„Man kann in Auerbach verlieren, aber man darf sich dabei nicht so desolat und so herzlos präsentieren.“ Selten fand ein gegnerischer Trainer ähnlich klare Worte bei der Beschreibung der Leistung seines Teams nach der Partie. Schon während des Spieles war Tim Beckmann in den Auszeiten laut geworden und hatte verzweifelt aber letztlich erfolglos versucht, seine Spieler aufzurütteln. Allerdings ließen die Gastgeber von Beginn an weder die Hessen ins Spiel kommen, noch den Zweifel aufkeimen, dass sie dieses Spiel gewinnen wollen. „Wir haben uns vorgenommen, dem Gegner unser Spiel aufzudrücken, ihn zu Fehlern zu zwingen und von Anfang an das Ruder in die Hand zu nehmen“ so das Fazit des Auerbacher Spielertrainers Tobias Wannenmacher.
Und dieses Vorhaben gelang ziemlich gut. Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge in Paris gingen die Gastgeber schnell durch zwei Treffer von Ralph Weiss, sowie je ein Tor von Felix Müller und Maximilian Lux mit 4:0 in Führung. Dabei hatten sich die Abwehr und der erneut gut aufgelegte Lars Goebel als äußerst wachsam erwiesen. Zudem fiel schon jetzt auf, dass die Oberpfälzer diesmal auch bei den offensiven Abprallern oft den entscheidenden Schritt schneller waren. Das sollte sich über die gesamte Spielzeit nicht ändern. Als Tim Beckmann in der 10. Minute erstmals die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legte, hatten die Blau-Weißen ihren Vorsprung bereits auf 6:1 ausgebaut. Groß-Umstadts Offensive agierte an diesem Tage einfach zu statisch vor dem aggressiven Abwehrverbund der Auerbacher und machte es den Hausherren relativ leicht, immer wieder Bälle zu erobern und selbst in Zählbares umzumünzen. Auf der anderen Seite des Balles überließen die Hessen ihren zunächst ordentlich haltenden Torhüter viel zu oft seinem Schicksal und den oft geschickt freigespielten Auerbacher Angreifern. Auerbach dominierte das Spiel und ließ sich auch nicht von einem kurzen, aber letztlich kraftlosen Aufbäumen der Gäste beeindrucken. Daneben brachten sich die Hessen selbst in die Bredouille, denn gerade als sie sich auf 8:4 herangekämpft hatten, zogen sie sich zwei Strafzeiten kurz hintereinander zu und mussten in doppelter Unterzahl ihr Heil versuchen. Als in der 28. Minute Tobias Büttner die einzige Zeitstrafe gegen die Gastgeber antreten musste, konnte Groß-Umstadt den Rückstand noch ein letztes Mal auf drei Treffer verkürzen (10:7), bevor Tobias Wannenmacher selbst und mit der Sirene auf Zuspiel des Trainers Kenny Schramm den Pausenstand von 12:7 herstellten.
Die zweite Hälfte begann mit einer Gala von Andreas Wolf. Florian See hatte gerade den achten Treffer für sein Team erzielt, als „Hightower“ zur Höchstform auflief. Zunächst bediente er noch einmal Kenny Schramm und übernahm danach selbst den Ball. Allein viermal nacheinander netzte er ein und ließ sowohl die Abwehr der Gäste, als auch ihren Torhüter nicht wirklich gut aussehen. Dabei ließ er sich auch nicht vom Hüterwechsel zwischen den gegnerischen Pfosten abhalten. Groß-Umstadt schien sich schon jetzt aufgegeben zu haben, kreierte kaum zwingende Situationen im Angriff und offenbarte große Lücken im Abwehrverbund. Als Tim Beckmann in der 43. Minute erneut die Grüne Karte auf den Tisch legte, hatten die Oberpfälzer das Spiel beim Stand von 20:13 für sich entschieden. Die Gäste ließen trotz der lautstarken Ansprache ihres Trainers die Köpfe bereits jetzt hängen und zeigten keinerlei Gegenwehr gegen die drohende Niederlage. Auerbach konnte den deutlichen Vorsprung bis zur 49. Minute durch Schramm und zweimal Wolf sogar noch einmal erhöhen (23:14) und hatte danach keine Mühe, den Sieg bis zum Ende der Spielzeit zu verwalten. Großer Jubel kam noch einmal in der 57. und 58. Minute auf, als Joungster Ferdinand Neuß sich zweimal in die Liste der Torschützen eintrug und damit erneut seinen Einsatz im Drittligateam auch offensiv rechtfertigte.
Nach dem Spiel zeigte sich Tim Beckmann deutlich „angefressen“ und enttäuscht von der Leistung seiner Spieler. „Es geht nicht, dass wir uns derart vorführen lassen. Wir fahren über drei Stunden nach Auerbach und scheinen dann beim Aussteigen unseren Mut und unseren Willen im Bus zu vergessen. Was nützt der tollste Derbysieg gegen Nieder-Roden oder Groß-Bieberau, wenn wir gegen Gegner wie Kirchzell letzte Woche und jetzt Auerbach, Teams auf unserer Augenhöhe, die „Vier-Punkte-Spiele“ also, auf diese beschämende Weise abgeben.“ Angesprochen auf die bisher sehr wechselhaften Leistungen seiner Spieler erwiderte Beckmann: „Ich denke, die Zufriedenheit ist momentan unser größtes Problem. In den letzten Jahren immer knapp dem Abstieg entkommen, sind wir in diesem Jahr vergleichsweise gut in die Runde gestartet und hatten bereits 10 Punkte auf dem Konto. Das scheint Einigen etwas in den Kopf gestiegen zu sein.“ Tobias Wannenmacher zeigte sich naturgemäß deutlich zufriedener mit seinen Jungs. Gefragt nach der Bedeutung der kommenden Partie beim Tabellenschlusslicht USV Halle lautete die Antwort kurz und knapp: „Ein Vier-Punkte-Spiel.“
Statistik:
SV 08 Auerbach: Bayerschmidt, Goebel, Tannenberger, Weiss (2), Neuß (2), Lux (2), Laugner (1), Wannenmacher (2), Herold, Büttner (2), Schramm (6), Müller (5), Wolf (7), Schöttner
TV Groß-Umstadt: Bolling, Zwiers, Paul (2), Brunner, Blank (4), See (4/1), Acic (1), Kraft (29, Kraus (1), Kramer (2), Wesche (1), Kwiatkowski, Eisenträger, Kasumovic
Schiedsrichter: Stefan Walter / Florian Weinig
Zuschauer: 540
Strafwürfe: TV Groß-Umstadt 1/1
Strafzeiten: 1/4 (Büttner, See 2x, Acic, Kwiatkowski))
Spielfilm: 4:0, 7:1, 8:4, 10:7, 12:7 – 12:8, 16:9, 20:14, 23:14, 24:18, 29:21