Im ersten von zwei Auswärtsspielen in Rheinland-Pfalz treten die Handballer des SV 08 Auerbach an diesem Samstag in Hochdorf-Assenheim an. Die Ortsgemeinde mit etwa 3.100 Einwohnern wurde 1969 aus den beiden eigenständigen Gemeinden Hochdorf und Assenheim gebildet. Die ursprünglich fränkischen Ortsgründungen liegen westlich des Rheins weniger als 20 Kilometer süd-östlich von Ludwigshafen. In etwa der gleichen Entfernung liegt mit Frankenthal ein Ort, der in der Region um Auerbach durchaus eine gewisse Bekanntheit genießt, befindet sich dort doch der Firmensitz des weltweit agierenden Pumpen- und Armaturenherstellers Klein, Schanzlin & Becker, besser bekannt unter dem Kürzel KSB.
Wie im Südwesten Deutschland üblich, sind selbst kleine Ortschaften wie Hochdorf-Assenheim in der Lage, ein höherklassiges Handballteam zu stellen. Gleiches gilt für den bereits 1894 gegründeten TV Hochdorf. Als Gründungsmitglied spielte man von 1966 bis 1972 in der Handball-Bundesliga und wurde im Jahre 1967 sogar Vizemeister in der Halle. Nach einigen Jahren in der Oberliga Rheinhesse/Pfalz/Saar gehört man seit der Saison 2006/07 ununterbrochen der Regionalliga Südwest bzw. der 3. Liga Süd an. Dabei kann man die „Biber“ in der laufenden Saison mit Fug und Recht als absolute Überraschungsmannschaft bezeichnen, schließlich konnte man in der vergangenen Spielzeit nur mit Mühe und Not den Abstieg aus der 3. Liga verhindern. Nach einem relativ guten Start konnte man zehn Partien am Stück nicht gewinnen, errang lediglich drei Punkte und fand sich plötzlich im Keller der Tabelle wieder. Die Verantwortlichen reagierten, nahmen das Rücktrittsangebot von Trainer Michael Pfeil an und verpflichteten zum 1. Februar diesen Jahres Benjamin Matschke als neuen Übungsleiter.
Der Diplom-Handelslehrer stand bereits vorher als Trainer für die neue Saison fest und übernahm sein Amt - für alle Beteiligten erfreulich - ein paar Monate früher. Matschke bringt nicht nur Zweit- sondern auch Erstliga- Erfahrung mit ins Team. Nach den Stationen TV Kornwestheim und HBR Ludwigsburg wechselte er 2007 zur TSG Friesenheim, die er in der Saison 2009/10 als Kapitän zum Aufstieg in die „stärkste Liga der Welt“ führte. Zwei Kreuzbandrisse innerhalb von zwei Jahren zwangen den B-Lizenzinhaber früher als geplant zum Wechsel auf die Trainerbank. Nach drei weiteren Niederlagen hatte sich das Team offensichtlich wieder gefangen und den Kampf gegen den Abstieg angenommen. Ähnlich dem SV 08 Auerbach musste der TV Hochdorf bis zum letzten Spieltag zittern, als man mit einem 29:29 Unentschieden bei der Bundesligareserve der SG Kronau-Östringen den letzten für den Klassenerhalt nötigen Punkt erkämpfte.
Frei nach der Textzeile „Und was gestern noch galt, stimmt schon heut' oder morgen nicht mehr“ aus einem der bekanntesten Songs des Liedermachers Hannes Wader gestaltet sich die neue Saison vollkommen anders. Zum einen meint es der Spielplan zu Beginn der noch kurzen Saison recht gut mit den Pfälzern, können sie doch an diesem siebten Spieltag schon ihr fünftes Heimspiel bestreiten, zum anderen konnten sie sich nach dem Abgang von fünf meist erfahrenen Spielern offensichtlich qualitativ hochwertig verstärken. Von den drei Neuzugängen ist der routinierte Kreisläufer Steffen Bühler (28), der im letzten Jahr beim Erstligisten TV Großwallstadt spielte, zweifellos der bekannteste. Daneben kamen mit Jan Clausen und Christopher Klee zwei sehr talentierte Rückraumakteure, beide ausgestattet mit einem Zweitspielrecht beim Zweitligisten TSG Friesenheim.
Gleiches gilt für den wieselflinken Linksaußen Niklas Schwenzer (21). Er hatte bereits in der letzten Saison einige Partien für die TV bestritten und konnte in der neuen Spielzeit bereits 33 Treffer erzielen. Auf der rechten Außenbahn sorgt Steffen Dietz, der ebenfalls über Zweitliga– Erfahrung bei der TSG Friesenheim verfügt, für stete Torgefahr. Spielmacher Tim Beutler (ein weiterer Ex– Friesenheimer), Jonas Kupijai (in der vergangenen Runde Top-Torjäger der Pfälzer), Benjamin Hundt oder Ex– Jugend– Nationalspieler Kai Zimmermann bilden den sehr talentierten Rückraum der „Biber“. Zudem stellte die Matschke-Sieben in den bisherigen Partien auch in der Defensive ihren Mann. So steht vor Torhüter Tim Doppler (22) die nach dem HSC 2000 Coburg zweitbeste Abwehrformation der Staffel, weshalb die derzeitige Tabellenposition sowie die bisherigen Ergebnisse des TV kaum noch jemanden verwundern sollten. Mit Ausnahme einer deutlichen 22:31 Niederlage gegen den HSC 2000 Coburg konnten die „Biber“ bisher nicht nur alle Heim- sondern auch beide Auswärtspartien deutlich zu ihren Gunsten entscheiden, wodurch sie trotz ihres ursprünglichen Saisonziels eines „Platzes im gesicherten Mittelfeld“ derzeit zum erweiterten Favoritenkreis zu zählen sind.
Dies macht die Aufgabe für Tobias Wannenmacher und seine Schützlinge einerseits natürlich deutlich schwerer als noch am letzten Sonntag gegen die HSG Konstanz. Andererseits können die Oberpfälzer einigermaßen ohne Druck und konzentriert an die Sache herangehen. Hier drängen sich gewisse Ähnlichkeiten zur letzten Saison auf. Auch damals fuhr man am siebten Spieltag zu einem scheinbar übermächtigen Gegner. Mit 6:6 Punkten im Gepäck reiste man nach Dessau-Roßlauer und sorgte beim hoch favorisierten heimischen HV für eine deftige Überraschung. Ein ähnliches Ergebnis ist jedoch nur dann zu erwarten, wenn man die Abwehrleistung der Partie gegen Konstanz konservieren und die Effizienz im Angriff deutlich steigern kann. „Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen und uns möglichst nicht „aus der Halle schießen“ lassen“ sagte Tobias Wannenmacher unter der Woche.
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner