Die Niederlage in Bad Neustadt steckte noch deutlich in den Köpfen und Gliedern der Spieler, als sie sich am Dienstag wieder in der Halle trafen. „Die Hauptaufgabe für uns war es, das Spiel abzuhaken und aus dem Kopf zu bekommen“ meinte Tobias Wannenmacher. „Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und aufgeben, sondern müssen konzentriert weiter arbeiten und versuchen, unsere Fehler nicht nur zu analysieren, sondern sie auch abzustellen. Das wird sicherlich einige Zeit dauern, aber ich bin felsenfest überzeugt von meinem Team und dem Potential, das in ihm steckt.“
Bereits an diesem Wochenende können die Oberpfälzer zeigen, was sie aus dem letzten Spiel gelernt haben. Dabei wird die Aufgabe nicht leichter, denn zum einen wächst natürlich der Druck mit jedem Spiel, zum anderen ist der TV Germania Großsachsen ein sehr ernst zu nehmender Gegner. Seit Jahren spielen die Nord-Badener aus Hirschberg an der Bergstraße einen sehr erfolgreichen Handball. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Gemeinde Hirschberg aus zwei Ortsteilen besteht – Großsachsen und Leutershausen – und dass es in beiden ein höherklassiges Handballteam gibt. So spielt die SG Leutershausen seit langen Jahren sowohl in der 1. wie in der 2. Bundesliga. Umso erstaunlicher ist es, dass sich in dem 9.500 Einwohner zählenden Ort mit dem TV Germania Großsachsen ein weiteres Team unter den 102 Top-Mannschaften Deutschlands etablieren konnte. Schaffte es der TVG beim ersten Mal (2010/2011) noch nicht, die 3. Liga zu halten, so belegte er im zweiten Versuch (2012/2013) einen sensationellen zehnten Tabellenplatz. Nach einer Niederlage in Coburg (17:25) und einem Heimsieg gegen die SG H2Ku Herrenberg (29:24) liegt man derzeit auf dem 9. Rang.
Auch wenn diese Tabelle noch kaum Aussagekraft hat, zeigt sie doch die Region, in der sich die Badener gerne bewegen möchten. „Wir wollen möglichst frühzeitig die nötigen Punkte erreichen um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben“ gab der neue Trainer Andrej Siniak (41) als Saisonziel vor. Siniak, geboren in Minsk, spielte seit 1992 beim dortigen Renommierklub SKA in der ersten weißrussischen Liga und erreichte mit seinem Verein in jenem Jahr auch das Finale im IHF–Pokal. Ab 1996 trat der spielstarke Mittelmann beim TBV Lemgo an und wurde nur ein Jahr später Deutscher Meister und Pokalsieger. Von 2001 bis 2008 fügte er mit dem TuS Nettelstett–Lübbecke, dem HSV Hamburg, den Rhein-Neckar-Löwen und dem TUSEM Essen weitere Stationen in der „stärksten Liga der Welt“ hinzu. Insgesamt bestritt er 326 Spiele und erzielte dabei 834 Tore. Außerdem spielte er in 99 Partien für das weißrussische Nationalteam. Am 1. Juli 2013 trat er beim TVG die Nachfolge von Uwe Rahn als hauptverantwortlicher Trainer an. Dieser hatte das Team nach einem sensationellen Start und einem verletzungsbedingten Absturz vom zurückgetretenen Trainer Uli Schuppler übernommen und vor dem Abstieg bewahrt. Inzwischen wieder als sportlicher Leiter im Verein tätig, gibt auch Rahn als Saisonziel lediglich den Klassenerhalt vor.
Von Vielen wird der TVG jedoch deutlich höher eingeschätzt. Immerhin konnten alle Leistungsträger gehalten werden. Hier sind neben den torgefährlichen Rückraumspielern Peter Masica, Tobias Kohl und Marius Jörres vor allem die Zweitliga-erfahrenen Außenspieler Sebastian Knierim und Thomas Zahn sowie die Zwillingsbrüder Dominik und Florian Sauer zu nennen. Darüber hinaus konnte man einige interessante Neuverpflichtungen vermelden. Vom Ligakonkurrenten TSG Groß-Bieberau kam der erfahrene Alexej Rybakow (34). Der 1,85 Meter große Kreisläufer zeigte bereits am vergangenen Wochenende sein Können und brachte neben einem deutlichen Qualitätsgewinn in der Defensive sein Team mit sieben Treffern auf die Siegerstraße. Vom benachbarten Zweitligisten SG Leutershausen wechselten mit Jonas Gunst (25) und Roko Peribono (21) zwei junge und talentierte Spieler zu den „Saasemern“. Gunst, der als spielstarker Mittelmann mit Führungsqualitäten gilt und Torhüter Peribonio erhoffen sich an ihrer neuen Wirkungsstätte mehr Einsatzzeiten als beim Zweitligisten. Sein Talent brachte dem 1,93 Meter großen Peribono ein Zweitspielrecht beim Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen ein. Dass dennoch neben Rybakow der aus der Leutershausener A-Jugend gekommene Torhüter Marius Fraefel (19) zum entscheidenden Spieler gegen die SG H2Ku Herrenberg avancierte zeigt, welche Qualität in den Neuzugängen steckt.
Diesbezüglich muss sich der SV 08 Auerbach jedoch nicht verstecken, auch wenn bisher noch nicht alle Neuen im Team der Oberpfälzer ihr Potential wirklich ausschöpfen konnten. „Mit Geduld und intensiver Arbeit wird unser junges Team noch mehr zusammenwachsen, die Abläufe werden sich einschleifen und automatisieren und die Fehlerquote wird im Gegenzug dazu geringer werden“ zeigte sich Wannenmacher zuversichtlich und ergänzte: „Gerade in Zeiten, in denen es scheinbar nicht so gut läuft, gerade im Moment benötigen wir aber auch die Geduld und die Unterstützung unseres Publikums. Ich bin mir sicher, dass wir dann auch wieder die Punkte im Tempel behalten werden.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner