und traf fast nach Belieben. Dann eine Schrecksekunde für die Gäste: Felix Müller verletzte sich unglücklich an der Wade und musste das Spielfeld verlassen. „Vermutlich ein Muskelfaserriss“ lautete die Diagnose von Physiotherapeut Dominik Fitzek. „Felix wird wohl einige Zeit ausfallen.“ Immer wieder wechselte in den nächsten Minuten die Führung und selbst als die Gäste beim Stand von 4:6 kurzzeitig mit zwei Treffern in Front lagen, schaffte es Lohr relativ mühelos, das Spiel wieder auszugleichen (6:6).
Inzwischen war knapp eine Viertelstunde gespielt, als es plötzlich zu einem Bruch im Spiel der Unterfranken kam. Auerbach hatte sich endgültig auf die Gangart der Partie eingestellt, die Abwehr stand nun deutlich sicherer und Philipp Walzik tat mit einigen Paraden ein Übriges dazu. Da sich auch die Chancenverwertung in dieser Phase deutlich verbesserte, gelang den Gästen ein 1:7 Lauf, der, im Nachhinein betrachtet, die frühzeitige Entscheidung des Spiels bedeutete. Doch davon konnte auf dem Feld noch lange nicht die Rede sein. Lohr verkürzte auf vier Tore, nur um bis zur Pause wieder den alten Sechs-Tore-Rückstand hinnehmen zu müssen (11:17).
In der zweiten Hälfte entwickelte sich ein noch hektischeres Spiel als in der ersten, wobei ein Gutteil dieser Hektik der Unsicherheit der Unparteiischen geschuldet war. Immer wieder kam es zu Pfiffen, die auf beiden Seiten des Feldes für Unmut sorgten. Dabei hatten die Gastgeber offenbar deutlich mehr Probleme damit, als die Blau-Weißen, ein Umstand, der sicherlich auch dem deutlichen Rückstand geschuldet war. Da Lohr nun immer wieder mit einem Mann weniger auf dem Feld stand, war es für den Tabellenführer trotz einer streckenweise ideenlosen Offensive und einer schwachen Chancenverwertung kein Problem, das Spiel zu kontrollieren. Einzig als nach etwa zehn Minuten der zweiten Hälfte Tom Scheiner im Lohrer Tor mit einem gehaltenen Strafwurf und einigen guten Paraden seinem Team die Möglichkeit gab, auf vier Tore zu verkürzen und diesen Rückstand einige Minuten zu halten, keimte nicht nur unter den 450 teilweise hochemotionalen Zuschauern noch einmal etwas Hoffnung auf. Doch die Wannenmacher- Sieben ließ sich nicht mehr aus dem Konzept bringen. Allen voran Andreas Wolf, aber auch Kenny Schramm, Ralph Weiss, Matthias Schnödt und der Spielertrainer selbst sorgten durch feine Einzelleistungen für die entscheidenden Tore und ließen durch konzentriertere Abwehrarbeit auch hinten nicht mehr viel anbrennen. Die Gastgeber versuchten zwar alles, kamen aber mit ihren Bemühungen nicht mehr ausreichend zum Zug und mussten sich letztlich deutlich mit 25:32 geschlagen geben.
„Ich hatte meinem Team vor der Partie gesagt, dass Auerbach nicht zwingend ein Gegner ist, gegen den man punkten muss“ erklärte Dieter Hess nach dem Spiel. „Die Saison ist zwar noch lang, aber der Druck wächst bei einem Punktekonto von 2:12 doch merklich. Wir müssen versuchen, unser Spiel weniger berechenbar zu machen und es nicht so sehr auf ein, zwei Spieler zu konzentrieren.“ Tobias Wannenmacher zog ein positives, wenn auch zweigeteiltes Fazit über die Partie. „Einerseits ist mir vollkommen egal, wie oder wie hoch wir gewinnen, ein Sieg ist ein Sieg und sieben Tore Vorsprung, noch dazu auswärts, ist ein deutlicher Sieg. Andererseits müssen wir in der kommenden Woche über unsere Chancenverwertung sprechen. Bei 15 bis 18 vergebenen Bällen muss man sich nicht wundern, wenn keine Souveränität aufkommt.“ Am kommenden Samstag (01.11.) macht die Liga Pause, allerdings steht um 14:15 Uhr mit dem Pokalspiel gegen den Ligakonkurrenten TSV Unterhaching die nächste spannende Partie auf dem Plan des Tabellenführers aus der Oberpfalz.
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss (3), Lux (5/2), Schnödt (2), Wannenmacher (5), Herold, Schmidtke (4), Schramm (5/1), F. Müller, Wolf (7), Schöttner (1)