Zu groß war der Unterschied im bisherigen Saisonverlauf der beiden Teams gewesen, weshalb wohl nur wenige eine spannende Partie erwartet hatten. Betrachtet man die nackten Zahlen, lässt sich auch im Nachhinein ein eindeutiger Spielverlauf vermuten. Und es sah über weite Strecken auch ganz nach einem einseitigen Spiel aus. Die Hausherren legten los wie die Feuerwehr und zwangen mit einer konzentrierten 6-0 Deckung den Gast aus Unterfranken immer wieder zu Fehlern. Schnell ging man mit 4:1 und 6:2 in Führung und präsentierte sich dabei nicht nur körperlich, sondern auch spielerisch überlegen. Vor allem Andreas Wolf schaltete und waltete wie er wollte und war von der Gästeabwehr kaum zu halten. Anderen wiederum merkte man an, dass sie angeschlagen in die Partie gingen und möglicherweise besser beraten gewesen wären, ihre Blessuren endgültig auszukurieren.
Der TSV Lohr zeigte sich völlig verunsichert, beging überraschend viele technische Fehler und überließ den Gastgebern fast kampflos das Feld. Einzig Linkshänder Jannick Bardina, aber auch Tamas Szabo im Tor der Gäste stemmten sich gegen die Übermacht der Blau-Weißen und hielten ihr Team im Spiel. Aber auch sie konnten letztlich nicht verhindern, dass Auerbach seinen Vorsprung weiter ausbaute und dass Andreas Wolf fast nach Belieben traf. Als man beim Stande von 17:10 die Seiten wechselte, hatte „Hightower“ bereits neunmal zugeschlagen und das Spiel schien seinen erwarteten Verlauf zu nehmen.
Doch dass man sich im Handball nicht auf Statistiken verlassen sollte, zeigte sich kurz nach Wiederanpfiff. Andreas Wolf wurde von der Lohrer Abwehr nun „kurz genommen“ und damit aus der Partie genommen. „Die Manndeckung gegen Andi hat uns irgendwie aus dem Konzept gebracht und ist etwas, woran wir noch arbeiten müssen“ zeigte sich Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach der Partie mit der zweiten Halbzeit unzufrieden. „In den 20 Minuten nach der Pause haben uns die nötige Kreativität und die Cleverness gefehlt, um das Spiel zu sichern.“ Man hatte fast den Eindruck, die Oberpfälzer wollten es mit der Brechstange richten. Reihenweise nahmen sich die Blau-Weißen ihre Würfe viel zu hastig und unvorbereitet und scheiterten immer wieder an der Gästeabwehr oder an Tamas Szabo. Lohr dagegen nutzte die Fehler geschickt zu schnellen und einfachen Gegentoren und holte Treffer für Treffer auf. Als Maximilian Lux in der 42. Minute seinen zweiten Strafwurf vergab hatten die Gäste bereits bis auf zwei Tore verkürzt (19:17), glichen in der 46. Minute gar zum 19:19 aus und schlossen damit einen 9:1-Tore-Lauf ab. Auerbach schien von der Rolle und ließ sich auch von den in dieser Phase teilweise überraschenden Entscheidungen der Unparteiischen zu sehr beeindrucken.
Tobias Wannenmacher und Michael Werner kamen nun ins Spiel und brachten mit ihrer Erfahrung die nötige Ruhe zurück. Schnell nahm der Gastgeber das Ruder wieder in die Hand, zwang die Unterfranken wieder ins Positionsspiel und damit zu Fehlern und agierte auch im Angriff wieder effektiver. In der 55. Minute erzielte Michael Werner, nachdem er zuvor bereits drei Strafwürfe „herausgeholt“ hatte, die viel umjubelte 24:20 Führung und spätestens als Philipp Walzik etwas mehr als eine Minute vor Schluss einen Strafwurf der Gäste verhinderte, war die Partie endgültig gelaufen. Am Ende leuchtete ein versöhnliches 29:22 von der Anzeigentafel.
„Ich war schon in der ersten Hälfte nicht ganz zufrieden, weil wir da die vielen Fehler der Lohrer noch eindeutiger hätten nutzen können“ erklärte Tobias Wannenmacher im Nachgang, zeigte sich aber hoch erfreut über die Unterstützung von den Rängen gerade in der zweiten Halbzeit. „Dass uns das Publikum weiter unterstützt hat, als nicht alles rund lief, hat uns über die schwache Phase geholfen.“ Gästetrainer Dieter Hess sprach von einer erwarteten und über die gesamte Dauer des Spiels gesehen verdiente Niederlage, zeigte sich aber auch zufrieden über die 20 Minute nach der Pause. „Ich bin stolz auf mein sehr junges Team, das es geschafft hat, dem Tabellenführer eine Zeit lang das Leben schwer zu machen und dem Publikum zu zeigen, dass wir auch Handball spielen können. Aber am Ende kam es dann wie so oft in der Saison: Auerbach hat gewonnen und der Gegner, diesmal wir, hat verloren.“
Es spielten: Walzik, M. Müller, Tannenberger, Weiss, Werner (1), Hofmann, Lux (3/1), Wannenmacher, Herold (2), Schramm (7/2), F. Müller (3), Wolf (10/2), Schöttner(3)