Eine Woche nach dem 31:32 im Spitzenspiel beim Bayernliga-Tabellenführer Rimpar kassierte der SV 08 Auerbach seine erste Saisonniederlage vor eigenem Anhang. Vor 750 Zuschauern in der ausverkauften Auerbacher Sporthalle leisteten sich die Oberpfälzer ausgerechnet im Nachbarderby gegen HaSpo Bayreuth einen 29:34 (13:17)-Fehltritt, während sich die als Außenseiter angetretenen Gäste mit einer imponierenden Mannschaftsleistung in die Feiertagspause verabschiedeten.
»Das war unsere bisher beste Vorstellung. Mein Kompliment für die starke Mannschaftsleistung. Unsere Abwehr und natürlich auch unser Torhüter Tobias Niessner waren die Garanten des Sieges«, machte HaSpo-Trainer Bernhard Müller nach Spielschluss keine Geheimnisse aus seiner Freude, während Auerbachs Trainer Michael Grass erst einmal durchatmen musste. »Mit Ausnahme von Ralph Weiß erreichte in meiner Mannschaft kein Akteur Normalform. Außerdem haben die Schiedsrichter in wichtigen Phasen Entscheidungen mit zweierlei Maß zu unseren Ungunsten getroffen,« kommentierte der SV-Coach, der ergänzte: »Bayreuth hat stark gekämpft und diszipliniert gespielt.«
Mit Ausnahme vom 0:1, als der Auerbacher Michael Werner nach einem von Torwart Niessner abgewehrten Ball am schnellsten reagierte, lagen die Gäste nie im Rückstand. Sie arbeiteten in der von Hannes Zerrenner organisierten Abwehr energisch und ließen mit großem Aufwand kein gebundenes Angriffsspiel der Auerbacher zu, die sich regelrecht an dem variablen Deckungssystem die Zähne ausbissen und vor allem in der ersten Halbzeit keinerlei spielerisches Mittel fanden. Obendrein spielten die Oberpfälzer mit nervösen Aktionen, schlampigem Zuspiel und überhasteten Würfen HaSpo regelrecht in die Karten. Die Folge: Die Gäste zogen ihre Trumpfkarte Tempogegenstoß und versetzten damit den Gästen einen regelrechten Schock. Schon nach elf Minuten nahm SV-Trainer Graß eine Auszeit, ohne dass anschließend eine Veränderung auf dem Spielfeld zu erkennen gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Gäste verstanden mit Einsatz, den Ausfall des erkrankten Torjägers Wilhelm Becker zu kompensieren, in dessen Rolle Björn Kreyßig schlüpfte. Obendrein hatte HaSpo-Trainer Müller eine glückliche Hand mit den dosierten Einsätzen von Rückraum-As Michael Neumeier nach über zweimonatiger Verletzungspause. Neumaiers erster Wurf führte zur 10:6-Führung in der 19. Minute. Der Kampfgeist in den letzten Sekunden der ersten Halbzeit wurde mit Kreyßigs Siebenmetertor zum 17:13 belohnt. Mit Ausnahme von Michael Werners Einzelaktionen (8/6) war vom Angriff der Einheimischen im ersten Durchgang wenig zu sehen.
Daran änderte sich in der zweiten Halbzeit zunächst nur wenig. HaSpo blieb bei seiner Linie und hielt die Einheimischen mit vier Toren auf Distanz, wobei Torwart Niessner mit tollen Paraden aufkeinmende Hoffnungen der Auerbacher im Keim erstickte. Bei einer 2-Minuten-Strafe gegen Peter Abel verkürzten die Einheimischen in Überzahl auf 28:30, übersahen aber Abel nach Ablauf der Strafzeit, der sich mit dem 31:28 bedankte. Im Gegenzug meisterte Niessner eine Wurf des erst nach der Pause stärkeren Philipp Schöttner. Zerrenner, Kreyßig und Ruckdäschel nutzten die anschließende Schockstarre der Auerbacher noch zum klaren Resultat.
Stimmen zum Spiel:
Ernst Werner (früher Trainer von HaSpo, Vater von Michel Werner):»Der Sieg der Bayreuther ist verdient. Die Abwehr war aggressiv, der Angriff agierte diszipliniert. So kurz und einfach ist mein Fazit.«
Thomas Bader (Auerbach, langjähriger HaSpo Kapitän): Die Bayreuter wollten unbedingt den Sieg, sie haben viel Laufarbeit in die Abwehr investiert und daher auch verdient gewonnen. Wir hatten erst in den letzten zehn Minuten Handball gespielt und das war zu wenig.«
Hannes Zerrender (HaSpo-Kapitän): Wir haben gesehen, was wir erreichen können, wenn wir als Mannschaft auftreten. Wir sind nicht als Favorit nach Auerbach gefahren, doch wir haben an unsere Chance von Beginn an geglaubt. Nach der Halbzeit, als die Auerbacher Anhänger immer leiser und unsere Fans immer lauter wurden, haben wir auch von außen gespürt, das wir das Derby gewinnen können.«
Für Bayreuth spielten:
Hannes Lehnard, Tobias Nießner;
Björn Kreyßig 10/2, Peter Abel 5, Michael Neumaier 4, Julian Ruckdäschel 4, Dominik Hauenstein 3, David Lehnard 3, Stefan Tholl 3, Hannes Zerrenner 2, Steffen Berghammer, Jonathan Krull, Steffen Tscheuschner