„Derbys haben ihre eigenen Gesetze“, ein Spruch der oftmals darauf hinweisen soll, dass auch der Außenseiter in diesen Partien durchaus seine Möglichkeiten hat und oftmals auch sucht. Von der reinen Papierform und von der Zielsetzung für die Saison aus betrachtet, fiel diese Rolle am vergangenen Samstag dem HaSpo Bayreuth zu. Immerhin hat sich der ungeschlagene Spitzenreiter den Wiederaufstieg in die 3. Liga auf die Fahnen geheftet, wogegen die Oberfranken wie in den Jahren zuvor den Klassenerhalt als Saisonziel ausgegeben haben.
Dass sie sich derzeit im oberen Viertel der Tabelle festgesetzt haben, ist zwar für Manchen eine Überraschung, nicht jedoch für Tobias Wannenmacher und sein Team. „Bayreuth hat ganz offenbar aus Fehlern der letzten Jahre gelernt und steht heuer nicht umsonst auf dem dritten Platz“, so der Auerbacher Trainer nach dem Spiel. Mit zuletzt vier teils deutlichen Siegen im Gepäck reiste die Mannschaft um Trainer Matthias Bracher ausgestatten mit dem entsprechenden Selbstvertrauen an. „Wir hatten uns Einiges vorgenommen, auch wenn dies nicht das Spiel war, das wir unbedingt gewinnen mussten. Leider konnten wir davon in der ersten Hälfte überhaupt nichts umsetzen“ erklärte der durchaus nicht unzufriedene Gästetrainer. So lief das Spiel fast während der gesamten ersten Halbzeit vollkommen an den Oberfranken vorbei. Das 4:2 in der 5. Minute konnte man zwar bis zur 7. Minute noch ausgleichen, nur um genau eine Viertelstunde später beim vorentscheidenden Stand von 16:6 den ersten 10-Tore-Rückstand hinnehmen zu müssen.
Auerbach war in allen Belangen deutlich überlegen. Die Abwehr der Blau-Weißen war von Beginn an hellwach, arbeitete aggressiv und ließ den Gästen kaum Gelegenheiten, sich in Szene zu setzen. Hier tat sich auch Kenny Schramm hervor, der sich mit Marius Hümpfer immer wieder intensive Duelle lieferte. Tat sich dann doch einmal eine Möglichkeit für die Gäste auf, dann vereitelte diese ein erneut blendend aufgelegter Philipp Walzik. Selbst völlig freie Bälle, ob vom Kreis oder aus der Ersten und Zweiten Welle, wurden von ihm entschärft und konnten meist sofort in schnelle Gegentore durch die flinken Außen umgemünzt werden. Zudem setzte sich Kenny Schramm ein ums andere Mal geschickt auf seiner Position durch und verwandelte jeden seiner Würfe. Bayreuths Kreisläufer Sebastian Schmidt war bei Tobias Wannenmacher in guten Händen und auch die üblicherweise starken Halbspieler Marius Hümpfer und Michael Neumaier konnten kaum Akzente setzen. Dass Tobias Wannenmacher auch die Offensive der Gastgeber mit viel Übersicht lenkte, führte dazu, dass Matthias Bracher ihn durch Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen versuchte – was letztlich dazu führte, dass Matthias Schnödt nahtlos die Spielführung übernahm und der Spielertrainer häufiger am Kreis oder auf der Bank zu sehen war. Als Philipp Walzik kurz vor der Pausensirene einen Strafwurf entschärfte, war die sowieso schon sehr gute Stimmung in der Halle auf einem Höhepunkt angelangt. Mit einem komfortablen 19:9 wurden die Seiten gewechselt.
Die zweite Hälfte lief zunächst im gleichen Schema weiter. Auerbach dominierte das Spiel, auch wenn man schon jetzt anfing, einigen Akteuren eine Pause zu gönnen. Auf Seiten der Gäste hatte man sich in der Kabine vorgenommen, diese Halbzeit für sich zu entscheiden und entsprechend konsequent wurde jetzt in der Abwehr gearbeitet. Offenbar hatte man sich ein Beispiel an Peter Abel genommen, der als Einziger auch in den ersten 30 Minuten eine gewisse Aggressivität an den Tag gelegt hatte. Auerbach hielt den Vorsprung bis zur 40. Minute bei konstant 10 Toren (25:15), brachte sich dann jedoch durch intensives Wechseln selbst etwas aus dem Spielfluss. Kläglich vergebene Großchancen und leichtsinnige Fehler waren die Folge. Bayreuth wusste diese geschickt zu nutzen und den Rückstand Schritt für Schritt zu verkürzen. Die letzten Minuten waren gekennzeichnet durch eine gewisse Hektik von beiden Seiten, einen vergebenen Strafwurf von Maximilian Lux, überhastete Aktionen hüben wie drüben und einigen guten Paraden der beiden Torhüter. Am Ende leuchtete ein 31:26 von der Anzeigentafel, ein Sieg der Gasgeber, mit dem wohl beide Teams gut leben und auf dem sie aufbauen können.
„Der Sieg ist eindeutig verdient“ lautete das Fazit von Matthias Bracher nach dem Spiel. "Wir wollten wenigstens die zweite Hälfte gewinnen und damit etwas für unser Selbstvertrauen tun. Da hat man wenigstens zeitweise auch gesehen, dass wir gut mithalten können.“ Tobias Wannenmacher war überaus zufrieden mit dem Publikum und der Derby-Stimmung in der Halle, warb aber gleichzeitig für das kommende Top-Spiel in Waldbüttelbrunn um möglichst viele Auswärtsfans. „Natürlich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, nicht ganz jedoch mit den letzten 20 Minuten, auch wenn die Probleme durch sehr viele Wechsel entstanden sind.“ Als dann die Nachricht von der 37:30 Niederlage der DjK Waldbüttelbrunn beim TSV Unterhaching verkündet wurde, brandete noch einmal großer Jubel durch das Foyer der Helmut-Ott-Halle. Auf die Niederlage der Unterfranken angesprochen, ließ Wannenmacher keinen Zweifel daran, dass man nun im nächsten Spiel einerseits mit etwas weniger Druck, andrerseits aber auch mit einer riesigen Chance antritt, den Platz an der Spitze noch weiter zu sichern.
Es spielten:
SV 08 Auerbach: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss (1), Lux (11/8), Wannenmacher (2), Schnödt (1), Herold, Schmidtke (2), Schramm (7), Wolf (6), Schöttner (1)
HaSpo Bayreuth: Schalk (3/3), Abel (3), Neumaier (4/2), Herrmannsdörfer (4), Hümpfer (6), Tscheuschner (1), S. Berghammer (1), Schmidt (2), Hoffmanns (2), Lehnard, Woitaschik, Hofer, Wittmann