Alle Beteuerungen, den Gegner nicht unterschätzen zu wollen, erwiesen sich schon in den ersten Spielminuten als Makulatur. Nicht anders ist zu erklären, weshalb in den ersten acht Minuten alle Angriffe, darunter drei in Überzahl torlos blieben und bereits vier einfachste Fang- und Abspielfehler zu verzeichnen waren.
Glücklicherweise demonstrierte DRHV-Torwart Andreas Sprecher, später auch Kapitän Christian Hoffmann, mindestens Normalform, wodurch die Gäste bis zur 13. Spielminute „nur“ auf 1:6 enteilten. Eile war in diesem Zusammenhang eine gute Beschreibung für die unterschiedlichen Spielgeschwindigkeiten beider Teams am Sonntag.
Noch glaubten die mehr als 800 Zuschauer in der Anhalt-Arena an eine mißglückte Auftaktphase, die noch zu reparieren sei. Spätestens beim 4:16 (28. Min.) war die leise Hoffnung durch eine kollektive Schockstarre abgelöst und die Dominanz auf dem Parkett wurde auch akustisch durch die mitgereisten Anhänger der Oberpfälzer untermauert.
Dem DRHV misslang so ziemlich alles, was die Gäste mit gnadenlosem Tempohandball bestraften. Da waren die aus Sicht des DRHV "eklatant einseitigen Entscheidungen" der beiden Brandenburger Referees in den ersten zwanzig Minuten nur noch das berühmte Sahnehäubchen. Nach dem Seitenwechsel war zumindest ein Aufbegehren angesagt, doch zunächst schraubten die 08er ihren Vorsprung auf debakelhafte 14 Tore (7:21, 8:22, 9:23). Da waren einige Zuschauer bereits auf dem Heimweg. Coach Georgi Swiridenko probierte wechseltechnisch so ziemlich alles, nichts griff wirklich.
Am Ende stand eine Formation „Jugend forscht“ auf der Platte, die man wohl aus anderem Anlass nie zu sehen bekommen würde. Die Youngster konnten bei nachlassender Konzentration der sicheren Sieger über eigene Tempoverschärfung noch ein optisch erträgliches Endresultat erreichen. Viele Fragen, viel Kopfschütteln und Riesenenttäuschung blieben auf Dessau-Roßlauer Seite zurück - so kann man sich den bislang hervorragenden Saisonverlauf ohne Not pulverisieren.
Bleibt die Hoffnung, dass dies so ein "einmaliges Grottenspiel" bleibt, das jeder Mannschaftssportler schon einmal erlebt hat. Die Früchte der Aufarbeitung und das Rehabilitierungsvermögen können bereits am nächsten Samstag beim HBC in Bad Neustadt präsentiert werden.
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