Nach der unglücklichen Auftaktniederlage und der deftigen Schlappe in Bad Neustadt wusste kaum jemand so recht, was ihn erwarten würde. War es Spielertrainer Tobias Wannenmacher gelungen, die Köpfe seiner Mannschaft wieder frei zu bekommen und sie auf den neuen Gegner einzustellen? Wie würde sich die junge Truppe ihren Fans präsentieren? Um es vorweg zu nehmen, die etwa 500 Zuschauer kamen auf ihre Kosten.
Zunächst jedoch gingen, wie so oft, die Gäste mit 0:1 in Führung. Anders als in den letzten beiden Partien schafften die Hausherren es aber diesmal vom Anpfiff weg dagegen zu halten. „Wir haben viel schneller und besser ins Spiel gefunden und waren von Anfang an präsenter“ meinte ein sichtlich zufriedener Mario Schmidtke nach dem Spiel. „Wären wir heute zu Beginn ähnlich wie im ersten Spiel wieder mit vier, fünf Toren hinten gelegen, dann bin ich mir sicher, es wäre wieder extrem schwer geworden, selbst gegen einen so stark ersatzgeschwächten Gegner.“ Damit sprach er die Verletzungsmisere der Gäste aus der Kurpfalz an. Zusätzlich zu den sowieso schon länger ausfallenden Patrick Zweigner und Simon Reisig hatte sich auch noch Neuzugang Jonas Gunst am vergangenen Wochenende einen Teilabriss des Innenbandes im linken Knie zugezogen. Der Spielmacher fällt damit voraussichtlich mindestens sechs Wochen aus.
Somit standen Trainer Andrei Siniak lediglich zwölf Spieler zur Verfügung. Diese jedoch zeigten allen Widrigkeiten zum Trotz, dass sie gewillt waren, die Herausforderung anzunehmen. Es entwickelte sich ein sehr ausgeglichenes Spiel zweier Teams auf Augenhöhe. Bis zur 15. Minute wechselte die Führung ständig hin und her. Dann jedoch gelangen den Gastgebern, lediglich unterbrochen von einer Auszeit der „Saasemer“, vier schnelle Tore am Stück, wodurch sie einen 7:8-Rückstand in einen Drei-Tore-Vorsprung verwandelten (11:8). Großsachsens Torhüter Roko Peribonio, der bis dahin einige Male gezeigt hatte, warum er mit einem Zweitspielrecht bei der Erstligamannschaft der Rhein-Neckar-Löwen ausgestattet wurde, bekam plötzlich keine Hand mehr an den Ball und wurde ausgewechselt. Doch auch Ersatztorhüter Marius Fraefel, vor einer Woche noch neben Kreisläufer Alexej Rybakov einer der Garanten für den Sieg gegen die SG H2Ku Herrenberg, konnte die Würfe der nun sicherer agierenden Auerbacher nicht erfolgreicher entschärfen. Routinier Rybakov war bei der aggressiven und aufmerksamen Abwehr der Oberpfälzer ebenso gut aufgehoben und konnte in den 60 Minuten keinen einzigen Treffer erzielen. Dagegen bekamen die Hausherren Thomas Zahn während der gesamten Partie nicht unter Kontrolle, weshalb er insgesamt elfmal einnetzen konnte. Hand mehr an den Ball.
Die Führung aus der 18. Minute gaben die Blau-Weißen aber bis zum Ende der Partie nicht mehr ab. Bereits jetzt ließen sich die Gäste, angestachelt von Trainer Andrej Siniak, immer mehr zu Diskussionen mit den jungen Schiedsrichtern aus Köln-Longerich hinreißen und brachten sich damit selbst immer mehr aus dem Rhythmus. Als sich in der 28. Minute ein Gästespieler eine Zeitstrafe einhandelte, beschwerte sich Siniak so lautstark, dass er nicht nur die Gelbe Karte, sondern gleich im Anschluss eine Zweiminutenstrafe für seine Bank hinnehmen musste. Leider konnte der SV 08 diese doppelte Überzahl nicht in Treffer ummünzen und so ging man beim Stande von 17:13 in die Kabinen. Sofort nach Wiederanpfiff holten die Gasgeber das Versäumte nach und bauten innerhalb von dreieinhalb Minuten ihre Führung auf sechs Treffer aus (20:14). „Der Schlüssel zum Sieg lag vor allem auch in unserem schnellen Spiel, in unseren schnellen Gegenstößen“ erklärte Mario Schmidtke den doppelten Punktgewinn. So gelang Andreas Wolf, Alexander Tannenberger und Felix Müller innerhalb von knapp 120 Sekunden erneut ein Vier-Tore-Lauf, wodurch sie in der 40. Minute den höchsten Vorsprung für ihr Team herauswarfen (26:18).
Die Partie schien frühzeitig gelaufen. Doch wieder einmal zeigte sich, wie schnell es im Handball gehen kann. Innerhalb kurzer Zeit konnten die Breisgauer ihren Rückstand auf fünf Tore verkürzen, wobei Thomas Zahn alleine drei Treffer beisteuerte. An diesem Tag ließen die Gastgeber jedoch keinen Zweifel aufkommen, wer dieses Spiel gewinnen würde. Näher als auf vier Tore kam Großsachsen nicht mehr heran und verzettelte sich stattdessen immer mehr in Streitigkeiten um und mit den Unparteiischen. Ausgerechnet Thomas Zahn musste in der 58. Minute für zwei Minuten vom Feld, bedachte die Schiedsrichter daraufhin mit einer Beleidigung und erhielt sofort die Quittung in Form einer direkten Roten Karte mit Bericht. Nach Aussage der Schiedsrichter zieht dies eine Sperre von mindestens zwei Wochen für den Spieler und eine Geldstrafe für den Verein nach sich. Dass kurze Zeit später auch Philipp Schöttner nach seiner dritten Zeitstrafe vom Feld musste, hatte auf das Ergebnis keinen Einfluss mehr und tat der Feierstimmung auf dem Feld wie auf den Tribünen keinen Abbruch.
Tobias Wannenmacher freute sich über die Variabilität seines Teams, in dem sich alleine sechs Spieler mit vier und mehr Treffern in die Torschützenliste eintragen konnten. Aus diesem homogenen Verband kann man an diesem Tag möglicherweise zwei Spieler etwas hervorheben. Zum einen zeigte Kenny Schramm zum wiederholten Male, dass er ein universell einsetzbarer und gut ausgebildeter Handballer ist, der von jeder Position einerseits Ruhe fürs eigene Team und andererseits Gefahr für den Gegner ausstrahlt, zum anderen ließ Felix Müller erstmals sein Können aufblitzen, indem er selbstbewusster und häufiger als zuletzt die ihm gebotenen Möglichkeiten nutzte. „Im Vorjahr sind wir mit 4:4 Punkten in die Saison gestartet. Vielleicht gelingt uns das diesmal wieder, auch wenn wir jetzt zwei schwere Auswärtsspiele am Stück vor uns haben“ meinte Mario Schmidtke und das verschmitzte Fazit von Andreas Wolf lautete: „Es hat Spaß gemacht.“
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (4), Tannenberger (4), Weiss (1), Walz, Müller (5), Wannenmacher (1), Brodschelm, Herold, Wolf (5), Schmidtke (9/1), Schöttner(4/1