Eigentlich sollte es ein bayerisches Derby werden, ein Derby mit allem was dazu gehört: Spannung, Emotion, guter Handball und, wenn möglich, ein Heimsieg des SV 08 Auerbach. Doch meistens kommt es anders, als man es sich erhofft. Bereits nach etwas mehr als drei Minuten war den 520 Zuschauern klar, dass dies eine sehr schwere Partie für ihre Schützlinge werden würde. Zu diesem Zeitpunkt nämlich hatten die Gäste mit schnellem und sicherem Spiel schon drei Tore erzielt, während auf Auerbacher Seite noch kein Treffer von der Anzeigentafel leuchtete. Erst jetzt kamen auch die Gastgeber einigermaßen in Tritt und schafften durch zwei einfache Tore von Dominik Brodschelm und einen Strafwurf von Mario Schmidtke den Anschluss zum 3:4. Nicht genug damit legten Philipp Schöttner und Felix Müller noch zweimal nach und drehten bis zur 8. Minute die Partie zu Gunsten ihrer Farben.
„Danach kam es zu einem munteren Scheibenschießen“ meinte Friedbergs Trainer Harald Rosenberger nach der Partie. „Auf beiden Seiten fielen fast schon im Sekundentakt die Tore und man musste befürchten, es würde am Ende ein Ergebnis mit jeweils 40 Toren geben.“ Auerbach legte immer wieder ein Tor vor, Friedberg glich aus. „Leider haben wir es in dieser Phase nicht geschafft, uns etwas deutlicher als nur mit einem Treffer abzusetzen“ erklärte Tobias Wannenmacher in der Pressekonferenz. Auerbach lag also in der 18. Minute mit 11:10 in Front und es schien, als würde das Spiel weiterlaufen wie bisher, als Miroslav Ilic zunächst zum 11:11 ausglich und kurz darauf den Gang für zwei Minuten auf die Strafbank antreten musste. Doch genau das Gegenteil trat ein. Routinier Manuel Vilches-Moreno, Friedbergs stärkstem Akteur des Tages, gelang in Unterzahl nicht nur sein bereits fünftes Tor, sondern auch der vom mitgereisten Friedberger Anhang lautstark gefeierte Führungstreffer zum 11:12. In den nächsten knapp zwei Minuten gab es nicht nur eine Auszeit von Seiten der Auerbacher, sondern, zum Leidwesen der Fans auf der Tribüne, auch noch zwei weitere Treffer der Gäste zu sehen. Damit war der alte Rückstand von drei Toren wieder hergestellt und die Blau-Weißen hatten die Partie erneut aus den Händen gegeben.
Es sollte sich letztlich herausstellen, dass das Team um Tobias Wannenmacher an diesem Tage nicht in der Lage sein würde, den Vorsprung der Gäste noch einmal ernsthaft zu gefährden. In den nächsten Minuten wechselten sich beide Teams wieder mit ihren Treffern ab, ehe die in Schwarz spielenden Gäste erneut „eine Schippe“ drauf legten und in der 29. Minute erstmals mit fünf Toren in Führung gingen (14:19). Dreißig Sekunden vor der Sirene konnte Andreas Wolf zumindest noch den letzten Treffer zum Pausenstand von 15:19 erzielen.
Die zweite Hälfte brachte im Prinzip kaum eine Änderung. Ständig pendelte der Rückstand der Gastgeber zwischen vier und fünf Toren hin und her. Was immer Auerbach auch versuchte, das Team um Trainer Harald Rosenberg hatte eine Antwort parat. Egal ob Manuel Vilches-Moreno, Miroslav Ilic aus dem Rückraum oder Claudio Schneck vom Kreis, Friedbergs Spieler erzielten ein ums andere „einfache“ Tor, während Auerbach sich jeden Treffer mühsam erarbeiten musste. Einzig Dominik Brodschelm konnte mit seinen Unterarmwürfen wenigstens hin und wieder für ein wenig Entlastung sorgen. Dennoch lief den Oberpfälzern die Zeit davon, ohne dass sich an der Gesamtsituation etwas änderte. „Ich war mir trotz des Fünf-Tore-Vorsprungs zu keiner Zeit wirklich sicher, dass wir die Partie gewinnen würden. Zu groß war die Gefahr, dass Auerbach durch ein, zwei schnelle Aktionen wieder ins Spiel kommen würde. Das hätte dann auch das Publikum wieder auf den Plan gerufen“ sagte Harald Rosenberger in der Nachschau auf die Partie. „Vor der Auerbacher Kulisse hatte ich vor dem Spiel schon ein wenig Bammel, aber zum Glück ist es uns gelungen, die Ränge in dieser Phase „ruhig“ zu halten.“
Selbst als Felix Müller in der 54. Minute auf Anspiel von Tobias Wannenmacher mit einem Kempa-Wurf von der halblinken Position einen sehenswerten Treffer erzielte, wollte weder auf dem Feld, noch auf der Tribüne so etwas wie Derby-Stimmung aufkommen. Zu groß war an diesem Tag der Abstand zwischen den beiden Kontrahenten. So zeigten sich die Gäste als technisch versierte Einheit, angeführt von Routinier und Spielertrainer Manuel Vilches-Moreno, während auf Auerbacher Seite kaum ein Spieler seine Möglichkeiten voll ausschöpfen konnte. Als Beispiel sei hier Dominik Brodschelm angeführt, bei dem man im Angriff einen deutlichen Aufwärtstrend feststellen kann, der jedoch an diesem Tag in der Abwehr wenig zustande brachte, immer wieder einen halben Schritt zu spät am Gegner war und in der Folge nach drei Strafzeiten in der 47. Minute das Feld endgültig räumen musste. „Es ist die Konstanz, die meinen Spielern noch fehlt, die wir uns in den nächsten Wochen und Monaten noch erarbeiten müssen und werden“ erklärte Tobias Wannenmacher die Leistung des EX-Simbachers.
„Friedberg war heute einfach besser, oder andersherum ausgedrückt, wir waren schlechter“ lautete dagegen das zwar enttäuschte aber objektive Fazit so manchen Zuschauers. Spätestens als die Gäste in der 55 Minute ihren Vorsprung auf 26:33 ausbauen konnten und Auerbachs Kenny Schramm einen Strafwurf vergab, wird wohl auch Harald Rosenberger den Sieg endgültig als sicher abgehakt haben.
„Wir haben heute zu keiner Zeit richtig ins Spiel gefunden. Vor allem Manuel Vilches-Moreno, der meines Wissens nach heute erstmals von Anfang an dabei sein konnte, hat den großen Unterschied ausgemacht und uns nicht nur durch seine zehn Treffer große Probleme bereitet. Gegen Ende des Spieles hatten wir dann wenigstens ein paar wenige Paraden unserer Torhüter, aber ich will ihnen keinerlei Vorwürfe machen, schließlich haben wir sie als Abwehr auch über weite Strecken alleine gelassen“ fasste Tobias Wannenmacher den Spielverlauf noch einmal zusammen. „Wir haben ein junges und neu zusammengewürfeltes Team mit Potenzial, da braucht es vor allem Geduld, konstante und konzentrierte Arbeit und Zuversicht.“
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (2), Tannenberger, Weiss (4), Walz, Müller (5), Lux, Wannenmacher (1), Brodschelm (6), Herold, Wolf (2), Schmidtke (7/4), Schöttner(3)