„Die Letzten werden die Ersten sein“ – dieses Zitat passt eindeutig auf das kommende Ligaspiel des SV 08 Auerbach, denn der Spielplan der 3. Liga sieht vor, dass das erste Spiel der Rückrunde noch vor Weihnachten und damit im alten Jahr stattfindet. Dabei hält diese letzte Partie vor der Winterpause einige Brisanz bereit. Zum Einen möchten sich die Oberpfälzer für die schwache Vorstellung in der zweiten Halbzeit des Spieles in Großwallstadt rehabilitieren, zum Anderen handelt es sich um ein Derby mit einem „alten Bekannten“ und drittens haben sie mit den Unterfranken aus dem ersten Saisonspiel noch eine Rechnung offen. Eine Rechnung jedoch, die sie selbst aufgemacht haben, indem sie eine 15:8 Pausenführung und den fast sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gaben und so dem HSC zu seinen ersten Saisonpunkten verhalfen.
Für Spannung ist also gesorgt. Für die Saalestädter lief es in den letzten Wochen deutlich schlechter als zu Beginn der Runde. Nach dem Sieg im ersten Spiel ließen sie in den folgenden sieben Partien lediglich vier Punkte liegen und kletterten in der Tabelle zeitweise bis auf Rang Drei. Umso erstaunlicher war es da für Viele, dass sie eine der beiden Niederlagen in Halle (27:30) hinnehmen mussten. Viel schwerer als die Niederlage wog dabei der Verlust von Linkshänder Lukas Böhm. Der ehemalige Erlanger zog sich ohne gegnerische Einwirkung einen doppelten Bänderriss mit knöchernem Ausriss am Sprunggelenk zu und fällt damit vermutlich noch längere Zeit aus. Auch wenn sich der HSC am darauf folgenden Wochenende gegen Kirchzell mit 32:23 schadlos halten konnten, erwiesen sich die nächsten Wochen als äußerst schwierig, zumal das Team seither ohne einen erfahrenen rechten Rückraumakteur auskommen muss. In der Woche nach dem vierten Spieltag war nämlich der Serbe Goran Djuricin (29), dessen Vertrag erst vor der Saison bis 2018 verlängert worden war, aus - so Geschäftsführer Dieter Schulz - „disziplinarischen Gründen“ vom Verein suspendiert worden. Für ihn rückte der erst 17-jährige Benedikt Kleinhenz in den Drittligakader auf. Zudem kann Valkovskis auf den Polen Michal Panfil (32) zurückgreifen, mit dem er ursprünglich nur noch in der Abwehr und als Ersatz für Franziskus Gerr (30) am Kreis geplant hatte. Daneben stehen mit dem Kroaten Vilim Leskovec (24) und dem US-Amerikaner Gary Hines (31) zwei, wenn auch nicht „gelernte“ Rückraum-Rechte, so doch sehr variabel einsetzbare Akteure zur Verfügung.
Dennoch zeigt die Formkurve der Unterfranken seither eher nach unten. Einer Niederlage in Leipzig und einem Remis in Nieder-Roden ließ man zwar zwei knappe Siege gegen Bad Blankenburg und in Dresden folgen, musste dann jedoch zwei Heimniederlagen gegen den Top-Favoriten TV Hüttenberg sowie den Tabellen-Dritten MSG Groß-Bieberau/Modau hinnehmen. Beide Spiele wurden zwar mit nur drei beziehungsweise 4 Toren Unterschied verloren, sorgten jedoch trotzdem für eine gewisse Verunsicherung im Team. Dass die angesprochene dritte Niederlage in Folge am vergangenen Samstag ebenfalls ihre Spuren hinterließ, ist anzunehmen, führte aber nach Aussage des Trainers eher zu einer Trotzreaktion. „Man hat den Spielern in der letzten Viertelstunde schon die Verunsicherung nach den letzten Misserfolgen angemerkt“, so Valkovskis. „Wir haben uns auf der Heimfahrt aber schon auf einen Heimsieg am Samstag gegen Auerbach eingeschworen.“
Wirft man einen Blick in die Statistik, ist dieses Selbstvertrauen durchaus gerechtfertigt. Zum einen belegen die Unterfranken in der laufenden Runde Platz Fünf in der Heimtabelle, zum anderen haben die Auerbacher in fünf Spielen gegen den HSC lediglich einen Punkt in der Helmut-Ott-Halle erringen können. Außerdem stellen die Saalestädter mit durchschnittlich fast 29 Treffern pro Spiel den viertbesten Angriff der Staffel. Dabei erwies sich Woche für Woche vor allem Rechtsaußen Jan Wicklein als äußerst treffsicher und hat bisher bereits 98/30 Tore erzielt. Daneben sollten die Oberpfälzer ihr Augenmerk auf den Rückraum ausrichten. Besonders die variabel agierenden Leskovec (58 Tore) und Hines (55 Tore), aber auch die beiden Spielmacher Maximilian Schmitt (23, 45 Tore) und Falk Kolodziej (22, 57 Tore) tragen sich regelmäßig in die Torschützenliste ein. Im linken Rückraum steht mit Konstantin Singwald (21) ein ebenso junger, wie talentierter Werfer, der seine 1,98 Meter Körpergröße einzusetzen weiß. Noch besser versteht dies Kreisläufer Franziskus Gerr, der mit seinen 1,96 Metern zu den größeren Spielern auf dieser Position gehört. Zudem bevorzugt er einen körperbetonten Einsatz, der ihm bisher neben 45 Toren auch die viertmeisten Strafzeiten der Staffel eingebracht hat.
Nach drei Vizemeisterschaften (2012–2014) und dem nach eigener Aussage „enttäuschenden“ Platz Neun, kann und will sich die Valkovskis-Sieben sicher keine vierte Niederlage am Stück leisten. Vor allem bei den erfolgsverwöhnten Fans ist daher Wiedergutmachung angesagt, was die Aufgabe für das Team um Tobias Wannenmacher an diesem Samstag besonders schwer, aber auch besonders reizvoll machen dürfte. „Unser Hauptziel für Samstag muss eine deutliche Verbesserung im Angriff sein“ gab Wannenmacher seinem Team unter der Woche als Vorgabe. „Wir haben das Spiel in Großwallstadt eindeutig in der Offensive verloren, die Abwehr war bis auf vielleicht die letzten zehn Minuten durchaus stabil. Wenn wir es schaffen, konsequenter unser Spiel zu machen und den Gegner unter Druck zu setzen, dann haben wir sicherlich auch in Bad Neustadt eine Chance.“ Auch ihm gibt die Statistik Recht, denn mit 28 Gegentreffern pro Spiel liegen die Saalestädter im hinteren Drittel der Tabelle. „Unser größter Vorteil aber ist“ - so der Trainer weiter - „dass wir dort, auch wenn es natürlich ein riesiger Schritt für uns wäre, nicht unbedingt gewinnen müssen.“
Aufstellung: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss, Neuß, Klima, Lux, Laugner, Wannenmacher, Büttner, Schramm, Müller, Wolf, Schöttner