Fünf Partien hat der SV 08 Auerbach noch zu absolvieren. Fünfmal heißt es noch, alle Reserven mobilisieren, Blessuren ignorieren und Schmerzen übergehen. Fünf Stunden reine Spielzeit stehen zwischen dem Team um Spielertrainer Tobias Wannenmacher und dem Ende der Saison, fünf Stunden, die darüber entscheiden, ob das größte Abenteuer der bisherigen Vereinsgeschichte in die Verlängerung geht, oder ob es nach nur einer Spielzeit heißt: „Aus der Traum!“
Dass an diesem Wochenende mit dem HSC Bad Neustadt eines der stärksten Teams der Runde den Oberpfälzern seine Aufwartung macht, ist in der derzeitigen Situation gelinde gesagt eher ungünstig. Einziger Trost für die Wannenmacher-Schützlinge ist die Tatsache, dass die Unterfranken in den verbleibenden Wochen auch noch gegen den ESV Lok Pirna und den HC Aschersleben, zwei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, antreten müssen und damit in gewisser Weise die Funktion des „Züngleins an der Waage“ einnehmen könnten. Zumindest am vergangenen Wochenende schlug dieses Zünglein ein klein wenig zugunsten der Auerbacher aus, als der HSC den derzeitig ärgsten Mitbewerber um den rettenden Tabellenplatz 13, die HSG Gensungen/Felsberg deutlich mit 36:25 bezwang. „Wir dürfen und wollen nicht schauen, was die Anderen machen, wir müssen uns um uns kümmern und werden alles tun, um die Klasse aus eigener Kraft zu halten“ meinte Tobias Wannenmacher unter der Woche. Dass seine Truppe bereit ist, den nötigen Einsatz zu bringen und seine Hausaufgaben zu machen, zeigte sie letzten Samstag in Dresden, als sie ein fast schon verloren geglaubtes Spiel noch einmal umbogen und in den letzten Minuten einen wichtigen Punktgewinn erzielten.
Dass jedoch die Saalestädter eine weitaus größere Herausforderung für den Aufsteiger bedeutet, kann alleine angesichts des Kaders niemand bezweifeln. Trainer Dr. Matthias Obinger (33) steht eine breite Auswahl an hochklassigen und torgefährlichen Handballern zur Verfügung. Neben den beiden Top-Torschützen Jan Wicklein auf Rechtsaußen (151 Tore) und „Rückraum-Hochspringer“ Gary Hines (125 Tore) bewiesen im Laufe der Saison bereits mehrere Spieler einen ausgeprägten Torriecher. Namen wie Vilim Leskovec (80 Tore), Kreisläufer Margots Valkovskis (77 Tore), Linksaußen Alejandro Rohaly oder die Rückraumwerfer Stefan Schröder (59 Tore) und Michal Panfil (71 Tore) tauchen weit vorne in der Torschützenliste der Liga auf. Das Prunkstück des Teams ist jedoch weniger die Offensive als vielmehr die stärkste Abwehr der Staffel, ja sogar der gesamten Liga. Sie ist der Schlüssel zum hervorragenden Abschneiden der Unterfranken in dieser Saison. Damit nicht genug steht dahinter mit Rotislav Badura einer der stärksten Torhüter der Liga. Mit einer durchschnittlichen Quote von 40% gehaltenen Bällen ist er in der Lage, seinen Kasten regelrecht zu „vernageln“.
Der HSC ist als einer der Favoriten in die Runde gestartet und konnte neben dem voraussichtlichen Meister aus Rimpar diesen Erwartungen als eines der wenigen Teams auch gerecht werden. Eine Niederlage gegen die DjK am zweiten und ein Unentschieden gegen den SV Anhalt Bernburg am vierten Spieltag bedeuteten zwar einen etwas holprigen Start in die Runde, seither setzte man sich jedoch ganz oben in der Tabelle fest und belegte fortan mindestens den vierten Rang. Dass dem HSC inzwischen die Vize-Meisterschaft kaum mehr zu nehmen ist, hat auf die Einstellung des Teams mit Sicherheit ebenso wenig Einfluss wie die Ankündigung, trotz möglicher sportlicher Qualifikation (2. Tabellenplatz) an einer eventuellen Aufstiegsrelegation für die 2. Bundesliga aus finanziellen Erwägungen heraus nicht teilnehmen zu wollen. Trainerfuchs Matthias Obinger wird seinen Mannen entsprechende Instruktionen mit auf den Weg geben und dafür Sorge tragen, dass die Unterfranken am Samstag äußerst motiviert in der Helmut-Ott-Halle auflaufen werden. Schließlich möchten die Saalestädter – obwohl sowieso schon zweitbestes Auswärtsteam – auch seine Bilanz in fremder Halle etwas freundlicher gestalten.
Es liegt in der Natur der Sache, dass all das den Gastgeber nur am Rande interessiert. Vielmehr ist das Trainer-Team um Tobias Wannenmacher wieder einmal bemüht, überhaupt eine konkurrenzfähige Mannschaft auf das Feld zu schicken. Definitiv nicht zur Verfügung steht am Samstag Matthias Schnödt. Der Spielmacher, dessen Formkurve in den letzten Wochen deutlich nach oben zeigte, ist leider aus beruflichen Gründen verhindert. Ebenso müssen die Oberpfälzer auf Alexander Tannenberger verzichten. Ob und inwieweit Michael und Matthias Werner und auch Philipp Schöttner ihre Verletzungen aus dem letzten Spiel auskuriert haben und einsatzfähig sein werden, ließ sich bisher noch nicht eindeutig klären und wird voraussichtlich erst am Spieltag entschieden.
„Bad Neustadt ist nicht unser Maßstab“ meinte Tobias Wannenmacher. „Wir müssen uns an Teams wie Cottbus, Aschersleben, Pirna und Gensungen orientieren und versuchen dort die fehlenden Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Wir haben das Hinspiel zwar relativ deutlich verloren, konnten den HSC jedoch eine ganze Zeitlang „ärgern“. Mit unserem Publikum im Rücken gelingt uns das hoffentlich trotz vieler Fragezeichen auch in eigener Halle.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Ma. Werner (?), Weiss, Hofmann, Mi. Werner (?), Bader, Hackenberg, Wannenmacher, Reger, Schmidtke, Schöttner (?)