Es war schon ein kleines Häuflein, das am Tag der Deutschen Einheit gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden auf der Bank des SV 08 Auerbach saß, Neben dem Langzeitverletzten Matthias Schnödt fehlte auch Tobias Büttner wegen einer familiären Angelegenheit. Umso kläglicher sah das Häuflein jedoch nach der Partie aus. Hängende Köpfe und konsternierte Gesichter prägten die blau-weiße Seite, während auf der roten Gästeseite ausgelassen ein deutlicher Auswärtssieg gefeiert wurde. „Gegen die muss man sicherlich nicht gewinnen, auch wenn es wieder machbar erschien, aber so sollte man dann doch nicht verlieren“ lautete das enttäuschte Fazit von Andreas Wolf nach der Partie. Auch Trainer Tobias Wannenmacher kämpfte noch lange nach dem Spiel mit seinen Emotionen, wobei er die Niederlage über die sportliche Unterlegenheit hinaus zu ergründen suchte.
Dabei hatte das Spiel trotz der schwierigen Voraussetzungen gar nicht so schlecht begonnen. Die Gäste gingen zwar nach kurzer Zeit mit 0:1 in Führung, brauchten dafür jedoch mehrere Angriffe. Auch in der Folgezeit brachten sie den SV 08 durch technische Fehler immer wieder in Ballbesitz, die dieser dann jedoch ebenfalls nicht nutzen konnte. So dauerte es bis in die 4. Minute, bis Auerbach in Person von Andreas Wolf den Ausgleich zum 1:1 erzielte, nur um im direkten Gegenzug den erneuten Rückstand hinnehmen zu müssen. Es zeigte sich relativ früh in der Partie, dass mehrere Spieler der Oberpfälzer nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Beide Torhüter fanden während der gesamten 60 Minuten ebenso wenig zu ihrer Normalform, wie auch das gesamte Team in der Abwehrreihe. Dabei lief es im Offensivbereich sogar noch einigermaßen gut, man ließ sich weder durch einen vergebenen Strafwurf von Maximilian Lux, noch durch den ersten Zwei-Tore-Rückstand (1:3) stärker beeindrucken, und so glich die Wannenmacher- Sieben in der 11. Minute das Spiel wieder aus (5:5). Da auch der hoch eingeschätzte Torhüter der Hessen in der ersten Hälfte kaum zu überzeugen wusste, gelang es den Blau-Weißen in der Folgezeit, das Spiel nicht nur offen zu halten, sondern selbst das Ruder zu übernehmen. Zur Mitte der ersten Hälfte lag der Gastgeber mit zwei Toren in Front (8:6) und hielt diese Führung mehrere Minuten konstant.
Leider ließ man sich bereits jetzt von den teilweise unglücklichen Entscheidungen der Unparteiischen und den dadurch hervorgerufenen Reaktionen auf der Tribüne zu sehr beeindrucken und ließ die „Baggerseepiraten“ wieder zurück ins Spiel. Hätte nicht Felix Müller als Auerbachs bester Werfer des Tages immer wieder seine Offensivqualitäten gezeigt, möglicherweise wäre das Spiel bereits früher gekippt. Doch es kippte erst kurz vor der Pausensirene. Auerbach spielte wegen einer Strafzeit gegen Ralph Weiss in Unterzahl, als Maximilian Lux zweimal kurz hintereinander von der Rechtsaußenposition scheiterte und die Gäste die Chancen eiskalt zum Ausgleich nutzten. Einen vergebenen Strafwurf später konnten sie sogar wieder die Führung übernehmen und beim Stand von 13:14 relativ beruhigt in die Kabinen gehen.
Die zweite Hälfte erwies sich letztlich als logische Konsequenz aus den ersten 30 Minuten. Einerseits versuchten es die Gastgeber viel zu sehr mit der Brechstange, andererseits jedoch ließen sie gute Gelegenheiten liegen. So vergab Andreas Wolf einen weiteren Strafwurf, Ralph Weiss brachte einige Bälle nicht unter Kontrolle und auch die Würfe aus der zweiten Reihe ließen die nötige Präzision vermissen, weshalb sie zur Beute des sich in der zweiten Hälfte steigernden Marco Rhein wurden. Die HSG aus Nieder-Roden nutzte jede der sich bietenden Gelegenheiten und kam immer wieder über schnelle Gegenstöße zu ihren Toren. Aber auch im Positionsangriff überwanden die Hessen ein ums andere Mal die Auerbacher Defensive. Reihenweise ließen die Gastgeber Würfe aus acht Metern zu, zeigten bei Schlagwürfen zu spät eine Reaktion und brachten ihre Torhüter in fast aussichtslose Situationen. Zudem griffen aus Sicht der Oberpfälzer auch die Unparteiischen mit unerklärlichen Pfiffen immer wieder ins Geschehen ein und brachten damit nicht nur das Publikum immer mehr gegen sich auf.
Die Gäste spulten den Rest der Partie routiniert herunter und hatten letztlich nur in der 47. Minute einen Aufreger zu überstehen, als Michael Weidinger nach einer rüden Aktion gegen Felix Müller mit direkter Roter Karte vom Platz musste. Doch die etwa 10 mitgereisten Nieder-Rodener Fans hatten durchaus Grund, schon zehn Minuten vor Ende des Spiels den Auswärtssieg ihres Teams zu feiern. Auerbach hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben, eine Reaktion, die beim Rückstand von 10 Toren durchaus nachvollziehbar erscheint. Wortreich lobte nach dem Spiel Gästetrainer Alexander Hauptmann sein Team, zeigte sich jedoch mit der ersten Hälfte eher unzufrieden. „Wir haben in der ersten Halbzeit keinen richtigen Zugriff auf die Angriffe der Auerbacher bekommen. Allerdings haben wir uns nach der Pause ins Spiel gekämpft und am Ende, wenn auch um einige Tore zu hoch, verdient gewonnen.
Es macht auch im achten Jahr großen Spaß, mit den Jungs drei bis viermal zu arbeiten. Wenn sie sich weiterhin so reinhängen und von Verletzungen verschont bleiben, dann können sie in dieser Runde eventuell ganz vorne mitspielen, wenn auch vermutlich nicht um die Meisterschaft, denn da sind andere Teams mit höheren Zielen und vor allem größeren Etats favorisiert.“ Tobias Wannenmacher dagegen wollte sich dagegen eher kurz halten, zu sehr nagten die Umstände der gerade erlittenen Niederlage noch an ihm. „Offensiv kann ich gar nichts sagen, da hat es ja einigermaßen geklappt. Auch als der Gegner auf eine sehr offensive Deckung umgestellt hat, haben wir uns ganz gut aus der Affäre gezogen, aber was da heute defensiv passiert ist, müssen wir eingehend analysieren. Ich versuche im Moment noch die 11 Tore Differenz zu finden und zu ergründen, wie es dazu kommen konnte.“
Statistik:
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss, Neuß, Lux (3/1), Wannenmacher (2), Herold, Büttner, Schramm (2), Müller (8), Wolf (5), Schöttner (5)
HSG Rodgau Nieder-Roden: Hoppenstaedt, Rhein, Weber (5), Weis (1), Schmid (7), Zutic (5), Feldmann, Kohlstrung (5), Stenger, Christoffel, Heß, Weidinger (5), Kaiser (6), Keller (2)
Strafzeiten: 3/5 (Weiss, Müller Wannenmacher – Heß 2, Weber, Feldmann, Kaiser)
Rote Karte: Weidinger Michael
Schiedsrichter: Stefan Jäger / Lars Schulte
Zuschauer: 390
Spielfilm: 0:1, 1:3, 3:4, 5:5, 6:5, 8:6, 9:9, 11:11, 13:11 13:14 – 13:16, 14:18, 17:20, 17:24, 19:25, 19:27, 22:28, 22:3225:34, 26:36