Manch einer der etwa 75 mitgereisten Auerbacher Fans hatte sich wohl einen positiveren Abschluss des Leipzig- Wochenendes gewünscht und manch einer hatte wohl auch das gegnerische Team im Vorfeld unterschätzt. Nach dem verdienten Erfolg vor zwei Wochen in Fürstenfeldbruck hatte sich der eine oder andere Zuschauer offenbar auf einen weiteren Auswärtserfolg vorbereitet und sich von der bisher eher durchwachsenen Saison der SG LVB Leipzig täuschen lassen. Umso größer, wenn auch nicht ganz berechtigt, war daher die Enttäuschung, als am Ende das Ergebnis von der Anzeigentafel leuchtete.
Dabei hatten die „Straßenbahner“ von Beginn an einen hohen Gang eingelegt. Fast schon überdreht wirkten einzelne der jungen Spieler und schienen noch vor der Pause alle Weichen auf Sieg stellen zu wollen. Schnell gingen sie mit 3:1 in Führung und zeigten schon früh, dass sie talentierte und spielerisch gut ausgebildete Handballer sind. Zudem konnte man die Auswirkungen von teilweise neun Trainingseinheiten pro Woche durchaus erkennen. „Die Jungs trainieren zwar nur zweimal pro Woche bei uns, sind daneben aber in mehreren Übungseinheiten für die Bundesligamannschaft der SC DHfK- Jugend gefordert“ erklärte Leipzigs Trainer Nils Kühr die Leistung seiner jungen Schützlinge. Auerbach kam nach einigen Minuten immer besser ins Spiel und ließ sich, gestützt auf eine gute Leistung von Lars Goebel, nicht weiter abschütteln. Hätten die Oberpfälzer in der Folgezeit die Möglichkeiten, die ihnen ihr Torhüter ermöglichte, besser genutzt, es hätte sicherlich nicht so lange gedauert, bis man ein Spiel auf Augenhöhe gesehen hätte. So jedoch fiel es den Gastgebern relativ leicht, den Vorsprung konstant bei zwei, drei Toren zu halten, zwischenzeitlich auf vier Tore auszubauen (8:4, 9:5) und den Gegner in die Schranken zu weisen.
Doch die Gäste zeigten ihre größte Qualität und boten den „Straßenbahnern“ die Stirn. Zwei schnelle Tore brachten sie beim Stande von 9:7 wieder in Reichweite. Dabei ließen sie sich auch nicht von einer Auszeit der Hausherren unterbrechen. Vor allem Felix Müller hatte sich nach wenigen Fehlversuchen „warm“ geworfen, verwandelte fast alle ihm gebotenen Möglichkeiten und setzte auch seinen Linksaußen Kenny Schramm immer wieder in Szene. Da sowohl der Abwehr als auch Lars Goebel einige Ballgewinne gelangen, konnten die Blau-Weißen durch schnelle Gegenstoßtore das Spiel offener gestalten und mit einem beruhigenden 15:14 in die Pause gehen.
Nach der Pause bot sich ein ähnliches Bild. Leipzig legte einen Treffer vor, vergab dann jedoch einen Strafwurf und die Chance den Vorsprung weiter auszubauen. Auerbach hielt dagegen, verkürzte wieder auf ein Tor, dezimierte sich dann jedoch selbst durch eine Strafzeit und nahm sich die Möglichkeit auf das Remis. Erst als Leipzigs Rechtsaußen Georg Eulitz in der 39. Minute nach seiner dritten Zeitstrafe endgültig vom Feld musste gelang den Gästen, die selbst zwei Minuten ohne Felix Müller auskommen mussten, der lange ersehnte Ausgleich zum 19:19. Maximilian Lux verwandelte gewohnt sicher einen seiner vier Strafwürfe. Als dann in der 42. Minute erneut Lux vom Siebenmeterpunkt traf und damit zur Begeisterung des lautstarken blau-weißen Anhangs sogar die erste Führung der Gäste erzielte, hatte Mancher noch die Hoffnung auf einen ähnlichen Spielverlauf wie zwei Wochen zuvor.
Aber die Gastgeber ließen sich diesmal nicht hängen, glichen zweimal aus und nahmen das Steuer durch einfallsreiche Varianten wieder in die eigene Hand. Überhaupt zeigten die Gastgeber während der gesamten Partie, wie man mit variantenreichem Spiel einen Gegner unter Druck setzen kann. Da gab es Freiwurftricks genauso, wie Pässe von Außen zu Außen oder zur Mitte. Spielmacher Jonas Hönicke (18) brachte seine Kollegen, allen voran David Heinig (26) immer wieder in aussichtsreiche Position und auch Philip Jungemann (18) zeigte am Kreis sein Talent. Das Spiel wogte nun hin und her. Nach 52 Minuten erzielte Tobias Wannemacher den erneuten Anschlusstreffer zum 27:26 und als in der 54. Minute Andreas Wolf zum 29:27 traf, schien das Ende noch immer offen zu sein. Dann jedoch schlich sich bei den Gästen kurzfristig der Fehlerteufel ein. Mit zwei vergebenen Chancen aus aussichstreicher Position am Kreis, einem überhasteten Fehlpass und einem Schrittfehler gaben die Oberpfälzer den Gastgebern die Möglichkeit, durch schnelle Kontertore die Weichen endgültig auf Sieg zu stellen. Bereits vier Minuten später leuchtete ein ernüchterndes 33:27 von der Anzeigentafel, bevor weitere zwei Minuten später die Sirene das Spiel beim Stande von 34:28 beendete.
„Wir hatten uns gut auf Auerbach vorbereitet“ erklärte Nils Kühr in der Pressekonferenz vor weniger als 20 Zuschauern. „Sie haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie nie aufgeben und man bis zum Ende mit ihnen rechnen muss. Umso mehr freuen wir uns über diesen wichtigen Sieg.“ Tobias Wannenmacher zeigte sich zunächst begeistert von der Unterstützung durch die blau-weiße Tribüne. „An unseren Fans lag es am wenigsten, dass wir verloren haben.“ Aber auch die Niederlage war eine, „die zwar etwas hoch ausgefallen ist, aber mit der man leben kann. Man hat gesehen, dass die jungen Leipziger Spieler in den vergangenen zwei Jahren nicht umsonst Deutscher Jungendmeister geworden sind. Zusammen mit den erfahrenen Spielern ist Leipzig ein Team, das sich noch besser finden muss und dann sicherlich eher im oberen Mittelfeld anzusiedeln ist. Andererseits ist aber auch deutlich geworden, dass wir seit Monaten in erster Linie in Kleingruppen trainieren können. Ein Umstand, der zwar ärgerlich, aber durch den engen Kader, sowie durch Verletzungen und beruflich bedingte Fehlzeiten nicht anders machbar ist.“ Danach ging sein Blick bereits wieder nach vorne und auf das Spiel am kommenden Wochenende gegen den TV Groß-Umstadt. „Wir haben in den nächsten Wochen hauptsächlich Gegner aus unserer Tabellenregion und wollen in den Spielen bis zur Winterpause noch einige Punkte holen, um mit einem gewissen Polster in die schweren Auswärtspartien zu Beginn der Rückrunde gehen zu können.“
Statistik:
SG LVB Leipzig: Gurezky, Ziebert, Eulitz (3), Meiner (6/2), Heinig (7), Uhlig (2), Zerrenner (n.e.), Baumgärtel (4), Hönicke (3), Naumann (3), Berthold (1), Schiffner, Jungemann (4), Remke (1)
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Kroher (n.e.), Weiss (1), Neuß, Lux (4/4), Wannenmacher (2), Laugner, Herold (n.e.), Büttner (3), Schramm (4), Müller (9), Wolf (4), Schöttner (1)
Zuschauer: 250
Schiedsrichter: Matthias Mischinger / Thomas Näther
Zeitstrafen: 4 - 3 (Eulitz 3, Heinig – Weiss, Schramm, Müller)
Rote Karte: Eulitz (3 x 2 Min.)
Strafwürfe: 3 – 4
Spielfilm: 1:0, 3:1, 4:3, 6:3, 8:4, 9:5, 10:8, 12:8, 12:10, 14:11, 14:13, 15:14 – 16:14, 19:16, 19:19, 21:22, 24:22, 24:24, 27:26, 29:27, 33:27, 34:28