Die Überraschung im Ergebnis fiel zwar aus, dennoch konnten die etwa 520 Zuschauer in der Helmut-Ott-Halle eine kleine vorösterliche Überraschung feiern. Thomas „Tommy“ Bader stand nicht nur im Aufgebot, sondern erhielt auch einiges an Einsatzzeit. „Ich hätte nie gedacht, dass ich heute so lange auf dem Feld stehen würde“ meinte er nach dem Spiel. „Ich habe schließlich gerade einmal drei Trainingseinheiten mitgemacht.“ Der 35-Jährige hatte im Sommer 2012 eigentlich seine erfolgreichen Handballschuhe an den berühmten Nagel gehängt und sich fortan anderweitig sportlich fit gehalten. „Ich habe es mit Fußball und Basketball versucht, aber es ist doch etwas anderes, wenn man den Sport betreibt, den man am besten kann“ erklärte er und brachte seine Freude zum Ausdruck, seinem ehemaligen Team in dessen momentaner prekärer Verletzungssituation aushelfen zu können. „Wir haben vereinbart, dass ich, so lange ein Platz frei ist, dem Team bis zum Ende der Saison versuche zu helfen.“
Spielertrainer Tobias Wannenmacher bewertete die Leistung des „Neuzugangs“ nach dem Spiel sehr positiv. „Natürlich konnte Tommy noch nicht die Akzente setzen, die wir uns von ihm erhoffen, aber mit seinem Handballverständnis und seiner Routine hat er unserem heutigen Spiel zwischenzeitlich etwas mehr Ruhe verschaffen können. Das Team hat ihn wieder aufgenommen und wir freuen uns über seine Hilfe.“ Leider wurde dieses „Comeback auf Zeit“ nicht durch Zählbares gekrönt. Dazu war der Gegner dieses Tages zu stark und die eigene Chancenauswertung zu schwach. Alleine drei vergebene Strafwürfe belegen diese Einschätzung, ganz zu schweigen von den acht bis zehn frei vergebenen Einwurfmöglichkeiten aus aussichtsreichster Position.
Woran sich diese Schwächen fest machen lassen, ist nur teilweise erklärbar. Am Einsatzwillen der Spieler lag es jedenfalls nicht, wie der Spielverlauf beweist. „Wir wollten von Anfang an Gas geben und zeigen, dass wir diese Punkte wollen“ erklärten beide Trainer unisono nach dem Spiel. Allerdings kamen die Gäste aus Sachsen deutlich besser ins Spiel und zeigten von Beginn an mehr Präsenz als die Heimmannschaft. Unnötige Ballverluste und technische Fehler sowie überhastete Wurfversuche auf Seiten der Auerbacher sorgten schnell für einen deutlichen Rückstand. Bereits nach fünf Minuten leuchtete ein 0:4 von der Anzeigentafel. Die Gastgeber taten sich ungeheuer schwer gegen die massive und flinke Abwehrreihe der Sachsen und brachte sich immer wieder um die Möglichkeit, den Rückstand zu verkürzen. So verwunderte es nicht, dass es bis zur 14. Minute dauerte, bis der an diesem Tag erfolgreichste Werfer der Blau-Weißen, Philipp Schöttner, erst das zweite Tor für seine Farben erzielen konnte.
Zwischenzeitlich hatten die Gäste einen weiteren Drei-Tore-Lauf hingelegt und damit ihre Führung auf 1:7 ausgebaut. Erst als der inzwischen für den bis hierhin glücklosen Philipp Walzik eingewechselte Raul Adam mit einem millimetergenauen Gegenstoßpass auf Thomas Reger das dritte Tor für die Gastgeber einleitete, hatte man das Gefühl, er hätte sein Team aus einer gewissen Schockstarre herausgeholt. Erst jetzt kamen die Oberpfälzer in Schwung, erst jetzt zeigten sie, dass sie durchaus auch gegen starke Gegner mithalten können. Ständig pendelte der Spielstand zwischen vier und sechs Toren Rückstand hin und her und Auerbach zeigte, dass es dieses Spiel noch nicht aufgegeben hatte. Fünf Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit gelang es Volker Hackenberg und Mario Schmidtke mit drei schnellen Treffern sogar, die Führung der Leipziger auf 12:15 zu verkürzen, was von den erneut stimmungsvollen Tribünen mit lautem Jubel quittiert wurde. Fast hätte man diese „drei Tore“ in die Halbzeitpause gerettet, hätte nicht Clemens Uhlig mit der Sirene das 15:19 erzielt.
Zwei Treffer durch Maxi Hofmann und Philipp Schöttner stellten direkt nach Wiederbeginn den alten Rückstand wieder her. Doch Leipzig hatte an diesem Tag immer wieder eine Antwort parat. Eine Zeitstrafe gegen die Hausherren und einen vergebenen Strafwurf münzten sie bis zur 38. Minute geschickt in drei Tore und den erneuten Sechs-Tore-Vorsprung (17:23) um. Wer nun geglaubt hatte, dieser neuerlich deutliche Rückstand würde dem Team um Tobias Wannenmacher die Moral nehmen, sah sich getäuscht. Ganz im Gegenteil ging ein deutlicher Ruck durch die gesamte Mannschaft. Die Abwehr arbeitete noch konzentrierter und aggressiver als bisher und auch von den Torleuten waren einige gehaltene Bälle zu verzeichnen. Lediglich unterbrochen durch ein Tor von Leipzigs Spielmacher Max Berthold trafen die Gastgeber siebenmal hintereinander und stellten in der 45. Minute den kaum mehr erwarteten und von den Zuschauern lautstark umjubelten Ausgleich zum 24:24 her. Dabei hatte man sogar noch einen Strafwurf vergeben, hätte also möglicherweise sogar selbst in Führung gehen können.
„Hätte – Wäre – Wenn“, das Spiel war wieder ausgeglichen und die Hoffnungen auf einen Punktgewinn keimten allerorten auf. Warum sich dann wieder Fehler einschlichen, warum wieder teilweise unvorbereitet und ungenau geworfen wurde, ist durchaus nachvollziehbar. Auerbach war nicht plötzlich so schwach, sondern Leipzig war so stark. Die Gäste hatten ihre kurze Schwächephase überwunden und zeigten, welche Qualität in ihnen steckt. Torhüter Patrick Ziebert, an diesem Tag eindeutig stärker als seine beiden Gegenüber, gewann ein ums andere Mal die „Duelle“ mit den Auerbacher Angreifern, die Abwehr der Sachsen stand wieder stabil und zwang die Gegner zu Fehlern und in der Offensive zeigte sich die größere Erfahrung und der höhere Trainingsaufwand. Zudem waren einzelne Auerbacher Spieler nach fast sechzig Minuten Einsatzzeit einfach zu ausgelaugt, um noch ausreichend konzentriert und gezielt abzuschließen. Dass sie dennoch bis zur letzten Minute kämpften und alles gaben, um eventuell doch noch wenigstens einen Punkt zu retten, ist den Männern um Spielertrainer Tobias Wannenmacher hoch anzurechnen. Zwei Treffer innerhalb der letzten Minute konnten leider nur für etwas Ergebniskosmetik sorgen und den Endstand von 31:33 herstellen.
„Wir hatten heute einen sehr starken Gegner und haben wieder einmal gezeigt, dass wir mitspielen können“ meinte Tobias Wannenmacher nach der Partie. „Die nächsten beiden Wochenenden sind für uns spielfrei, da können wir uns etwas regenerieren und uns ordentlich auf das Spiel am 06.04. in Dresden vorbereiten. Von unseren letzten sechs Spielen müssen wir fünfmal gegen direkte Gegner im Kampf gegen den Abstieg antreten, haben es also immer noch selbst in der Hand, die Sensation des Klassenerhalts zu schaffen.“
Es spielten: Adam, Walzik, Ma. Werner (8/2), Weiss, Lux (n.e.), Hofmann (4), Mi. Werner (1), Bader, Hackenberg (2), Schnödt, Reger (3), Schmidtke (4/1), Schöttner (9/3), Wannenmacher (n.e.)