Drei, Zwei, Eins, auf diesen kurzen Nenner könnte man den restlichen Verlauf der Spielzeit für die Handballer des SV 08 Auerbach bringen. Um diese drei Zahlen dreht sich in den nächsten Wochen alles. Etwas ausführlicher lautet die Reihe: Drei Spiele, zwei Derbys, ein Ziel. Drei Spiele sind also insgesamt noch zu absolvieren. In der aktuellen Situation kann man sie wohl allesamt getrost als „Endspiele“ für die Oberpfälzer bezeichnen, denn nur mit der entsprechenden Punkteausbeute besteht noch eine Chance auf den Verbleib im Reigen der 102 besten Teams der Nation.
Dabei kommt den Blau-Weißen möglicherweise zugute, dass zwei dieser Partien in der heimischen Helmut-Ott-Halle stattfinden. In beiden Spielen steht die Wannenmacher-Sieben einem Gegner gegenüber, der sich derzeit ebenfalls in akuter Abstiegsgefahr befindet, der eine mehr, der andere etwas weniger. Zwei Siege wären mindestens nötig, um den Anschluss nicht komplett zu verlieren, drei Siege wären nicht nur ein Schritt in Richtung Klassenerhalt, sondern viel mehr eine Sensation, schließlich muss man im vorletzten Saisonspiel beim voraussichtlichen Meister HSC 2000 Coburg antreten. Doch Derbys haben oftmals ihre eigenen Gesetze und mit dem einen großen Ziel vor Augen, wer weiß, welche Kräfte das junge Team der Auerbacher hierfür frei machen kann.
Zunächst gilt es jedoch, im ersten Derby zu bestehen. Der TSV Rödelsee, ein altbekannter Gegner noch aus Landesligazeiten, stellte schon immer eine große Herausforderung für Auerbacher Mannschaften dar. Eine lange gemeinsame Handball-Geschichte verbindet beide Teams. Es waren immer ereignisreiche und emotionale Spiele mit manchmal knappen und manchmal deutlichen Ergebnissen. Dass auch die aktuelle Saison für beide Teams bislang einen ähnlichen Verlauf genommen hat und beide sich derzeit als direkte Nachbarn im Tabellenkeller befinden, passt dabei eindeutig ins Bild. Dennoch kann man den einen oder anderen kleinen Unterschied feststellen. So trat der langjährige Erfolgstrainer der Unterfranken, Dusan Suchy, im Februar 2014 aufgrund mangelnden Erfolges und wegen unterschiedlicher Auffassungen zwischen Team und Trainer von seinem Amt zurück. Zuvor hatten bereits einige Spieler, auch aus Unzufriedenheit über ihre Einsatzzeiten, den Verein während der laufenden Saison verlassen, wodurch sich die personellen Möglichkeiten im Team deutlich verschlechtert hatten. Zunächst sah es auch danach aus, dass der Suchy-Nachfolger Fritz Zenk den richtigen Weg gefunden hätte, das Saisonziel Klassenerhalt zu erreichen, als man sich innerhalb weniger Wochen mit zwei Heimsiegen gegen Köndringen/Teningen und Großsachsen auf Platz Elf bzw. Zwölf wiederfand. Doch eine große Schwäche der laufenden Saison blieb dem Team erhalten. Trotz teils beeindruckender Ergebnisse in eigener Halle gelang es den Unterfranken bislang nicht, einen einzigen Auswärtspunkt zu erringen.
Welche überraschenden Ideen Trainerfuchs Fritz Zenk sich für das Spiel gegen den SV 08 Auerbach ausgedacht hat, bleibt abzuwarten. Zuletzt brachte man mit einer ungewöhnlichen Abwehrformation den heimstarken HSC Coburg phasenweise aus dem Konzept und agierte lange Zeit auf Augenhöhe mit dem Top-Favoriten. Dass Fritz Zenk mit Notizblock und Bleistift bewaffnet beim Spiel der Oberpfälzer gegen den TSB Horkheim in der Helmut-Ott-Halle zugegen war, sei hier nur nebenbei erwähnt. Was immer der Chamer Übungsleiter, der neben seinem Engagement beim TSV Rödelsee auch im Vorstand des erst im Januar neu gegründeten „Ostbayerischen Handball Clubs“ sitzt, sich auch ausgedacht haben mag, die Spieler müssen diese Ideen auf dem Feld umsetzen. Hierbei kann sich Zenk jedoch auf erfahrene Spieler verlassen. Im Rückraum sorgen Boštjan Hribar (36, 134 Tore), der in seiner slowenischen Heimat reichliche Europapokal- Erfahrungen sammeln konnte, und der ehemalige Coburger Jan Kästner (193 Tore) für die meiste Torgefahr. Als Nachfolger für Marin Varvodic, der sich im ersten Saisonspiel schwer an der Schulter verletzt hatte, konnte für die Rückrunde der 34jährige slowenische Ex – Nationalspieler Rok Ivancic verpflichtet werden. Ebenso wie Hribar war Varvodic dem Verein von Trainer – Legende Vlado Stenzel empfohlen worden. Wegen seiner Verletzung musste er jedoch operiert werden, weshalb sein Vertrag zum 01.12.2013 im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst wurde. Als ebenfalls torgefährlich zeigten sich bisher die beiden Außen Andreas Paul (114 Tore) und Gabor Csorba (57 Tore) sowie der immer kampfstarke Radovan Suchy (51 Tore). Als sehr gute Verstärkung hat sich außerdem Torhüter Max Deussen vom HC Erlangen erwiesen.
„Es wird ein sehr schweres Spiel“ sagte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher voraus und ergänzte „zumal wir einen Punkt weniger auf unserem Konto haben als Rödelsee“. Damit wies er auf die derzeitige Situation in der 3. Liga hin. Die HSG Tarp/Wanderup, die sich im Laufe der Saison auf Grund einer Insolvenz vom Spielbetrieb in der 2. Bundesliga zurückgezogen hat, plant ihren Neuanfang nicht wie gedacht in der 3. Liga, sondern zwei Spielklassen tiefer. Der damit freigewordene Platz in der 3. Liga wird in einer Abstiegsrelegation unter den jeweiligen Drittletzten der vier Staffeln ausgespielt. Genau diesen Platz belegt in der Südstaffel derzeit der TSV Rödelsee. Mit einem Sieg an diesem Samstag könnte der SV 08 Auerbach zumindest momentan mit den Unterfranken die Plätze tauschen und einen kleinen Schritt in Richtung Klassenerhalt tun, selbst wenn am kommenden Wochenende die Oberpfälzer zum Klassenprimus nach Coburg und der TSV Rödelsee zum Schlusslicht nach Zweibrücken reisen müssen.
„Auch ohne dieses Szenario steckt schon jede Menge Brisanz in diesem ewig jungen Derby. Ich erwarte daher ein emotionales, kampfbetontes Spiel, eine Abstiegsschlacht zweier gleichwertiger Teams“ sagte Tobias Wannenmacher voraus und brachte gleichzeitig seine Hoffnung auf die übliche Unterstützung von der Tribüne zum Ausdruck. „Gerade in solch engen Spielen kann der „Achte Mann“ das über Sieg oder Niederlage entscheidende Zünglein an der Waage sein.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Werner, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner