Mit der Schlusssirene dieses Herzschlagfinales brachen die Emotionen aus beiden Teams und ihren Anhängern heraus. Tränen flossen auf beiden Seiten des Spielfeldes. Die Spieler des SV 08 Auerbach lagen sich vor unbändiger Freude über den Klassenerhalt in den Armen, die Gäste aus Nordhessen standen konsterniert in ihrer Spielhälfte und hatten Mühe den Abstieg zu realisieren. Dabei hatten sie so bravourös gekämpft, hatten das Spiel offen gestaltet, hatten zwischenzeitlich die Tür zur 3. Liga ein Stück weit geöffnet, nur um am Ende wegen eines einzigen Treffers den bitteren Gang in die Oberliga antreten zu müssen.
Die HSG hatte sogar den eindeutig besseren Start erwischt und lagen nach etwas mehr als fünf Minuten bereits mit 1:3 in Front. Erst jetzt kamen die Blau-Weißen richtig in Fahrt und konnten innerhalb kurzer Zeit die Partie nicht nur ausgleichen, sondern mit vier Treffern am Stück zu ihren Gunsten zu drehen. Von nun an waren beide Teams in diesem alles entscheidenden Spiel angekommen, das trotz der Brisanz extrem fair blieb. Immer wieder wechselte die Führung hin und her, immer wieder hatten beide Fangruppen Grund zu jubeln. So hieß es nach 30 Minuten 13:13, nachdem Mario Schmidtke einen in der letzten Sekunde dieser ersten Halbzeit verhängten Strafwurf krachend unter die Querlatte eingenetzt hatte.
Nach der Pause lief es zunächst besser für die Gastgeber. Thomas Bader, der während der gesamten Partie unermüdlich die gegnerischen Angreifer störte, „stahl“ in seiner unnachahmlichen Art den Gästen einige Bälle und ermöglichte dadurch seinen Mitspielern die Möglichkeit zu schnellen Gegenstoßtoren. Fünf Tore am Stück brachten in der 40. Minute nicht nur die höchste Führung der Oberpfälzer (20:16), sondern ließen die Halle fast überkochen. Allerdings versäumte es der SV 08 in dieser Phase „den Sack zuzumachen“. Trotz zeitweilig doppelter Überzahl konnten sich die Gäste wieder heran arbeiten. Die Auerbacher Abwehr tat sich dabei vor allem mit dem reaktivierten Carsten Göbel schwer und ließ ihm ein ums andere Mal sein Können unter Beweis stellen. Gensungen traf innerhalb von fünf Minuten viermal ins Schwarze und glich die Partie beim Stande von 22:22 wieder aus. Als dann in der 50. Minute gar der Führungstreffer für die Gäste fiel, waren es die fast 100 Grün-Weißen Fans aus Hessen, die ihrer unbändigen Freude nun ihrerseits lautstark freien Lauf ließen.
Für manch einen waren die letzten Minuten der Partie dann zu viel des Guten. Die nervliche Anspannung wuchs für beide Seiten ins Unermessliche. Wer würde den entscheidenden Treffer erzielen, wer würde am Ende die Nase vorn haben? Weniger als zwei Minuten vor Ultimo schienen die Gäste das bessere Ende für sich zu haben. Die HSG führte mit 28:29. Auszeit Auerbach. Matthias Werner erzielt in der 59. Minute den Ausgleich und Gensungen vergibt wenige Sekunden vor dem Ende die letzte Chance auf einen erneuten Führungstreffer und den damit verbundenen Klassenerhalt. Dass die Oberpfälzer den Ball danach nicht mehr aus den Händen gaben, versteht sich von selbst.
Mit der Schlusssirene brachen dann alle Dämme. Blau-Weiße Spieler lagen sich ebenso in den Armen wie hunderte begeisterter Zuschauer, unter denen neben dem Team des HaSpo Bayreuth auch etliche Anhänger aus Erlangen, Coburg und Sulzbach zu finden waren. Dass kaum einer der Akteure mehr gesteigerten Wert auf die übliche Pressekonferenz legte, war allen Beteiligten klar. „Wir feiern die ganze Nacht!“ schallte es durch das Foyer der Helmut-Ott-Halle. Dennoch mussten die Feierlaunigen noch einen offiziellen Teil „über sich ergehen“ lassen. Fünf Spieler (Thomas Bader, Michael und Matthias Werner, Maxi Hofmann und Volker Hackenberg) und Co-Trainer Michael Graß wurden offiziell aber in einer launigen „Zeremonie“ verabschiedet.
Michael Werner meinte dabei, dass „wenn es am schönsten ist, man aufhören sollte und wenn man vor solch einer Kulisse sein letztes Spiel absolvieren darf, was wolle man als Spieler mehr?“ Stellvertretend für Alle brachte er die Situation auf den Punkt: „Was dieses Team, was der SV 08 Auerbach in dieser Saison geschafft hat, ist noch deutlich höher einzuschätzen, als die Meisterschaft im Vorjahr.“ Danach war jedoch keiner mehr zu halten und das Freibier floss bis in die frühen Morgenstunden.
Es spielten: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner (9/3), Weiss, Hofmann, Mi. Werner (3), Bader (3), Hackenberg (3), Wannenmacher, Schnödt, Reger, Schmidtke (10/3), Schöttner (1)