Es war das von Vielen erwartete Duell zweier gleichwertiger Teams im Kampf um den Klassenerhalt. Bereits zu Beginn zeigte sich, dass dies kein handballerischer Leckerbissen werden würde. Zu viel stand für beide Mannschaften auf dem Spiel, zu viele Unkonzentriertheiten und Fehler waren die Folge. Die ersten Minuten waren eher geprägt durch Nicklichkeiten in beiden Abwehrreihen und Abschlussschwächen im Offensivbereich, denn durch konzentrierte Defensivarbeit und saubere Auslösehandlungen. So hatten die Schiedsrichter bis zur 10. Minute zwar schon sechs Gelbe Karten und drei Zeitstrafen auf die beiden Teams verteilt, hatte jedoch erst fünf Torpfiffe abgeben müssen.
Es leuchtete ein mageres 2:3 für Rödelsee von der Anzeigentafel, als Mario Schmidtke in der 12. Minute zum Strafwurf antrat und diesen gegen den an diesem Tag sehr stark haltenden Max Deussen vergab. Allerdings konnten die Gäste diese Möglichkeit nicht zum eigenen Torerfolg nutzen und so dauerte es weitere vier Minuten, bis Andreas Wolf den Ausgleich zum 3:3 für seine Farben erzielte. Als kurz danach zwei Rödelseer Spieler für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen mussten und Jan Kästner dennoch ein Tor erzielen konnte, war wieder einmal deutlich zu sehen, wie schwer sich die Gastgeber mit ihrer derzeitigen Situation tun und wie angeknackst ihr Selbstvertrauen im Moment ist. So sah man über die gesamte Partie einen in der Offensive ungewöhnlich blassen Mario Schmidtke, der andererseits eine solide Abwehrleistung bot. Andererseits zeigte Felix Müller wieder einmal seine hervorragenden athletischen Fähigkeiten und hielt mit seinen insgesamt 9 Treffern sein Team lange Zeit im Spiel, brachte aber auch durch zwei, drei haarsträubende Fehler den Gegner in Ballbesitz und verhalf ihm dadurch zum Torerfolg. Berücksichtigt man aber, dass er bereits in der 23. Minute seine zweite Zeitstrafe absitzen musste, sich dennoch nicht aus dem Konzept bringen ließ und nach der Pause noch fünfmal erfolgreich war, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass er an diesem Tag einer der wenigen Auerbacher Spieler mit Normalform war. Selbst ein erfahrener Akteur wie Matthias Werner konnte diesmal keinerlei Akzente setzen. Vielmehr vergab auch er im weiteren Verlauf der Partie an wichtiger Stelle einen Strafwurf und zeigte damit deutlich, in welch tiefen mentalen Loch sich die Mannschaft derzeit befindet.
Zunächst jedoch zurück zur 22. Minute. Nachdem Felix Müller zweimal und Andreas Wolf ein weiteres Mal die Führung für Auerbach erzielt hatten (8:7) – dies sollte leider die letzte Führung für die Gastgeber sein – glich Rödelsee nicht nur aus, sondern legte weitere drei Tore zum 8:11 nach. Wieder einmal befand sich der Sv 08 in eigener Halle im Hintertreffen und in der schwierigen Situation, einen Rückstand wieder zulaufen zu müssen. Die Gäste hingegen gewannen etwas mehr Sicherheit und nutzten eine weitere Zeitstrafe gegen Ralph Weiss zum 9:13 Pausenstand. Man hatte sich im Auerbacher Lager viel vorgenommen, als man zur zweiten Hälfte antrat. Dennoch bekam man die eigene Nervosität nicht in den Griff und ließ dem Gegner sogar noch seinen Vorsprung auf fünf Tore ausbauen (9:14 und 10:15). Erst als Felix Müller mit drei Treffern diesen Rückstand verkürzte und Raul Adam einen Strafwurf der Unterfranken parierte, schien der Knoten endlich aufzugehen. Bis zur 40. Minute blieb zwar der Rödelseer Vorsprung einigermaßen konstant, dann jedoch trafen die Gastgeber viermal am Stück und glichen unter dem wieder aufkeimenden Jubel der Kulisse aus zum 18:18.
Wer jetzt jedoch geglaubt hatte, der Knoten sei nicht nur offen, sondern geplatzt, der sah sich leider getäuscht. Rödelsees Halblinker Jan Kästner erzielte zwei Tore nacheinander, Philipp Schöttner und Matthias Werner handelten sich je eine Zeitstrafe ein und die Unterfranken lagen wieder mit zwei Toren in Front. Als dann nach Felix Müllers Treffer zum 21:22 in der 52. Minute Matthias Werner seinen Siebenmeter vergab, war eine gewisse Resignation im Team der Blau-Weißen zu spüren. Zwar kämpfte die Wannenmacher-Sieben bis zum bitteren Ende der Partie und gab sich erst in der 58. Minute beim Stande von 23:26 endgültig geschlagen, allerdings spielte Rödelsee die letzten Minuten clever zu Ende und brachte den Sieg verdient unter Dach und Fach. Erwähnt sei vielleicht noch, dass, als in der 60. Minute noch einmal ein Strafwurf zugunsten der Gastgeber gepfiffen wurde, Andreas Wolf die Verantwortung übernahm und den Ball zum 24:27 einnetzte.
Mit dieser Niederlage und dem gleichzeitigen Sieg der SG H2Ku Herrenberg über den Tabellenletzten VT Zweibrücken-Saarpfalz ist nicht nur das Erreichen eines direkten Nichtabstiegsplatzes unmöglich für Auerbach, vielmehr haben die Oberpfälzer nun auch drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz.
„Wir sind natürlich froh, dieses Spiel gewonnen zu haben“ meinte Rödelsees Trainer Fritz Zenk nach der Partie. „Voraussichtlich müssen wir jetzt in den Norden fahren und an der Abstiegsrelegation teilnehmen. Es ist schade, dass sich oft die bayerischen Mannschaften gegenseitig aus der 3. Liga schießen.“ Tobias Wannenmacher zeigte sich einerseits naturgemäß enttäuscht über die Niederlage, richtete andererseits den Blick nach vorne. „Die Probleme, die wir heute offenbart haben, ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere gesamte Saison. Zu Beginn hat die Mannschaft eindeutig gezeigt, dass sie das handballerische Potenzial für die 3. Liga hat, das Problem liegt wohl eher im mentalen Bereich. Allerdings haben wir eine junge Truppe, die weitestgehend zusammen bleibt und mit der wir in den nächsten Jahren weiter arbeiten können. Wenn wir in die Oberliga absteigen, ist unser Ziel natürlich der direkte Wiederaufstieg, auch wenn dies keinesfalls ein Selbstläufer wird. Meister zu werden ist immer schwieriger, als eine Klasse zu halten. Außerdem gibt es in der Bayernliga mehrere Teams, die oben mitspielen werden und andere, die zusätzlich noch aufrüsten werden.“
Am kommenden Sonntag im Spiel gegen den voraussichtlichen Staffelmeister HSC 2000 Coburg können die Oberpfälzer nun völlig ohne Druck agieren und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Es spielten: Adam, Groß, Schramm (1), Tannenberger (2), Weiss (2), Müller (9), Werner (1), Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf (6/1), Schmidtke (2), Schöttner(1)