Vier Heimspiele, drei Partien auswärts, den Handballern des SV 08 Auerbach gehen langsam aber sicher die Möglichkeiten aus, sich doch noch aus dem Abstiegssumpf zu retten. An diesem Samstag stellt sich diesem Ziel eines der jüngsten Teams der gesamten Liga entgegen. Ein Altersdurchschnitt von nicht einmal 21 Jahren lässt sich für die Bundesligareserve der HBW Balingen-Weilstetten errechnen. Diese 2. Mannschaft ist einer der wichtigen Bausteine der Balinger Erfolgsgeschichte. Seit ihrem Aufstieg im Jahre 2006 konnten sich die „Gallier von der Alb“, wie sich das Team des HBW - inzwischen sogar markenrechtlich geschützt - nennt, immer wieder auch gegen deutlich finanzstärkere Clubs in der „stärksten Liga der Welt“ halten. Dabei legt der Verein seit Jahren sehr viel Wert auf die enge Verzahnung von Bundesliga, Nachwuchs und Perspektivkader. Immer wieder werden Spieler zu „Wanderern zwischen den Welten“, indem sie sowohl im Bundesliga-, als auch im Drittliga-Kader eingesetzt werden. Jungen Talenten wird somit durch systematischen Leistungsaufbau die Möglichkeit geboten, sich an das Niveau des Profikaders heran zu arbeiten und sich in Sachen Taktik, Technik, Kondition und körperlicher Verfassung weiter zu entwickeln.
Dass man damit offenbar den richtigen Weg eingeschlagen hat, zeigen allein die Ergebnisse des Reserveteams der letzten Jahre. In den bisherigen vier Jahren ihrer Drittklassigkeit erreichten die „Jung-Gallier“ dreimal einen einstelligen Tabellenplatz, nach der vergangenen Runde stand sogar ein hervorragender 3. Rang zu Buche. Dennoch lautete das ausgegebene Saisonziel lediglich „Klassenerhalt“, ein Ziel, das von Vielen in der Liga als Understatement angesehen wird. Dennoch lassen sich auch Argumente für diese eher bescheidene Vorgabe finden. Immerhin verließen am Ende der vergangenen Saison nicht weniger als sechs Spieler das Team, unter ihnen mit Torhüter Paul Bar, dem tschechischen Junioren – Nationalspieler Milan Skvaril, Allrounder Fabian Schlaich und Rückraumspieler Micha Thiemann auch einige Leistungsträger der letzten Jahre. Dem gegenüber standen fünf junge, hoffnungsvolle Neuzugänge, die allesamt nicht älter als 21 Jahre waren. So steht seit September der ehemalige HBLZ- Spieler Karim Ketelaer als neue Nummer 1 zwischen den Pfosten der Jung–Gallier. Er gehört aber ebenso fest zum Kader des Erstligateams wie Linksaußen Patrick Weber. Mit Fabian Wiederstein kam zudem ein junger Kreisläufer, der auf seiner Position als eines der größten Talente in Deutschland gilt und auch von anderen Vereinen umworben wurde. Der 18jährige gehört ebenso wie Linkshänder Jannik Hausmann und der wurfstarke Jan Remmlinger zum aktuellen Kader der deutschen Junioren– Nationalmannschaft.
Als die bislang auffälligsten und torgefährlichsten Akteure im Aufgebot erwiesen sich die Rückraumspieler Benedikt Brielmeier (105 Tore), Christian Wahl (94 Tore) und der Bundesliga–erfahrene Alexandar Stevic (73 Tore). Allerdings muss HBW II-Trainer Eckard Nothdurft (48) seit der Winterpause auf seinen 32-jährigen Torjäger und Spielmacher verzichten. Der unumstrittene Kopf des Teams trat im Januar die Stelle als neuer Cheftrainer beim Zweitligisten TV Neuhausen an und wurde damit Nachfolger von Markus Gaugisch, der inzwischen das Erstligateam des HBW betreut. Der Abgang von Stevic, der im Hinspiel der Abwehr der Auerbacher große Probleme bereitete und damals insgesamt neunmal erfolgreich war, brachte die Jung-Gallier kaum aus dem Tritt. Vielmehr scheinen sich die Schwaben in der Rückrunde endgültig stabilisiert zu haben. Nachdem der Start in die Runde bereits geglückt war und man nach dem fünften Spieltag mit 8:2 Punkten auf dem 4. Platz rangierte, musste man eine lange Durststrecke von neun Spielen überstehen, in welchen lediglich drei Punkte eingefahren wurden. Ein Abrutschen auf Rang 11 war die Folge. Seither jedoch gab man lediglich fünf weitere Punkte ab und festigte damit den Anspruch auf einen Platz im ersten Drittel der Tabelle. Verstärkt durch die Erstliga-Spieler Daniel Wessing im linken Rückraum und Christoph Foth am Kreis fuhren die Jung-Gallier am vergangenen Wochenende mit einem knappen Sieg gegen die SG H2Ku Herrenberg die Punkte 23 und 24 ein und dürften damit das Minimalziel „Klassenerhalt“ erreicht haben. Dennoch wird Eckard Nothdurft sein Team nicht aus der Pflicht entlassen, auch noch den einen oder anderen Punkt auch in fremden Hallen zu erringen.
„Letztlich wissen wir nicht, mit welchem Team der HBW II antreten wird“ meinte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher unter der Woche. „Für uns ist das aber auch nicht relevant, da wir - egal gegen wen – alles geben müssen, um unsere Chance auf den Klassenerhalt noch zu nutzen. Es mag zwar floskelhaft und wie eine billige Durchhalteparole klingen, aber ich bin noch immer fest davon überzeugt, dass wir es schaffen können.“ Allerdings würde sein Team dafür auch einmal wieder ein Erfolgserlebnis benötigen, um das angeknackste Selbstvertrauen wieder etwas zu stärken. Was würde sich hierfür besser eignen, als ein Spiel vor eigenem Publikum? Dass ausgerechnet vor dieser wichtigen Begegnung einige der Blau-Weißen körperlich wie gesundheitlich angeschlagen sind, macht die Sache nicht einfacher. So quälten sich Dominik Brodschelm und Ralph Weiss mit scherzhaften Hüft- bzw. Rückenproblemen ebenso durch die Trainingseinheiten, wie ein Grippe-kranker Philipp Schöttner. „Eines kann ich meiner Mannschaft bei allen Fehlern und Problemen nicht absprechen: Kampfgeist“ meinte Wannenmacher abschließend. „Ich hoffe, wir können diesen Kampfgeist auch endlich einmal wieder dahingehend nutzen, dass wir unsere Fehlerquote über mehr als nur 40 Minuten in den Griff bekommen. Mit einer deutlichen Steigerung im Angriff und einer ähnlich konzentrierten und konstanten Abwehrarbeit wie über weite Strecken der letzten Partien, sollten wir auch gegen einen starken Gegner wie Balingen II unsere Chance haben. Wenn wir zeigen, dass wir an uns glauben, dann glaubt auch unser Publikum an uns. Vielleicht kommt uns dann auch wieder einmal das Glück ein wenig zu Hilfe.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Werner, Wannenmacher, Schnödt, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner