Läge Horkheim in Bayern und würde man lediglich die Entfernung betrachten, könnte man fast schon von einem Derby sprechen. Gut für ein Sonntagsspiel haben die „Horkheim Hunters“ mit lediglich knapp 230 Kilometern nur wenige Kilometer mehr zurückzulegen, als Auerbach am vergangenen Wochenende nach Friedberg. Der Turn- und Sängerbund (TSB) aus dem Heilbronner Stadtteil Horkheim belegt momentan den 5. Tabellenplatz. Mit 28:22 Punkten sind die Chancen, sich noch nach oben zu verbessern relativ gering, andererseits hat man mit dem Ende der Tabelle ebenfalls längst nichts mehr zu tun.
Nach vier zweiten Plätzen in den letzten Spielzeiten, wurde, auch wegen der Abgänge einiger Leistungsträger und der Verjüngungen im Team, für diese Runde ein etwas bescheideneres Saisonziel ausgegeben. So möchte man im oberen Tabellendrittel landen, ein Ziel, das derzeit eindeutig erreicht wäre. Dennoch besteht nach dem Verlauf der Rückrunde durchaus auch die Gefahr, ins Mittelfeld abzurutschen, da der Vorsprung auf Platz Neun momentan nur vier Punkte beträgt. Dabei hatte die Saison nach einem holprigen Start, bei dem man die ersten drei Partien verlor und kurzzeitig sogar die Rote Laterne der Tabelle übernahm, einen guten Verlauf genommen. In den zwölf Spielen bis zur Winterpause gab man lediglich fünf Punkte ab, arbeitete sich so auf einen hervorragenden 4. Tabellenplatz empor und setzte sich damit dauerhaft in der gewünschten Tabellenregion fest. Dass einer der fünf Punkte dabei vom kommenden Gegner aus der Stauwehrhalle in Horkheim entführt wurde, soll dabei nicht unerwähnt bleiben. Seither kam der Motor der „Hunters“ jedoch wieder etwas ins Stottern. Vier Siegen und einem Unentschieden stehen fünf Niederlagen entgegen. Zuletzt verließ man dreimal hintereinander als zweiter Sieger das Spielfeld und musste dabei sogar zwei Heimniederlagen hinnehmen.
Diese momentan negative Tendenz ist jedoch mit ziemlicher Sicherheit auf die Verletzungsmisere in der Mannschaft zurückzuführen. Das Team um Trainer Jochen Zürn (52) musste in den letzten Wochen einige schwere Verletzungen wichtiger Spieler wegstecken. So fällte Rückraumspieler Alexey Prasolov wegen eines Achillessehnenrisses ebenso monatelang aus, wie Philipp Kroll, der sich einen Stirnhöhlen- und Augendachbruch zuzog. Daneben fehlte Evgeni Prasolov, der den Auerbachern im Hinspiel von der linken Rückraumseite größte Probleme bereitete und insgesamt 12 Treffer erzielte, mehrere Wochen wegen eines Kreuzbandrisses. Er wird jedoch am Sonntag dabei sein und sein zweites Spiel seit seiner Verletzung bestreiten. Es muss sich zeigen, ob Kreisläufer Fabian Bohnert, dessen Tor in letzter Sekunde den Oberpfälzern den Hinspielsieg noch vermasselte, dabei sein kann. Der Neuzugang vom Erstliga-Aufsteiger Bergischer HC konnte wegen eines bakteriellen Infektes in den letzten drei Partien nicht auflaufen.
Dennoch hat Jochen Zürn, der am Sonntag seinen 52. Geburtstag feiert, noch genügend talentierte und torgefährliche Spieler im Aufgebot. Gewarnt sei hier vor allem vor Linkshänder Sebastian Seitner (35), mit 144 Toren einer der erfolgreichsten Werfer der Staffel, Linksaußen Jan König (22), der schon 80 Treffer erzielen konnte und allen voran Felix Knoll (27) der mit 129 Toren ebenfalls ganz oben in der Torschützenliste zu finden ist. Knoll, der im Hinspiel noch verletzungsbedingt gefehlt hatte, mag wegen seiner vergleichsweise geringen Körpergröße von 1,78 Metern auf den ersten Blick eher unscheinbar erscheinen. Allerdings zählt er wegen seiner Torgefährlichkeit, seinem guten Auge für den Mitspieler und seiner Beweglichkeit wohl zu den besten Spielmachern der Liga. Auf der anderen Seite des Feldes steht mit dem erst 19 Jahre alten Daniel Rebmann einer der talentiertesten Torhüter der Staffel zwischen den Pfosten und bildet zusammen mit dem erfahrenen Wojciech Honisch eines der stärksten Torhüter-Gespanne der Liga. Hinter einer kompakt und robust agierenden Abwehr gelingt es beiden immer wieder, generische Angreifer mit ihren Paraden fast zur Verzweiflung zu treiben.
Für Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher ist die Aufstellung des Gegners eher zweitrangig. Vielmehr hofft er darauf, seine eigenen Spieler nach dem aufreibenden Spiel am vergangenen Wochenende in Friedberg wieder fit zu bekommen. Matthias Werner und Philipp Schöttner hatten nach der Partie noch einige Tage mit ihren Blessuren zu kämpfen, werden aber voraussichtlich ebenso auflaufen können, wie der zuletzt nur eingeschränkt einsatzfähige Philipp Walzik. „Horkheim ist jetzt kein Gegner, den wir unbedingt schlagen müssen“ meinte Wannenmacher unter der Woche. „Die für uns und unser Ziel ausschlaggebenden Spiele stehen im April und Mai an. Dennoch wäre es natürlich trotzdem toll, wenn wir auch gegen ein starkes Team aus dem oberen Tabellendrittel punkten könnten. Mit einem fünften oder gar sechsten Punkt im Rücken, wären die anstehenden schweren Aufgaben im Kampf um den Klassenerhalt um einiges einfacher zu bewältigen.“ Gleichzeitig erinnerte er nochmals an die grandiose Stimmung und die beeindruckende Kulisse in der Sporthalle in Friedberg. „Auch wenn wir diesmal am Sonntag spielen, hoffen wir, dass wieder möglichst viele Leute den Weg in die Halle finden und uns unterstützen. Die „Hunters“ sind zwar gewohnt, zuhause vor etwa 600 – 700 Zuschauern zu spielen, allerdings müssen sie erst einmal gegen das Auerbacher Publikum bestehen.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Müller, Werner, Wannenmacher, Schnödt, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner