Mit dem ESV Lokomotive Pirna macht am Samstag einer der traditionsreichsten Sportvereine der Liga seine Aufwartung in der Helmut-Ott-Halle. Bereits 1948 von sportbegeisterten Eisenbahnern gegründet, blicken die Sachsen auf eine wechselhafte Geschichte zurück, in der neben Fußball, Volleyball und Leichtathletik auch Sportarten wie Kegeln, Turnen, Großfeldhandball, Rhönrad und Asphaltkegeln eine teilweise international erfolgreiche Heimat fanden und finden.
Aktuell stellt die Handballsparte die erfolgreichsten Sportler des Vereins. Bereits seit Jahren tritt das Team in der 3. Liga an. Nach einem siebten und einem fünften Rang in der Regionalliga Süd, sicherte man sich nach einem weiteren siebten Platz im Jahr 2010 die Startberechtigung für die neu geschaffene 3. Liga und wurde dort der Oststaffel zugeteilt. Dort belegte man in der ersten Saison einen sensationellen vierten Platz und zeigte mit Platz Sieben in der vergangenen Spielzeit, dass man nicht nur endgültig in der Liga angekommen ist, sondern dass man zu den stärkeren Teams zu rechnen ist.
Ausgerechnet in der Saison, in der Trainer, Verantwortliche und auch einige Spieler den Aufstieg in die 2. Liga als mittel- bis kurzfristiges Saisonziel ausgerufen haben, lässt der Erfolg bisher noch etwas auf sich warten. Die Mannschaft um Trainer Petr Hazl (41) musste am Ende der vergangenen Spielzeit einige Abgänge verkraften. Der ehemalige Erstligaspieler, der auch auf eine langjährige Nationalmannschaftskarriere zurückblicken kann – er spielte 125 Partien für das tschechische Team und nahm an der Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland teil – verlängerte sein Engagement in Pirna trotz oder vielleicht gerade weil der Verein einen Strukturwandel vollziehen möchte. Ehemals überwiegend aus „fertigen“, erfahrenen und auswärtigen Spielern zusammengesetzt, soll nun bei der Bildung des Teams das Hauptaugenmerk auf jungen und ehrgeizigen Sportlern aus der Region liegen. Dass derartig tiefgreifende Änderungen eine gewisse Zeit benötigen um zu wirken, liegt auf der Hand. Andererseits kann man die Truppe des ESV immer noch getrost als international bezeichnen. Jeweils einmal Serbien, Slowenien, Kroatien und zweimal Tschechien lauten neben Deutschland die Nationalitäten der Spieler. Sowohl die Nähe zum Nachbarland Tschechien als auch die Partnerschaft zum tschechischen Erstligisten und derzeitigen Dritten der Extraliga HK Mesto Lovosice kommt dem Verein dabei zugute. Von dort kam mit Rückraumspieler Jiri Havlat auch einer der Neuzugänge der Saison. Der 1,93-Meter-Mann konnte mit seinen bisherigen 50 Treffern zeigen, dass er eine echte Verstärkung für die Sachsen ist.
An ihm liegt es also nicht, dass die Eisenbahner momentan nach drei Siegen, zwei Unentschieden und acht Niederlagen erst 8:18 Punkte ausweisen und damit den ersten Abstiegsplatz belegen. Gerade dieser Aspekt macht die Sachsen für das Team um Spielertrainer Tobias Wannenmacher zu einem „gefährlichen“ Gegner. Doch nicht nur die Tabellensituation birgt gewisse Risiken für die Oberpfälzer. Neben Havlat stellt das Team mit Linksaußen Dusan Milicevic einen der erfolgreichsten Torschützen der Liga (96 Tore). Zu diesen gesellen sich noch Jiri Boucek (CZ/63 Tore) als Mittelmann und Gasper Martic (SL/47 Tore) am Kreis. Auch wenn die Sachsen im letzten Spiel in Bad Neustadt mit 23:35 eine recht deutliche Niederlage hinnehmen mussten, sind sie keinesfalls zu unterschätzen. Ähnlich wie der SV 08 konnten sie bei den Saalestädtern die Partie über zwei Drittel des Spiels offen gestalten und lagen in der 42. Minute lediglich mit zwei Toren zurück (20:18). Zuvor hatten sie einen Pausenrückstand von 14:8 zum 15:15 wieder ausgeglichen. Ein weiters Indiz für seine Spielstärke bewies der ESV im Heim-Derby eine Woche vorher, als der HC Elbflorenz Dresden mit 26:24 besiegt wurde.
Das Team um Tobias Wannenmacher ist also gewarnt. „Das Spiel gegen Pirna wird nicht nur sehr schwer, es ist auch eines der wichtigsten in der Hinrunde“ warnte Wannenmacher seine Spieler. Mit Blick auf die Tabelle wies er auf einen weiteren Aspekt hin. „Im Falle eines Sieges könnten wir den Abstand zum ersten Abstiegsplatz auf sieben Punkte vergrößern, eine Niederlage lässt den Vorsprung auf gefährliche drei Punkte schrumpfen.“ Zudem hoffen Wannenmacher und sein Team erneut auf die Unterstützung der Fans. „In Spielen gegen ähnlich starke Gegner kann oftmals das Publikum das berühmte Zünglein an der Waage sein.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Ma. Werner, Weiss, Mi. Werner, Hackenberg, Knerr, Wannenmacher, Schnödt, Herold, Reger, Schmidtke