Hatte man in der Vorwoche in Coburg noch den Kampf angenommen und bis kurz vor Schluss sogar die Hoffnung auf Zählbares am Leben erhalten können, so war für das deutlich dezimierte Team aus Auerbach an diesem Wochenende bereits nach einer knappen Viertelstunde „die Messe gelesen“.
Zu den Langzeitverletzten Tobias Wannenmacher und Karsten Herold gesellten sich auch noch Torhüter Raul Adam wegen einer Grippeerkrankung und Volker Hackenberg wegen der unmittelbar bevorstehenden Geburt seines zweiten Kindes. Joachim Knerr konnte nur mit dick bandagierter Schulter und nur zeitweise in der Abwehr eingesetzt werden. Als zweiter Torhüter war Johannes Reger mit nach Hessen gefahren und kam so zu seinen ersten Minuten Spielzeit in der 3. Liga. Die Voraussetzungen waren also alles andere als gut, zumal Tobias Wannenmacher, der diesmal getrennt von der Mannschaft anreiste, wegen der äußerst winterlichen Witterungs- und Straßenverhältnisse erst zur zweiten Hälfte in der Rundsporthalle in Baunatal eintraf.
Dennoch begannen die Gäste einigermaßen couragiert und gingen durch Thomas Reger mit 0:1 in Führung. Allerdings zeigte sich bereits jetzt die deutliche körperliche Überlegenheit der Gastgeber. Im Durchschnitt 15 Zentimeter größer und mindestens zehn Kilogramm schwerer, stellten sie mit einer aggressiven 6-0 Deckung ein für die Blau-Weißen oft nicht zu überwindendes Hindernis dar. Zudem scheiterten die Gäste immer wieder an ihren Nerven und am gut haltenden Torhüter Constantin Paar. Dennoch konnte man bis zum Baunataler 3:2 durch Bundesligareservist Phil Räbiger noch von einem einigermaßen ausgeglichenen Spiel reden. Auch als die Gastgeber trotz Unterzahl auf 5:2 erhöhten, war noch keine Entscheidung in Sicht.
Als dann jedoch Matthias Werner in der zehnten Minute einen Strafwurf vergab und Baunatal direkt im Anschluss und erneut mit einem Spieler weniger auf dem Feld noch einmal einen 4:1-Lauf nachlegte, war ein deutlicher Bruch im Spiel der Auerbacher zu erkennen. Die Köpfe gingen nach unten und der Kampf um den Ball wurde scheinbar endgültig eingestellt. Immer wieder haderten die Spieler mit ihren Fehlern und vergebenen Chancen und ließen jeglichen Zweikampfwillen vermissen. Viel zu einfach marschierten die Gastgeber oftmals fast unberührt durch die Abwehrreihen der Oberpfälzer und ließen Philipp Walzik, der auch nicht seinen besten Tag im Tor erwischt hatte, wenig Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Tor um Tor bauten die Gastgeber ihren Vorsprung aus, beantworteten die wenigen Treffer der Auerbacher nicht selten mit zwei Gegentoren und führten so bereits in der 19. Minute erstmals mit acht Toren (12:4). Danach konnte der SV 08 zwar die Torflut der Gegner kurzfristig stoppen und den Rückstand auf fünf Treffer verkürzen, musste jedoch mit der Pausensirene das 17:11 hinnehmen.
Sechs Tore in 30 Minuten aufzuholen ist, wie jeder weiß, keine Seltenheit im Handball. So kamen die Blau-Weißen einigermaßen ermutigt aus der Kabine zurück, nur um innerhalb von fünf Minuten überrannt zu werden. Noch einmal ein 5:1-Lauf der Nordhessen brachte die endgültige Entscheidung (22:12). Die restliche Spielzeit war ein Schaulaufen für die Gastgeber und eine Quälerei für die Gäste. Immer wenn Auerbach ein wenig Ergebniskosmetik betrieben und einen oder zwei Treffer aufgeholt hatte, setzte Baunatal noch einen drauf und stellte kurzerhand den Abstand von zehn Toren wieder her. Mit Ausnahme von Thomas Reger, der wenigstens in der ersten Halbzeit eine ansprechende Partie bot und Michael Werner, der am Kreis rackerte und kämpfte, erreichte an diesem Tag kaum einer der Spieler seine Normalform. Mario Schmidtke, normalerweise einer der Garanten für Tore, war überhaupt nicht im Spiel und fand nie die Bindung zum übrigen Team. Diese Übrigen waren zwar durchaus bemüht, gingen jedoch sowohl in der Abwehr als auch in der Offensive jedem echten Zweikampf weitestgehend aus dem Weg, ließen die Baunataler Spieler gewähren und ergaben sich frühzeitig in ihr Schicksal.
„Der Sieg von Baunatal geht völlig in Ordnung und ist auch in der Höhe durchaus verdient. Wir hatten heute viel zu wenig Spannung und Intensität in unserem Spiel und haben uns viel zu früh aufgegeben. Auch wenn es immer enger für uns wird und der Druck von Woche zu Woche wächst, wussten wir von vorneherein, dass es sehr schwer für uns werden würde, die Liga zu halten. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir, wenn wir die richtigen Lehren aus dieser Niederlage ziehen, durchaus noch gute Chancen auf den Klassenerhalt haben. Nächste Woche im Heimspiel gegen Dessau-Roßlau ist dann zumindest ein Teil der heute fehlenden Spieler wieder mit dabei und wir werden sicherlich auch mit einer anderen Mentalität in das Spiel gehen“ lautete das Fazit von Tobias Wannenmacher nach der Partie.
Es spielten: Walzik, J. Reger, Tannenberger (1), Ma. Werner (7/4), Weiss (2), Hofmann, Mi. Werner (6/3), Knerr (1), Schnödt (2), Th. Reger (5), Schmidtke (1), Schöttner (1)