Lag es an der noch etwas ungewöhnlichen Winter-Anwurfzeit (18:00 Uhr) oder am Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga, jedenfalls fanden diesmal nur etwa 400 Zuschauer den Weg in die Helmut-Ott-Halle. Sie erfuhren zunächst mit Freude, dass Hallensprecher „Ali“ Weihermüller nach seiner Krankheit wieder auf dem Posten ist. Kurz vor Spielbeginn zusätzlich angespornt durch die kurze Ankündigung von Bürgermeister Jochen Neuß, man habe im Rahmen der Vorbereitungen für die im kommenden Jahr in Auerbach stattfindenden Feierlichkeiten zum 700-jährigen Stadtjubiläum einen Top-Bundesligisten „an Land ziehen können“, war die Stimmung auf den Rängen deutlich besser als noch vor zwei Wochen im Spiel gegen den TSV Friedberg. Mit lautem Beifall bedachten die Zuschauer die Nachricht, dass man mit dem derzeitigen Dritten der Handball Bundesliga Füchse Berlin vertraglich übereingekommen sei, am 24. Juli 2014 in der Helmut-Ott-Halle ein Vorbereitungsspiel auf die nächste Saison zu bestreiten.
An den Zuschauern konnte es also nicht gelegen haben, warum Spielertrainer Tobias Wannenmacher nach dem Spiel mehr als verärgert zur Pressekonferenz erschien. „Ich bin heute trotz des Sieges mehr als enttäuscht von der Leistung meiner Mannschaft. Wir haben zu keiner Zeit des Spieles umgesetzt, was wir unter der Woche besprochen und uns vorgenommen haben und waren überhaupt nicht in der Lage, die Leistung vom vergangenen Wochenende in Horkheim auch nur annähernd zu konservieren“ lautete sein Fazit über das Spiel. Was war geschehen?
Auerbach startete mit viel Elan in die Partie. Allen voran die beiden Außen Kenny Schramm und Mario Schmidtke lieferten sich in den ersten Minuten ein internes Torjäger-Duell und erzielten mit ihren schnellen Gegenstoßtoren die ersten sieben Treffer für ihre Farben. Immer wieder gelang es den blau-weißen Abwehrspielern die Gäste zu leichten Fehlern zu zwingen und mit der ersten Welle zu überrollen. Dennoch zeigte sich Zweibrücken nicht übermäßig beeindruckt und zeigte ein ähnlich schnelles Spiel. So stand es in der sechsten Minute noch immer 4:4, als Auerbach mit einem 3:0-Lauf den Bann gebrochen zu haben schien und bis zur 10. Minute auf 7:4 davon zog. Was jedoch danach geschah, sollte sich durch das gesamte Spiel ziehen, und der Grund für den Zorn des Trainers sein. Trotz des einigermaßen beruhigenden Vorsprungs schlichen sich zunehmend Unkonzentriertheiten und überhastete Aktionen in das Spiel der Gastgeber. Immer wieder und viel zu schnell gab man durch technische Fehler den Ball in die Hände des Gegners. Zweibrücken erzielte innerhalb von nicht einmal zwei Minuten drei Treffer am Stück und glich das Spiel bereits in der 13. Minute wieder aus.
„Wir haben besprochen, dass Zweibrücken mit Philip Wiese über einen ausgezeichneten Rückraumschützen verfügt, aber lassen ihn nach Belieben werfen. Wir haben besprochen, dass wir den Kreisläufer besser abschirmen müssen, aber lassen immer wieder das leichte Anspiel an den Kreis zu. Das sind viel zu viele einfache Tore für den Gegner“ ärgerte sich Wannenmacher. Bis zur 20. Minute passierte nicht viel. Auerbach legte einen Treffer vor, Zweibrücken zog nach. Als dann aber beim Stand von 13:12 Ralph Weiss, zweimal Mario Schmidtke und Sebastian Walz vier Treffer ohne Antwort der Gäste erzielten, erwachte auf den begeisterten Rängen die berechtigte Hoffnung, das Spiel würde sich endlich in die „richtige Richtung“ wenden. Allein die Aktionen der Auerbacher auf dem Spielfeld wurden nicht sicherer und so konnten die Saarpfälzer ihren Rückstand erneut auf zwei Tore verkürzen, ehe Andreas Wolf den 19:16 Pausenstand herstellte.
Noch waren die Zuschauer guter Dinge. Als dann jedoch die zweite Hälfte mit einem 1:5-Lauf der Gäste begann, kam bei manchem Fan die Erinnerung an das Auswärtsspiel in Balingen hoch und die Befürchtung, das Spiel würde auch diesmal wieder kippen. Zweibrücken führte plötzlich mit 20:21 und Auerbach stand unter Druck. Zumindest Kenny Schramm ließ sich davon nicht beeindrucken, erzielte nacheinander drei Treffer und ließ sich dabei nur von Philipp Schöttner unterbrechen. Unterstützt wurden die Beiden von Torhüter Philipp Walzik, der, seit etwa der 20. Minute im Spiel, dem Gegner mit einigen guten Paraden immer wieder die Bälle abluchste. Wieder führte Auerbach mit drei Toren (24:21), wieder ließ man die Gäste herankommen, wieder stand es nur 27:25 bei noch zu spielenden 15 Minuten. Es fällt nicht leicht, sich nicht ständig zu wiederholen, aber die Partie sollte ein weitere Mal einen ähnlichen Verlauf nehmen. Erneut legten die Oberpfälzer ein paar Treffer vor und konnten ihre Führung auf fünf Tore ausbauen. Weniger als zehn Minuten vor dem Ende sollte dieser Vorsprung doch wohl die endgültige Entscheidung sein.
Zunächst sah es auch danach aus, denn als Philipp Walzik kurz nach einer nicht für Alle nachvollziehbaren Zeitstrafe gegen Philipp Schöttner einen Strafwurf der Gäste entschärfen konnte, waren beim Stande von 32:27 lediglich noch wenig mehr als vier Minuten zu spielen. Als dann jedoch auch noch Tobias Wannenmacher drei Minuten vor Schluss wegen Ziehens am Trikot das Feld verlassen musste und im Gegenzug ein, zwei Fouls an Auerbacher Angreifern nicht gepfiffen wurden, war es um die Konzentration der Gastgeber endgültig geschehen. Die Saarpfälzer nutzten geschickt die ihnen gebotenen Chancen und holten Tor um Tor auf. So gingen die letzten vier Treffer des Spiels alle auf das Konto der Gäste. Als nach dem 32:31 Anschlusstreffer nur noch wenige Sekunden zu spielen waren, ließ Mario Schmidtke diesmal dem Gegner keine Möglichkeit mehr, noch einmal an den Ball zu kommen.
Ein knapper aber letztlich verdienter Sieg war unter Dach und Fach. „Meine Mannschaft hat sich während des gesamten Spieles nicht abhängen lassen und hat ihre Möglichkeiten voll ausgenutzt. Der Sieg der Auerbacher ist verdient, allerdings meine ich, ein Unentschieden wäre auch gerecht gewesen“ erklärte Gästetrainer Mirko Schwarz nach dem Spiel. Tobias Wannenmachers Blick richtete sich nach dem anfänglichen Ärger bereits wieder nach vorn. „In den kommenden beiden Wochen haben wir zwei sehr schwere Derbys - zunächst in Rödelsee und danach zuhause gegen Coburg - zu bestehen. Wie wir heute gesehen haben, haben wir noch viel Arbeit vor uns.“
Es spielten: Adam, Walzik, Schramm (8), Tannenberger (1), Weiss (3), Walz (1), Müller (2), Wannenmacher (1), Brodschelm, Herold, Wolf (2), Schmidtke (12/4), Schöttner (2)